Schalke – Hannover 2:1: Büskens, Ultras, Stimmung – Heimsieg!

Schalke – Hannover 2:1: Büskens, Ultras, Stimmung – Heimsieg!

19. März 2022 1 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 gewinnt sein Heimspiel gegen Hannover 96 verdient mit 2:1 (1:0) und bleibt dem führenden Trio dicht auf den Fersen. Die Stimmung in der sonnigen Veltins-Arena, endlich wieder mit Stehplätzen und Ultras in der Nordkurve, ist klasse; nach dem Spiel feiert die Mannschaft begeistert mit den Fans. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Auch vor diesem Spiel geht es lange hin und her: Wie viele Zuschauer dürfen rein, welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen, welche Corona-Regeln sind aktuell…? Erst Donnerstag wird klar: Nach zwei langen Jahren mit Geisterspielen und Zuschauerbeschränkungen ist endlich wieder eine Vollauslastung der Veltins-Arena möglich, Freitag fällt zudem die 2G+-Regel und die Maskenpflicht am Platz. Ganz voll wird die Bude zwar nicht, aber 55.152 Zuschauer, davon gut 1.300 Gästefans, sind mehr als nur ein verdammt guter Anfang!

Auch das Wetter gibt alles, dass sich die Schalker an den einschlägigen Treffpunkten wohl fühlen und zum Teil lang vermisste Bekannte wieder begrüßen dürfen. Wie herrlich etwas sein kann, das man noch vor zwei Jahren für alltäglich und selbstverständlich gehalten hat…

Die Ultras Gelsenkirchen sind wieder dabei

Ebenfalls teilweise hart vermisst wurden die Ultras Gelsenkirchen, die getreu dem Motto „alle oder keiner“ den Spielen fernblieben, die unter starken Beschränkungen stattfanden – nunmehr sind auch sie wieder dabei und mit ihnen kehren die Großfahnen, Doppelhalter und das große Nordkurvenbanner in die Kurve zurück. Wer dabei keine Gänsehaut bekommt, werfe das erste Megaphon!

Im Vorprogramm gibt es neben den üblichen Spielchen ausführliche Interviews mit Geburtstagskind und Interims-Cheftrainer Mike Büskens und Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers. Während sich die Mannschaften warmmachen, plaudert sie mit Jörg Seveneick über die jüngst veröffentlichte königsblaue Konzernbilanz, vorausschauende Planungen und die neue Anleihe – „Zukunft zeichnen“ heißt das Motto, das auch Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder in einem Einspieler anpreist.

Für Schmunzeln sorgt die Werbung des neuen Trikotsponsors Vivawest: „Klaus Fischer 182 Buden,  Vivawest 120.000 Buden“ – okay, Klaus konnte aber schönere Fallrückzieher…!

Kurve mit voller Kraft voraus

Beim Steiger- und Vereinslied ist die Nordkurve endlich wieder ein lebendiges blau-weißes Wimmelbild, danach wird mit aller Kraft die Aufstellung rausgebrüllt:  Fraisl, Lode, Thiaw, Itakura, Calhanoglu, Flick, Palsson, Drexler, Zalazar, Terodde und Bülter sind die Jungs, die heute vollen Support bekommen sollen.

Nach dem Einlauf stellen sich beide Mannschaften für eine Gedenkminute für den verstorbenen DFB-Ehrenpräsidenten Egidius Braun auf, dann rollt der Ball – und die Kurve. Der „Soundcheck“ mit der Geräuschpegelmessung wurde ja längst abgeschafft, aber das „Schalalala Schalke 04“ hört man vermutlich noch bis Lüdenscheid-Nord.

Schalke beginnt zunächst druckvoll und sucht den Weg nach vorne, aber Bülter (1.), Zalazar (4.) und Lode (4.) schaffen es nicht, die Defensive der Gäste zu überwinden. Nach einigen Minuten wagt sich Hannover dann auch über die Mittellinie, Fraisl hat jedoch keine Probleme mit dem Abschluss von Muroya (8.).

Kurz darauf haben die Schalke-Fans bereits den Torschrei in der Kehle, aber Zieler im Tor der Niedersachsen kann aus kurzer Distanz gegen Terodde klären, der von Drexler und Zalazar sehr schön bedient wurde (13.). In der Nordkurve ist derweil Dauer-Support angesagt, das Repertoire reicht von „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“, „Vorwärts FC Schalke, schieß ein Tor für uns“, über „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“ und „Schalke nur Du alleine“ bis zu den Ruhrpottkanaken.

Itakura mit der umjubelten Führung

In der 25. Minute ist es erneut Terodde, der die Schalker von den Sitzen reißt, doch sein Schuss geht über die Querlatte. Danach verflacht das Spiel vorübergehend ein wenig; Mike Büskens absolviert derweil an der Seitenlinie ein ordentliches Laufpensum – ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten heute tatsächlich in langer Hose. Seinem Hoodie bleibt Buyo jedoch treu.

Thiaw, dessen Einsatz aufgrund einer Trainingsblessur auf der Kippe stand, bekommt Szenenapplaus für eine rettende Bilderbuchgrätsche neben dem eigenen Strafraum; eine Ecke von Kerk sorgt für einen Pfostenschuss und Kerk sieht die erste gelbe Karte des Spiels, weil er sich herzhaft an Bülters Hose klammert.

Als sich die meisten Zuschauer bereits auf eine torlose erste Halbzeit einstellen, wird Schalke wieder richtig wach: Flanke Lode und Kopfball Zalazar, da muss Zieler sein ganzes Können aufbieten, um den Ball noch über die Latte zu lenken (43.). Die folgende Ecke sitzt dann: Ondoua bekommt die Hereingabe nicht unter Kontrolle, der Ball landet bei Lode, der geschickt den besser postierten Itakura bedient – sein Flachschuss schlägt unhaltbar hinter Zieler ein. Das 1:0 wird natürlich gebührend bejubelt!

