Schalke verliert 0:3 gegen Bayern: Fans toben über die Schiedsrichterleistung und bauen ihre Mannschaft wieder auf

Schalke verliert 0:3 gegen Bayern: Fans toben über die Schiedsrichterleistung und bauen ihre Mannschaft wieder auf

25. August 2019 5 Von Susanne Hein-Reipen

Lieber vier Minuten Meister als eine Sekunde Bayernfan

Zur Pause sind die meisten Schalker noch optimistisch. In der Würstchenfanbox dominieren klar die Anti-Bayern-Sprüche von „Wisst Ihr noch, könnt Ihr Euch erinnern, 5 zu 1“ bis „Lieber 4 Minuten Meister als eine Sekunde Bayernfan“. Isso.

Für die Abteilung Fanbelange blickt Thomas „Kirsche“ Kirschner auf das Trainingslager in Mittersill mit der blau-weißen Nacht und den Schalke-Tag mit zahlreichen Fanorganisationen zurück, dann stellt er kurz die neue Anlaufstelle „Steht auf“ vor: Im Schalke-Museum am Treppenhaus 13 können künftig rassistische und diskriminierende Äußerungen gemeldet werden – eine Aktion, die bereits auf der Mitgliederversammlung von Peter Peters angekündigt wurde und nichts mit den umstrittenen Tönnies-Äußerungen zu tun hat.

Als Neuer nach der Pause in das Tor vor der Nordkurve läuft, wird er mit einem herzlichen „Manu Neuer ist ein *urensohn“ begrüßt, dann ertönen „Schaaaalke und der FCN!“ und „Eine Stadt erstrahlt in blau…“.

Lewandowski und Fritz bringen das Verhängnis

Marco Fritz macht da weiter, wo er in der ersten Halbzeit aufgehört hat: Nahezu aus dem Nichts pfeift er Freistoß für Bayern, den Lewandowski über die Mauer und unhaltbar für Nübel zur 2:0-Führung ins obere linke Eck (50.) schlenzt. Sch…ade.

Wagner reagiert sofort und lässt Ahmed Kutucu für den engagierten, aber blassen Raman aufs Feld. Wenige Minuten später: Getümmel im Bayern-Strafraum, Harit und McKennie kommen zu Fall, doch die Pfeife bleibt stumm, auch der Videobeweis wird nicht zu Rate gezogen. Drei Zeigerumdrehungen später bekommt Pavard das Leder klar an den abgewinkelten linken Arm, doch auch dieses Mal wird weder gepfiffen noch die Szene wenigstens noch einmal überprüft. Die königsblaue Volksseele kocht ob so viel Ungerechtigkeit und intoniert lautstark „Schiebt den Bayern die Schale in den Arsch“ und „Bayern und der DFB“.

Bayerntrainer Niko Kovac lässt nun die Neuzugänge Perisic und Coutinho ihr Bayern-Debüt feiern; Wagner bringt Salif Sané für Omar Mascarell, der von den Fans für seine starke Leistung satten Applaus kassiert. Szenenapplaus bekommt auch Kutucu für einen starken Angriff (59.). Kurze Zeit darauf marschiert Daniel Caligiuri sehr engagiert nach vorne, steht aber im Abseits.

Caligiuri ist es auch, der angefeuert von den „Asozialen Schalkern“, „Vorwärts FC Schalke, schieß‘ ein Tor für uns“ und der Attacke einen Freistoß in den Strafraum schlägt, wo Perisic mit der Hand am Ball ist. Sehr zum Verdruss der Schalkefans wird auch diese Szene nicht überprüft, Fritz hält nur kurze Rücksprache mit Köln, wo Bastian Dankert – für Schalker nur „der mit der Timo-Werner-Schwalbe“ – nach Auffassung der Fans wohl gerade FIFA zockt.

Wir sind die Faaaaans, die auch zu Dir steh’n, wenn Du verlierst…

Kutucus Angriff wird wegen eines angeblichen Stürmerfouls abgepfiffen, Persisic erschwalbt sich einen Freistoß, das Publikum wüsste nun wirklich gerne, wo das Auto des Schiris steht. Stattdessen macht erneut Ausnahmestürmer Lewandowski endgültig den Deckel drauf: Nach Coman-Zuspiel verlädt er Sané und vollendet rechts unten zum 0:3-Endstand. Dass die Bayernkunden daraufhin lautstark „Scheixxe 04“ anstimmen, trägt nicht zur Aufheiterung bei, doch die Nordkurve supportet unbeirrt mit „Schalke nur Du alleine“, dem Königsblauen S 04 und „Blau und Weiß ein Leben lang“ weiter.

Der Drops ist gelutscht, auch wenn der enorm laufstarke Kutucu, Caligiuri und Burgstaller noch Vorstöße machen. Neuer darf sich noch ein paar Judas-Rufe anhören, Münir Levent Mercan (für Harit) sein Arena-Profi-Debüt feiern, dann geht die Partie inklusive drei Minuten Nachspielzeit unter einer Dauerschleife von „Wir sind die Fans, die auch zu Dir steh’n, wenn Du verlierst…“ zu Ende.

…Du bist mehr als nur ein Club, Schalke meine Sucht

Auch der Abpfiff unterbricht diese Liebesbekundung nicht, die Kurve erweist sich einmal mehr als besser als jeder Sportpsychologe und zeigt der Mannschaft deutlich, dass sie die enormen Bemühungen und den couragierten Auftritt anerkennt.

Fast fünf Minuten lang werden die 0:3-Verlierer abgefeiert und aufgebaut, während die Bayern nach 10 Sekunden Winken in die Kabine verschwinden.  Nahezu einhelliges Fazit: Auf dieser Leistung kann man aufbauen, auch wenn die individuelle Klasse von Lewandowski und die fehlende Klasse der Schiedsrichter heute zu stark waren…! Glückauf!

Schalke – Bayern 0:3 (Foto: Hein-Reipen)

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