Testspielsieg bei Rot-Weiß Oberhausen: David Wagner feiert gelungenen Einstand auf Schalke dank Matondo und Kutucu

Testspielsieg bei Rot-Weiß Oberhausen: David Wagner feiert gelungenen Einstand auf Schalke dank Matondo und Kutucu

8. Juli 2019 3 Von Susanne Hein-Reipen

Durch einen Treffer von Rabbi Matondo und zwei schöne Tore von Ahmed Kutucu gelingt dem FC Schalke 04 bei der Premiere des neuen Chefcoachs David Wagner ein 3:1 (1:0)-Erfolg bei RW Oberhausen. Rund 6.000 Zuschauer im Niederrheinstadion sehen trotz zahlreicher fehlender Stars und erst fünf Tagen Training erste gute Ansätze in der Offensive – und eine tolle Bank, gleich drei Maskottchen und viele Klatschpappen. Susanne Hein-Reipen schildert im Für-den-Auftakt-sehr-okay-Spielbericht, was alles los ist…

Schalke hat sich die Kritik der Vorjahre, dass es Testspiele in China und sonstwo, aber nur wenige im Ruhrpott gebe, zu Herzen genommen und tritt gleich dreimal ausgesprochen heimatnah an. Erster Gastgeber dabei ist Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen, dessen traditionsreiches Niederrheinstadion bereits mehrfach als Heimspielstätte für Endrundenspiele der Schalker Junioren diente.

Rund 6.000 Oberhausener und Schalker pilgern schließlich zum Debüt des neuen Chefcoachs David Wagner. Wer möchte, kann mit seiner Karte schon das Vorspiel einer Stadtauswahl gegen die RWO-Traditionsmannschaft verfolgen, kommentiert von Ulli Potofski. Die legendären Locken sind einer seriösen grauen Kurzhaarfrisur gewichen, aber die Stimme des bekennenden Schalkers klingt wie einst im Mai.

Klatschpappenalarm…!

Alle Zuschauer werden von zwei sehr freundlichen Helfern begrüßt, die ihnen Klatschpappen mit dem RWO-Mannschaftsfoto hinstrecken. Bei den Schalkern stößt dieses Utensil auf eher überschaubare Gegenliebe. „WATT ist datt?! Und dann aunoch von RWO?! Nääää!“ Die netten Jungs tragen es mit Fassung: „Kannste Dir ja blau anmalen!“ Die Bratwürstchen sind köstlich, die Preise fair; nur die legendäre Anzeigentafel in der Kanalkurve ist außer Betrieb. Schade!

Bei der Platzbegehung redet David Wagner intensiv auf Youngster Rabbi Matondo ein, der aufmerksam zuhört, während seine Kollegen teilweise noch Musik hören. Am Spielfeldrand steht eine wunderschöne Holzbank, die mit den Wappen und dem Spieldatum geschmückt ist. „Geil! Die wär‘ genau datt Richtige für mein Gartenhaus!“ kommentiert ein Schalker begeistert.

Der Underdog, ein Waschbär und ein Saurier

Beim Aufwärmtraining, das von Wagners Funktionsteam geleitet wird, sind bereits deutliche Änderungen gegenüber der letzten Saison zu erkennen, es finden viel mehr Übungen mit Ball statt. Sebastian Rudy wird vom Physio so gedehnt, dass es schon beim Hinschauen zieht.

Dann wundern sich die Schalker: Zunächst macht ein ziemlich euphorisiertes Maskottchen mit dem schönen Namen „Underdog“ die Runde, dann tanzt ein Waschbär herum und später geht noch ein grelloranger Saurier vor der Heimkurve spazieren. Fazit: Da blickt ja keiner mehr durch, wir bleiben bei unserem Erwin, das weiß man, was man hat!

