Schalke – Wolfsburg 0:2: Furchtbare erste Halbzeit verlängert Schalker Sieglos-Serie
21. November 2020Schalke 04 kann nach einer unterirdischen ersten Halbzeit, in der allein Frederik Rönnow ein Debakel verhindert, trotz einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang das Ruder nicht mehr herumreißen und verliert auch gegen den VfL Wolfsburg mit 0:2 (0:2). Susanne Hein-Reipen leidet unter nunmehr 24 sieglosen Spielen…
Die Heimbilanz gegen den VfL Wolfburg in „normalen“ Zeiten ist gut, aber beim FC Schalke 04 ist momentan leider nichts normal…
Wo ist Sané?
Schon bei Bekanntgabe der Aufstellung wundern sich die Schalkefans, dass beide etatmäßigen Innenverteidiger fehlen: Ozan Kabak findet sich nur auf der Bank wieder, Salif Sané steht gar nicht im Kader, weil er mit Knieproblemen aus der Länderspielpause zurückgekehrt ist. Hoffentlich rächt sich das nicht gegen den kopfballstarken Weghorst… Chefcoach Manuel Baum startet mit Rönnow, Thiaw, Stambouli, Nastasic, Ludewig, Oczipka, Mascarell, Harit, Utth, Serdar und Paciencia.
Glatter Fehlstart
Wolfsburg legt sofort mit Vollgas los und hat bereits in der 3. Minute die erste Großchance, als Schlager nach Vorarbeit von Mehmedi im Sechzehner Maß nehmen kann, doch Nastasic kann zur Ecke retten. Diese verzögert das Schicksal jedoch nur um einige Sekunden, denn Weghorst steigt höher als Thiaw und sein Kopfball prallt vom Innenpfosten ins Tor. 0:1 nach drei Minuten, sch…ade. Auch Manuel Baum guckt an der Seitenlinie ziemlich verkniffen aus der Wäsche, er hatte sicher auf eine längere Halbwertszeit seines Matchplans gehofft.
Und Wolfsburg bleibt im Vorwärtsgang, Brekalo und Schlager kommen nicht durch, Weghorst trifft das Außennetz (8.). Zwei Zeigerumdrehungen später schnappt sich Rönnow einen abgefälschten Schuss von Brekalo, wiederum zwei Minuten später rettet Schalkes neue Nummer 1 mit dem Fuß zur Ecke. Die Ecke erwischt Rönnow mit dem Knie, den Nachschuss von Lacroix schnappt er sich sicher. Wann gedenkt eigentlich die Schalker Abwehr am Spiel teilzunehmen…?!
Erschreckende Überlegenheit der Wölfe
Als Nächster darf sich Steffen nach Maß-Vorarbeit von Roussillion die Ecke aussuchen, köpft aber Rönnow an, der reflexartig die Beine zusammenbringt. Auf der Gegenseite erkämpft sich Paciencia die erste Ecke für die Hausherren, aber Casteels schnappt sich Thiaws Kopfball sicher.
Besser machen es die aus Schalker Sicht erschreckend überlegenen Wolfsburger: Über Weghorst und Schlager kommt der Ball zu Steffen, dessen Rückgabe erwischt Schlager. Nastasics Rettungsversuch fälscht den Ball nur unhaltbar für Rönnow zum 0:2 ab (24.). Auf der Tribüne schaut Sportvorstand Jochen Schneider genervt über seine Maske.
Immerhin: es folgt ein Entlastungsangriff von Königsblau. Eine Ecke wird von Nastasic mit dem Kopf vor die Füße von Thiaw verlängert, der sie jedoch nicht richtig trifft, so dass Casteels Sieger bleibt (27.).
Höchststrafe für Harit
Wolfsburg verwaltet nun geschickt die Führung; Schalke bringt es nur zu einem abseitsverdächtigen Paciencia-Schuss ans Außennetz (37.). Noch vor der Pause hat Baum das unmotivierte Spiel von Harit dicke, der marokkanische Dribbelkünstler darf sehr vorzeitig duschen gehen, für ihn kommt Benito Raman.