Teuchert schockt Schalke, Zalazar schlägt zurück

Das 1:0 ist nach einer einminütigen Nachspielzeit dann auch der Halbzeitstand; beim Halbzeitplausch regiert die Hoffnung, dass das jetzt der „Dosenöffner“ auf dem Weg zum Heimsieg war. Die Fanbox
und die Abteilung Fanbelange runden die Pause ab. Zu Gast sind dieses Mal Joanna und Leon von der Gesamtschule Berger Feld, die kürzlich für ihren Einsatz gegen Diskriminierung mit der Ernst-Alexander-Auszeichnung geehrt wurde. Fanbetreuer Kirsche wirbt zudem für das Projekt „Leicht kicken“ und das „Kneipenquiz Digital“ mit Rouven Schröder –  am kommenden Dienstag ab 19.04 Uhr offen für jeden interessierten Schalker. Die „Knappenkids-Reporter“ dürfen Simon Terodde interviewen, Infos zum kommenden Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden gibt es voraussichtlich spätestens Mitte der Woche.

Die Nordkurve eröffnet mit „Stadion gehen, im Pappbecher Bier“ und „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ den Support für die zweite Halbzeit; beide Mannschaften treten personell unverändert an. Den besseren Start erwischen jedoch die Gäste: Ein erster Warnschuss von Franke geht noch über Fraisls Kasten (46.); dann vernascht ausgerechnet der Ex-Schalker Teuchert Thiaw und setzt den Ball mit einem platzierten Rechtsschuss in die lange Ecke (50.). Die Begeisterung beim Schalker Anhang hält sich sehr in Grenzen, auch wenn es ein durchaus sehenswerter Schuss war: Wieso trifft gefühlt jeder Ex-Spieler gegen uns?!

Der Frust hält jedoch nicht lange, denn was Teuchert kann, kann Zalazar schon lange: Palsson bedient Lode auf der rechten Seite, der sich mit einem Steckpass zu Zalazar seinen zweiten Assist verdient. Der Uruguayer lässt sich weder vom spitzen Winkel noch den Abwehrspieler beirren und drischt den Ball durch Zielers „Hosenträger“ zwischen Schulter und Kopf zur erneuten Führung ins Tor (54.). Ein Leben laaaang… Der VAR bestätigt: Kein Abseits, das 2:1 hat Bestand!

Schalke gegen Zieler

Kurz darauf geraten die beiden Torschützen aneinander, Teuchert grätscht Zalazar durchaus brutal in die Hacken. Schiedsrichter Stegemann zückt Gelb, die Schalker hätten lieber Rot gesehen.

Die Stimmung ist nach wie vor toll, der Wechselgesang zwischen Nord- und Südkurve fluppt wie einst im Mai und auch „Gelsenkirchen Schalke Neunzehnhundertvier, für Deine Farben leben und sterben wir“ wird inbrünstig intoniert.

Auf dem Spielfeld verdient sich unterdessen Zieler im Tor von H 96 gute Noten: Ob Bülter (59.), Thiaw (60.) oder Bülter (60.), der Schlussmann rettet, was zu retten ist. Ochs bekommt einen Ball von Drexler mitten ins Gesicht und muss kurze Zeit später mit einem Brummschädel runter, für ihn kommt Maina, Kerk wird durch Baier ersetz. Auch Büskens tauscht, Matriciani darf für den zweifachen Vorbereiter Lode ran, Pieringer ersetzt Bülter.

Große Torchancen sind nunmehr auf beiden Seiten Mangelware; die Nordkurve verbreitet weiter gute Laune mit den „Asozialen Schalkern“ und fordert „Vorwärts Schalke kämpfen und siegen!“ Als Zalazar in der 79. Minute für Idrizi ausgewechselt wird, gibt es lautstarken Applaus. Freudig begrüßt wird auch das 1:0 von Fortuna Düsseldorf gegen den Aufstiegskonkurrenten HSV.

Pieringer verpasst die Entscheidung, als er nach Vorarbeit von Drexler in Höhe des Elfmeterpunktes nicht an Zieler vorbeikommt (85.). Drexler sieht noch Gelb, beide Trainer bringen mit Stolze (für Walbrecht), Hinterseer (für Diemers) und Sané (für Drexler) noch einmal frisches Personal. Die Kurve feiert schon „Der FC schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“, doch vor Ende der fünfminütigen Nachspielzeit gibt es noch einen kleinen Herzkasper, als nach einem Freistoß von Hannover ein Handspiel von Terodde reklamiert wird. Stegemann entscheidet jedoch zu Recht auf Abstoß, kurze Zeit später ist die Partie aus.

Schalke bleibt dran!

Büskens holt damit den zweiten Sieg im zweiten Spiel, Schalke rückt mit 47 Punkten zumindest vorübergehend auf Rang 4 vor und bleibt dem Spitzentrio auf den Fersen. Die Hannoveraner hingegen sinken frustriert auf den Rasen und müssen den Blick wieder nach unten richten.

Die Nordkurve skandiert „Hannover fällt“ und fordert die Spieler – und die kommen nur allzugerne! Eine Jubelwelle, einmal „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ – und weil’s so schön war, noch eine gemeinsame Welle hinterher, so dürfen Spiele gerne öfter enden.

Geburtstagskind Mike Büskens darf also heute Abend doppelt feiern, bevor er die Länderspielpause wie angekündigt für intensive Einheiten nutzen möchte…