Die halbe Mannschaft fehlt

Wagner kann personell bei weitem nicht aus dem Vollen schöpfen, es sind nur 13 gesunde Profis an Bord. Weston McKennie und Salif Sané sind noch beim Gold- bzw. Afrika-Cup unterwegs, Alexander Nübel, Suat Serdar und die Neuzugänge Markus Schubert und Jonjoe Kenny haben als U 21-EM-Teilnehmer noch Urlaub. Hamza Mendyl, Yevhen Konoplyanka und Nabil Bentaleb gehören nicht mehr zum Kader und sind zur Vereinssuche freigestellt.

Zur Freude der Fans auf der Haupttribüne sitzen dort die Rekonvaleszenten Omar Mascarell, Mark Uth, Alessandro Schöpf und Daniel Caligiuri, die bereitwillig Foto- und Autogrammwünsche erfüllen. Ein Stück höher verfolgen Sportvorstand Jochen Schneider und Kaderplaner Michael Reschke das Spiel, die ein wenig erstaunt schauen, dass auch sie von zahlreichen Fans angequatscht werden. Willkommen auf Schalke, meine Herren!

Bei so vielen Ausfällen muss Wagner auf die Schalker Amateure zurückgreifen, die bereits im August wieder bei RWO antreten müssen. Er beginnt mit Langer, Reese, Hofmann, Nastasic, Oczipka , Rudy, Stambouli, Raman, Harit, Matondo und Burgstaller.

Bleibt Benjamin Stambouli Kapitän?

Am Start ist auch der neue Teammanager Sascha Riether, der beim Kurzinterview mit dem Stadionsprecher artig Komplimente verteilt. Bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung von RWO wird Trainer Terranova vom Oberhausener Anhang lautstark mit „Fußballgott!“ begrüßt.

Dann nehmen beide Mannschaften – Schalke erstmals im neuen königsblauen Heimtrikot mit den gemusterten Ärmeln – hinter einem Banner mit der Aufschrift „Fußball-Familienfest“ Aufstellung; am Spielfeldrand wird Wagner, im blauen S04-Polo mit S04-Basecap, von zahlreichen Fotografen umlagert. Zu Wimpeltausch und Seitenwahl tritt Benjamin Stambouli an, für die Fans ein Zeichen, dass der beliebte Franzose nach dem vorläufigen Abgang von Kapitän Ralf Fährmann nun endgültig die Binde übernimmt, die er in der Rückrunde bereits oft tragen durfte.

Mann der ersten Halbzeit: Rabbi Matondo

Zur Freude des Schalker Anhangs suchen die Knappen von Beginn an den Weg nach vorne. Neuzugang Benito Raman, Amine Harit und Rabbi Matondo, alle drei Modell „kleiner Flitzer“, verstehen sich trotz der erst kurzen Trainingsphase schon ziemlich gut und kombinieren sich munter in den Oberhausener Strafraum. Einen ersten Schuss von Raman aus 14 Metern haut RWO-Abwehrmann Jannik Löhden von der Linie (8.), in der 11. Minute knallt Rabbi Matondo das Leder an den linken Pfosten. Eine Minute später darf Königsblau dann aber jubeln: Rückkehrer Fabian Reese, heute als rechter Verteidiger unterwegs, bringt eine Flanke in den Strafraum, die Matondo nur noch einschieben muss. Frühes 1:0 für Schalke, jawoll!

In der Folgezeit erspielt sich Schalke weitere Chancen, RWO braucht noch etwas Anlauf, bis sie merken, dass die zusammengewürfelte Innenverteidigung mit Stambouli und Hofmann alles andere als sattelfest ist. Bei Schüssen von Christian März und Raphael Steinmetz kann Michael Langer dann mit zwei Glanzparaden eindrucksvoll zeigen, dass er als dritter Keeper beileibe nicht nur zur Deko im Kader ist.

Saufen, bis Benito trifft?

Für den Geschmack des Schalker Anhangs steigt RWO für ein Freundschaftsspiel arg hart ein, was u. a. Fabian Reese einen sehr schmerzhaften „Ausflug“ auf die Tartanbahn beschert. Am Spielfeldrand betreibt David Wagner derweil äußerst aktives Coaching und holt sich beiden diversen Unterbrechungen oft einen Spieler heran und gibt ihm neue Anweisungen.

