Schalke 04 – Hoffenheim 4:0: Kola, Hoppe, Harit, Fährmann, der S 04 ist wieder daaaa!!!

Schalke 04 – Hoffenheim 4:0: Kola, Hoppe, Harit, Fährmann, der S 04 ist wieder daaaa!!!

9. Januar 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Schalker können fast alles, nur nicht normal: Nach einem absoluten Seuchenjahr und einer Chaoswoche rund um den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies steht die Mannschaft unter der Führung von Sead Kolasinac von den Toten auf und fegt die TSG Hoffenheim verdient mit 4:0 aus der Veltins-Arena. Drei Tore des 19jährigen Hoppe, eine Gala-Vorstellung von „Enfant terrible“ Harit und Ralf Fährmann auf dem Weg zu alter Stärke – Susanne Hein Reipen geht steil…

Die Begegnung zwischen Schalke 04 und der TSG Hoffenheim ist seit dem letzten Bundesligasieg am 17. Januar 2020 der 31. Anlauf, wieder dreifach zu punkten. Schafft Schalke es nicht, hätte es saisonübergreifend den vermeintlich ewigen Negativrekord von Tasmania Berlin eingeholt, die das „Kunststück“ allerdings in einer – ihrer einzigen – Bundesligasaison fertigbrachten.

Startelf: Kolasinac verdrängt Oczipka

Wie erwartet, steht Rückkehrer und Hoffnungsträger Sead Kolasinac auf seiner Lieblingsposition als Linksverteidiger; Bastian Oczipka, der die Schalkefans so manches Mal an den Rand der Verzweiflung trieb, muss auf der Bank Platz nehmen. Gemeinsam mit „Seo“ stehen vor Keeper Ralf Fährmann Matija Nastasic, Ozan Kabak und Timo Becker in der Vierkette; im defensiven Mittelfeld spielen nach dem Ausfall von Kapitän Omar Mascarell Benjamin Stambouli und Suat Serdar. Für das offensive Mittelfeld setzt Chefcoach Cristian Gross auf Amine Harit, Mark Uth und Alessandro Schöpf, einzige Sturmspitze ist wie bereits in Berlin Matthew Hoppe.

Fast der gesamte Unterrang der Gegengeraden der Arena wird von einem riesigen blauen „GEMEINSAM – IMMER“- Banner mit dem Vereinslogo und den Hauptsponsoren überspannt, der Gästeblock sieht nicht viel anders aus als bei „normalen“ Spielen gegen Hopps Team. Die Schalker Elf, angeführt von Kolasinac als Kapitän, betritt in klassischem Königsblau/Weiß den Rasen; die Gäste aus dem Kraichgau treten in einem satten Pinklila an.

Der Anfang macht Hoffnung

Und Kolasinac lässt sich nicht lumpen: Schon in der 2. Minute startet er auf links durch und tankt sich in den Strafraum, sein Abschluss wird allerdings von Vogt geblockt. In Millionen Schalker Wohnzimmern wird trotzdem begeistert aufgeseufzt…

Auf der Gegenseite schappt sich Fährmann eine Flanke von Gacinovic, dann geht es wieder in Richtung Gästestrafraum. Bogarde holt in der Nähe der Eckfahne Harit von den Beinen, den folgenden Freistoß schlägt Uth in den Strafraum, aber Hoppe wird von Bebou abgedrängt und köpft über die Latte.

Und Schalke setzt offensiv nach: Freistoßflanke Harit, Baumgartner schlägt den Ball weg; den anschließenden Eckball setzt Serdar neben das Tor. Im Mittelfeld gibt’s eine Bilderbuchgrätsche von Kolasinac gegen Bogarde, anschließend räumt der Niederländer Serdar ab und sieht die erste gelbe Karte der Partie

Die erste hochkarätige Torchance vergibt Hoppe nach Vorarbeit von Harit: Sein Schuss mit dem Außenrist Richtung langes Eck geht knapp über die Latte (14.). Auf der Gegenseite hält Fährmann einen Schlenzer von Kramaric – diese erste Viertelstunde sieht doch schon einmal gar nicht übel aus…!

Fährmann rechtfertigt seine Aufstellung

Dann allerdings ist mal kurz Luft anhalten angesagt: John, Bebou und Belfodil überrennen die Schalker Abwehr und Belfodil stürmt alleine auf Fährmann zu, der aber per Fußabwehr nach vorne klären kann, der Nachschuss landet an Nastasics Ferse. Puh! Die erste Gelbe für Schalke geht an Kabak (24.). Gacinovic schießt im Schalker 16er Kramaric an, keine Gefahr für Fährmann.

Ein Vorstoß von Hoppe kommt nicht durch, dann folgt eine weitere gute Möglichkeit für die Gäste: Über Bebou und Gacinovic kommt die Kugel zu Kramaric, der jedoch aus knapp 5 Metern an einer tollen Parade von Fährmann scheitert. Auch der Nachschuss von Samassekou wird von „Ralle“ weggefaustet, allerdings wäre es ohnehin Abseits gewesen.