Bis zum Pausenpfiff gibt es noch Schüsse von Steffen und Paciencia und eine sehenswerte Aktion von Raman, der nach einem Sturmlauf auf links aus spitzem Winkel Casteels zu einer Glanzparade zwingt, dann schleichen die Schalker mit hängenden Köpfen Richtung Kabine. Das war selbst für Schalker Verhältnisse der letzten 10 Monate gar nichts!!! Ohne Rönnow stände hier noch ein deutlicherer Rückstand – und wenn Zuschauer dabei wären, wäre in der Arena Feuer unter dem Dach und „wir woll’n Euch kämpfen seh’n!“ wohl noch die netteste Forderung.
Zaghafte Verbesserungen in der zweiten Halbzeit
Baum ersetzt den bemühten, aber weit von seiner Bestform entfernten Stambouli durch Steven Skrzybski, damit einher geht die Umstellung von der Dreier- auf die Viererkette. Und die erste Aktion des zweiten Durchgangs gehört Schalke, aber Ramans schöne Flanke wird von Paciencia knapp neben das Tor verlängert, auch der ebenfalls mitgelaufene Uth verpasst.
Einen Wolfsburger Freistoß holt Rönnow problemlos aus der Luft (51.); beim folgenden Schuss von Steffen muss er nicht eingreifen. Auf der Gegenseite verpasst Skrzybski knapp eine Hereingabe von Paciencia. Die folgende Ecke wird sichere Beute von Casteels.
Schalke ist nun etwas besser im Spiel als in der ersten Halbzeit – böse Zungen sagen, schlechter ging es auch nicht mehr -, kann aber keine zwingenden Chancen erspielen. Serdar bedient Uth, aber der Angreifer steht knapp im Abseits und bringt das Kunststück fertig, aus gut 7 Metern Torentfernung nicht nur über Casteels, sondern auch deutlich über den Kasten zu zielen. Eine weitere Schalker Ecke verpufft wirkungslos. Auf der Gegenseite stürmen Brekalo und Weghorst Richtung Tor, doch der Niederländer scheitert an Rönnows Brust. (63.).
Kein Schussglück
Ein strammer Distanzschuss von Mascarell landet bei Casteels (64.), der kurze Zeit darauf auch einen guten Abschluss von Paciencia nach Hereingabe von Serdar reaktionsschnell abfängt (71.).
Danach bringen beide Trainer frisches Personal; beim VfL ersetzen Joao Victor und Klaus Steffen und Brekalo, bei Schalke dürfen Bentaleb und Kutucu für Serdar und Paciencia ran.
Auch Raman hat kein Glück, seine Direktannahme eines verunglückten Abwehrversuchs von Roussillon geht neben das Tor. Beim nächsten Vorstoß steht Skrzybski im Abseits. In der 86. Minute kassiert Schlager nach einem taktischen Foul gegen Kutucu die erste gelbe Karte der gesamten Partie, um jeden Meter Kämpfen und Beißen sieht anders aus…
Wolfsburg nimmt mit zwei weiteren Wechseln (Philipp für Mehmedi und Bialek für Weghorst) noch etwas Zeit von der Uhr, Schalke läuft vergeblich an. Den Schlusspunkt setzt ein Kracher von Raman an die Querlatte, dann steht fest: Die Sieglos-Serie verlängert sich auf nunmehr 24 Spiele.
Es wird brenzlig
Die Niederlage hat Schalke sich leider vollständig selber zuzuschreiben, da die erste halbe Stunde komplett verschlafen wurde und die spielerischen Mittel und das Selbstbewusstsein derzeit nicht ausreichen, einen 0:2-Rückstand wettzumachen. Wenn nicht sehr, sehr bald von Beginn an und über 90 Minuten der Einsatz der zweiten Halbzeit gezeigt wird, ist Schalke ein klarer Abstiegskandidat.
Manuel Baum ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden, aber er sollte sich nicht scheuen, „Stars“ wie Amine Harit aus dem kader zu werfen, wenn sie nicht bereit sind, die Situation anzunehmen und zu ackern. Harit ist ein genialer Kicker, wenn es gut läuft, aber momentan sind keine Hackentricks, sondern bedingungsloser Einsatz gefragt, wie ihn beispielsweise der spielerisch deutlich limitiertere Skrzybski gezeigt hat.
Die nächsten Gegner sind Mönchengladbach (A) und Leverkusen (H)…