Schalker Wahnsinn in Bielefeld: Mit Herzkasper ins Achtelfinale…

Schalker Wahnsinn in Bielefeld: Mit Herzkasper ins Achtelfinale…

30. Oktober 2019 3 Von Susanne Hein-Reipen

Bielefeld wird stärker

An der Seitenlinie rasseln McKennie und Lucoqui heftig aneinander, können jedoch weiterspielen – und die Arminen haben offenbar in der Pause beschlossen, sich nicht kampflos abschlachten zu lassen, denn sie beißen sich zunehmend besser ins Spiel: Kls und Voglsammer stürmen in den Schalker Strafraum und Sané muss für den bereits geschlagenen Nübel retten (55.).

Die Stimmung in der mit 26.203 Zuschauern ausverkauften Arena ist nach wie vor prima, auf das „Vorwärts Schalke olé“ und „Hey, Schalke ist die Macht“ weht ein vernehmbares  „Arminia Bielefeld“ rüber, bevor noch einmal die „Ostwestfalen“, „Königsblauer S 04“ und „Für Deine Farben“ angestimmt werden. Ob auf Rasen oder Rängen, die Heimmannschaft hält jetzt besser dagegen.

…und wird belohnt: In der 72. Minute kann Kapitän Klos nach Vorarbeit von Clauss aus kurzer Nähe den Anschlusstreffer zum 1:3 erzielen. Der Stadionsprecher eskaliert, der Anhang wittert Morgenluft und hüpft eifrig vor sich hin.

Schalke muss unnötig zittern

Auch David Wagner reagiert und schickt Serdar für McKennie auf den Rasen, aber auch er kann den Anschlusstreffer zum 2:3 durch Soukou nicht verhindern (77.). Der Distanzschuss des Beniners wird von Sané noch abgefälscht und jagt unhaltbar für Nübel in die Maschen.

Jetzt hat die Heimkurve Spaß und skandiert lauter als je zuvor an diesem Abend „Bie! Le! Feld!“ und einen Wechselgesang; die Schalker versuchen, mit „FC Schalke 04“ und „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen!“ dagegen zu halten, auch wenn ihnen kurzzeitig der Atem stockt, aber Klos steht beim vermeintlichen Ausgleich in der 81. Minute im Abseits. Puah.

Burgstaller kommt für Raman, aber Schalke ist jetzt komplett vogelwild. Die Fans fragen sich, ob die souveränen Spieler der ersten Halbzeit nun ihre untalentierten Zwillinge geschickt haben oder ob die Mannschaft einfach noch zu grün ist, einen durchaus beruhigenden Vorsprung zu verwalten. Einigkeit besteht jedenfalls, dass Stambouli an allen Ecken und Enden fehlt!

Zwei Herzkasper und einige zerfetzte Nerven später – Arminia hat noch einen Freistoß in durchaus aussichtsreicher Position und einen Lattentreffer von Voglsammer – geht es in die 04minütige Nachspielzeit. Mit dem Wechsel Nastasic für Uth gehen ein paar Sekunden von der Uhr, doch nach einer Ecke kommt es zu einem munteren Getümmel im Schalker Strafraum, bei dem nur Kenny für den bereits geschlagenen Nübel die Nerven behält und die Kugel wegdrischt. Die folgende finale Ecke wird ebenfalls über das Tor geköpft – und dann kommt er endlich: DER SCHLUSSPFIFF! Selten war er so wertvoll wie heute…

Beide Mannschaften werden gefeiert

Die Bielefelder sinken zunächst enttäuscht auf den Rasen, werden dann aber von ihrer Kurve frenetisch bejubelt, schließlich war die zweite Halbzeit aller Ehren wert und mit einer solchen Moral werden die Arminen ein gewichtiges Wörtchen um den Aufstieg mitreden.

Und die Schalker? Werden ebenfalls von ihrer erleichterten Kurve mit „Der FC Schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“ und einer Welle abgefeiert, obwohl sie eigentlich den Hintern versohlt bekommen sollten. Wie kann man ein solches Spiel nach dieser ersten Halbzeit noch so aus der Hand geben? Wie viele graue Haare das wieder gekostet hat! Aber hey, wir sind Schalker, wir können offenbar nur dramatisch. „Feierbiest“ Weston McKennie gibt in eine Kuscheldecke gewickelt gutgelaunt den „Prominenten im Sack“, auch den anderen Spielern steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Über den Einbruch in der zweiten Halbzeit wird noch zu reden sein, aber hier und heute zählt erst einmal nur das Erreichen des Achtelfinales…

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