Einen kurzen Entlastungsangriff der Schalker mit Kopfballabschluss durch Nastasic später sind schon wieder die Hoffenheimer im Vorwärtsgang, doch weder Belfodil noch der kurz zuvor noch behandelte Samassekou kommen durch; kurz darauf klärt Becker kompromisslos vor Baumgartner. Einen weiteren Eckball der TSG entschärft Fährmann.

Hoppes Debüttor bringt die ersehnte Führung

Just in diese Sturm-und-Drang-Phase der TSG hinein platzt das Schalker 1:0: Ein weiter Kopfball von Kolasinac bringt Harit an den Ball, er nimmt sofort Fahrt auf und spielt einen schönen Pass in den Lauf von Hoppe, der aus spitzem Winkel die Nerven behält und den Ball über Baumann lupft (42.). JAAAAAAAAAAAAA! Während die Schalker erleichtert das Debüttor der Leihgabe der Schalker Amateure feiern, sieht Kramaric Gelb wegen Meckerns, da er fälschlich eine Abseitsstellung von Hoppe reklamiert.

Noch ein Freistoß für die TSG, der jedoch in der Schalker Mauer landet, dann ist Schluss der ersten Halbzeit: Schalke geht mit einer 1:0-Führung in die Pause, als Schalker(in) ist man versucht zu sagen: STOP THE COUNT!

…und Hoppe legt nach!!!

Beide Mannschaften kommen unverändert aus der Kabine, ebenso unverändert wehrt Fährmann als erste „Amtshandlung“ des 2. Durchgangs einen abgefälschten Gewaltschuss von Bogarde per Fuß ab. Gacinovic und Baumgartner sehen in kurzer Folge jeweils für unfaires Einsteigen gegen Serdar Gelb.

Wenige Minuten später: Stambouli schnappt Kramaric mit einer starken Aktion den Ball weg, das Leder kommt zu Harit, der wie schon beim Führungstreffer Hoppe steilschickt: Diesmal läuft der US-Boy an Baumann vorbei und schiebt in das leere Tor ein – 2:0 in der 57. Minute! Wären hier Fans in der Arena, würde spätestens jetzt das Dach wegfliegen, so fliegt wohl in einigen Wohnzimmern das Bier tief…

Sebastian Hoeneß reagiert und tauscht Samassekou und Belfodil gegen Adams und Adamyan, aber auch das kann das heutige Duo Infernale Hoppe/Harit nicht stoppen: Fehlpass Vogt, Harit startet an der Mittellinie durch – und gibt in Höhe des Strafraumes an Hoppe ab, der fast frei vom Elfmeterpunkt aus an Baumann vorbei zum 3:0 vollstreckt (63.). Ist. Das. Geil!

Harit krönt Galaleistung mit 4:0

Kurze Zeit später muss Schöpf angeschlagen raus, für ihn kommt Raman (68.), kurze Zeit darauf wird Uth wegen Ballwegschlagens verwarnt und von Gross umgehend gegen Oczipka ausgetauscht – und Amine Harit krönt seine starke Leistung nach Vorarbeit von Oczipka und drei Assists für Hoppe mit einem bildschönen Schuss ins linke Toreck: 4:0 oder aus Hoffenheimer Sicht NULL-VIER in der 80. Minute.

Danach ist – natürlich – die Messe endgültig gelesen, außer zwei im Keim geblockten Vorstößen der TSG und einigen Minuten Spielpraxis für Thiaw und Kutucu für die Matchwinner Hoppe und Harit passiert nichts mehr. Aus, Schluss, 4:0, die Horrorserie, das Geqatsche von Tasmania, alles Geschichte!!!

Der Wahnsinn hat einen Namen: Schalke

Es bestätigt sich einmal mehr, was Schalke-Fans schon immer wussten: Schalke ist der pure Wahnsinn, positiv wie negativ immer ein Schüppchen mehr als anderswo. Nach einem solchen Seuchenjahr ein 4:0 rauszuhauen, dürfte einmalig sein.

Nun sind auch Platz 17 und 7 Punkte aus 15 Spielen eigentlich kein Grund zum Jubeln, aber: Das war eine beeindruckende Wiederauferstehung, die zeigt: Schalke ist noch lange nicht tot! Natürlich muss die Leistung bestätigt werden, natürlich wird es noch Rückschläge geben, aber zumindest das irre wie-ein-Kaninchen-vor-der-Schlange-auf-die Negativserie-Starren hat ein Ende. Und wer Kolasinac auf seiner Position, aber auch vor und nach dem Spiel als unermüdlichen Antreiber, Lober, Dirigent, Motor, Kämpfer gesehen hat, wie: Der ist noch lange nicht fertig – und zum Glück hat er beispielsweise bei Harit, Stambouli oder Fährmann offene Türen eingerannt.

Einziger Wermutstropfen heute: Dass die Nordkurve diesen historischen Tag nicht gebührend an Ort und Stelle feiern darf – aber das holen wir nach. Und jetzt alle: So ein Taaaaag, so wunderschön wie heute, so ein Taaaaag, der dürfte nie vergeh’n…