Vor der Pause kommt neuer Schwung ins Spiel: Zunächst verpassen der Ex-Schalker Giuseppe Pisano und Shaibou Oubeyapwa den Ausgleich, dann schafft Raman das Kunststück, nach einem bildschönen Querpass von Matondo aus fünf Metern das leere Tor zu verfehlen. Argh! Sollte der berüchtigte di Santo-Fluch mit der Rückennummer 9 auf den Belgier übergesprungen sein? „Wir saufen, bis Benito trifft“ klingt jedenfalls nicht schlecht.

Mit dem 1:0 geht es in die Pause, die Wagner für ein vollständiges Durchwechseln nutzt. Zur zweiten Halbzeit tritt Schalke mit Woszniak, Plechaty, Marcel Langer, Can, Carls, Fontein, Mercan, Ceka, Skrzybski, Firat und Kutucu an, von denen nur Jonas Carls, Steven Skrzybski und Ahmed Kutucu zum Profikader gehören.

Kutucu trifft doppelt

Kutucu ist es dann auch, der auf Zuspiel von Skrzybski nach dem Anstoß cool wie ein Eiswürfel nach vorne spaziert und auf 2:0 erhöht. Anerkennendes Murmeln im ansonsten recht ruhigen Schalker Publikum „Der Junge hat den Torriecher! Datt musse erstmal machen!“ Die Oberhausener, die geistig noch nicht wieder richtig auf dem Platz waren, gucken verdattert.

Danach entwickeln die jungen Knappen ein munteres Spielchen, doch auch Daniel Davari im Oberhausener Tor ist auf Zack und entschärft die Schüsse von Jason Ceka (52.) und Kutucu (56., 68.). Neben Kutucu überzeugt insbesondere Sandro Plechaty, der unermüdlich die rechte Seite beackert.

Zur Erheiterung des Publikums saust derweil der Underdog mit dem Tretroller über die Bahn; die offizielle Bekanntgabe der Zuschauerzahl von 6.000 sorgt für ein kurzes „Ohne Schalke wär‘ hier gar nix los…!“ aus der Kanalkurve. Da lassen sich die Oberhausener auch nicht lumpen und kontern mit „Wir sind alles Oberhaus’ner Jungs!“

In der 78. Minute gelingt RWO durch Christian März der umjubelte Anschlusstreffer zum 1:2, was Mascarell, Schöpf und Uth zum Anlass nehmen, sich Richtung Mannschaftsbus zu verdrücken; Caligiuri bleibt als aufmerksamer Beobachter auf der Tribüne. Im Gegenzug hat Skrzybski das 1:3 auf dem Fuß, scheitert jedoch an Davari. März knallt den Ball noch einmal an die Latte, dann krönt Kutucu seine gute Leistung auf Zuspiel von Plechaty mit seinem zweiten Tor zum 3:1-Endstand (87.).

Coach und Zuschauer zufrieden

Nach dem Schlusspfiff werden noch gegenseitige Komplimente und gute Wünsche für die Saison ausgetauscht, die Jungs der zweiten Halbzeit bedanken sich sogar noch kurz bei der Schalker Kurve, obwohl diese weite Teile des Spiels wohlwollend, aber ungewohnt leise verfolgt hat. „Datt sah gar nicht so schlecht aus für 5 Tage Training“ konstatiert ein Schalker beim Biechen danach. „Jau, die haben sich tatsächlich Chancen erspielt“ ergänzt sein Kumpel.

In dieselbe Kerbe schlägt David Wagner. „Nach fünf Tagen Training war das Spiel so, wie ich es im Vorfeld erwartet habe. Einige Dinge waren bereits in Ordnung, an vielen Dingen müssen wir aber noch arbeiten. Die Jungs aus der Knappenschmiede haben sich ebenso wie der Rest des Teams gut präsentiert. Das hat mir gut gefallen.“

Testspiel RWO – S04 1:3 am 7. Juli 2019 (Foto: Hein-Reipen)