Hoffenheim – Schalke 4:2: Zweite Halbzeit zum Wegschauen

Hoffenheim – Schalke 4:2: Zweite Halbzeit zum Wegschauen

8. Mai 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Schalke lässt sich nach einer 2:0-Pausenführung innerhalb von nicht einmal zwanzig Minuten von der TSG Hoffenheim mit 4:2 überrennen, weil das Fußballspielen quasi eingestellt wird. Die Schalker Urgesteine Asamoah und Büskens leider auf der Bank sichtlich mit, während Teile der Mannschaft auch diesen Negativrekord äußerlich ungerührt wegstecken.

Wir erinnern uns: Das Hinspiel gewann Schalke nach einer historischen Niederlagenserie just vor Einstellung des Rekords von Tasmania Berlin mit 4:0. Mann des Tages war Matthew Hoppe, dem gleich drei bildschöne Treffer gelangen; auch Rückkehrer Sead Kolasinac wurde gefeiert. Die dadurch jäh wieder aufgeflammten Hoffnungen der Schalkefans auf den Klassenerhalt erhielten jedoch in der Folgezeit Dämpfer auf Dämpfer, bis durch die Niederlage in Bielefeld der Abstieg besiegelt war.

Wundern über die Aufstellung

Nunmehr geht es nur noch darum, sich halbwegs anständig aus der ersten Bundesliga zu verabschieden. In den sozialen Netzwerken wünschen sich viele Fans, dass Chefcoach Dimitrios Grammozis nur noch junge Spieler spielen und Erfahrungen machen lässt, die auch in der nächsten Saison noch das königsblaue Trikot tragen, doch die Startelf liest sich eher nach „wir stellen ins Schaufenster, wer weg soll“ – Verletzungsausfälle spülen u. a. Schöpf, Oczipka, Mustafi und Uth wieder auf den Platz. Die vollständige Aufstellung ist Fährmann, Oczipka, Mustafi, Becker, Kolasinac, Debütant Florian Flick, Schöpf, Serdar, Harit, Uth und Huntelaar.

Die ersten fünf Spielminuten passiert wenig bis nix, dann liegt der Ball im Schalker Tor, doch Vorlagengeber Bebou stand bei der Balllabgabe im Abseits, der Treffer zählt nicht. Einen weiteren Schuss von Baumgartner nach Mustafi-Fehler pariert Fährmann.

Schöpf, Serdar, Uth: Schalke führt!

Von Schalke ist bislang wenig zu sehen, doch das ändert sich in der 12. Spielminute sehr effektiv: Schöpf marschiert in den Strafraum, Serdar leitet das Leder weiter und Uth vollstreckt aus kurzer Distanz zum 1:0 für Schalke – „ausgerechnet“ Uth, der besonders unter den Ausschreitungen nach dem Abstieg zu leiden hatte.

Fährmann entschärft einen Freistoß von Kramaric ebenso wie Kopfbälle von Baumgartner und Kramaric; Serdar kassiert Gelb wegen einer Ggrätsche gegen Baumgartner. Baumgartner ist es auch, der kurz vor der Pause gegen Harit zur Ecke rettet. Diese wird von Oczipka schwungvoll in den Strafraum gebracht und Mustafi köpft wuchtig an den Innenpfosten, von dort springt der Ball zur 2:0-Führung für Schalke ins Tor (42.). Kurz darauf hat Harit sogar das 3:0 auf dem Fuß, verzieht jedoch knapp. Auf der Gegenseite haben Skov per Freistoß und Posch per Kopf ebenalls kein Schussglück, so dass es aus Sicht der TSG mit 0:2 in die Kabinen geht.

Schneller Ausgleich

In den sozialen Netzwerken wundern sich die Schalkefans über die plötzliche Effektivität: Bringt Hoffenheim tatsächlich das Kunststück fertig, direkt zweimal gegen einen der schlechtesten Absteiger aller Zeiten zu verlieren…?

Doch noch ist eine Halbzeit zu spielen und die TSG legt los wie die Feuerwehr: In der 47. Minute setzt Kramaric einen Freistoß aus gut 20 Metern Torentfernung gefühlvoll über die Mauer in den Winkel, Fährmann kommt zu spät – der 1:2-Anschlusstreffer. Und 04 Minuten später verlängert Akpoguma eine Ecke von Kramaric mit dem Kopf Richtung Tor – Fährmann ist noch mit den Fingerspitzen dran, kann den Ball aber nicht mehr abwehren und es steht 2:2 (51.). Alles wieder offen…

Das Scheunentor ist weit offen

Uth kassiert eine unnötige gelbe Karte wegen Ballwegschlagens, dann nimmt das Verhängnis weiter seinen Lauf. Wieder ein Freistoß von Kramaric, diesmal ist es Baumgartner, der ihn Richtung Tor köpft, wieder kommt Fährmann zu spät – 3:2 für die TSG (60.). Kurz darauf dann das 4:2: Schalke verliert den Ball und fünf Defensivkräfte schauen weitgehend tatenlos zu, wie Grillitsch und Bebou sich in den Strafraum durchtanken und der junge Togolese freistehend einschieben kann (64.). Vier Gegentore in 19 Minuten…

Grammozis versucht zu reagieren und ersetzt Serdar durch Bozdogan; wenig später kommen auch Skrzybski (nach langer Verletzungspause für Harit) und mit Jimmy Kaparos (für Schöpf) ein weiterer Debütant ins Spiel. Kaparos ist der 38. Spieler, der in dieser Saison für Schalke aufläuft, auch das ein Rekord.

Entscheidende Akzente können die Joker aber nicht mehr setzen, obwohl Hoffenheim jetzt in den Verwaltungsmodus geschaltet hat und nur noch gelegentlich mit Samassekou nach vorne kommt. Kurz darauf wird er durch Rudy, wegen seines katastrophalen Preis-Leistungs-Verhältnisses ein rotes Tuch für viele Schalker, ersetzt. Schlussendlich dürfen auch Hoppe (für Uth) und Mercan (für Huntelaar) noch ein paar Einsatzminuten sammeln, aber es bleibt beim 4:2.

Peinliche Vorstellung wirft einmal mehr Fragen auf

Hoffenheim ist damit auch rechnerisch gerettet, Schalke hingegen ist ein weiteres Mal komplett auseinandergefallen und hat sich einmal mehr zur sportlichen Lachnummer gemacht. Auch wenn es nur noch um die goldene Ananas bzw. einen vernünftigen Abschied geht: So wie im zweiten Durchgang darf eine Mannschaft in Königsblau nicht auftreten, so willen- und wehrlos dürfen sich Schalker nicht in ihr Schicksal ergeben.

Noch drei Mal 90 Minuten, dann ist die Saison endlich vorbei!