2:2 gegen Holstein Kiel: Thesker klaut Nürnberg in allerletzter Sekunde den ersehnten Heimsieg

2:2 gegen Holstein Kiel: Thesker klaut Nürnberg in allerletzter Sekunde den ersehnten Heimsieg

16. Dezember 2019 0 Von Susanne Hein-Reipen

Nur Sekunden fehlen dem FCN zu den ersten drei Punkten nach neun sieglosen Spielen, dann schlägt in der 90.+3. Minute mit Thesker ausgerechnet ein Ex-Fürther gnadenlos zu und erzielt das 2:2. Die Teilnehmer*innen des Bloggerevents, das der FCN gemeinsam mit seinem Hauptsponsor, der Nürnberger Versicherung und der Tourismuszentrale Nürnberg veranstalten, erleben das Spiel in der Club Lounge – Susanne Hein-Reipen berichtet…

Bereits auf dem Weg zum Max-Morlock-Stadion ziehen unsere königsblauen Trikots viele nette Begrüßungen und einige neugierige Fragen an. Einhelliger Tenor: Auf die Fanfreundschaft „Schaaaalke und der FCN“ ist Verlass, jegliche Unterstützung für den ersten Dreier seit über zwei Monaten gerne gesehen.

Unser Weg führt dann an den beiden Mannschaftsbussen vorbei weiter in die Club-Lounge, den bereits weihnachtlich geschmückten VIP-Bereich des Clubs. Die Verpflegung ist exzellent, köstlicher Sauerbraten mit Lebkuchensauce steht auf dem Speiseplan; doch uns zieht es bald raus ins Stadion: Wie ist die Stimmung bei einem „normalen“ Heimspiel? Bislang waren wir immer mit Schalke hier und diese Begegnungen zwischen unseren beiden Vereinen sind nun einmal etwas ganz Besonderes.

Wer nicht kämpft, kann Nürnberg verlassen!

In der Nordkurve prangt bereits unübersehbar ein riesiges Banner „Wer nicht kämpft, kann Nürnberg verlassen!“ der Nordkurve Nürnberg. Die Mannschaft hat diese deutliche Ansage während des gesamten Warmmachens vor Augen, danach weicht das Spruchband den gewohnten rot-schwarzen Zaunfahnen der Ultras Nürnberg & Co.

Klare Ansage der Nordkurve (Foto: Hein-Reipen)

Während die „Miniclubberer“ gutgelaunt ihre Runde drehen, ölt die Nordkurve mit „Auf geht‘s Nürnberg, kämpfen und siegen!“ die Kehlen, dann folgt die Aufstellung. Jens Keller, auch allen Schalkern bestens bekannt, hat sich für Dornebusch, Sorg, Sörensen, Mühl, Valentini, Behrens, Geis, Schleusener, Dovedan, Hack und Frey als Startelf entschieden.

Die Legende lebt

Dann folgt „Die Legende lebt“, wohl eine der schönsten Vereinshymnen Deutschlands – und die einzige, die Schalker neben „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ aus voller Kehle mitschmettern. Ein Fels in wilder Brandung, der alles überstand… Die Nordkurve verwandelt sich derweil in ein rot-schwarzes Fahnenmeer und titelt „Max-Morlock-Stadion für immer“.

Die Mannschaften kommen flankiert von zahlreichen Club-Großfahnen aufs Spielfeld, die Nürnberger nicht im weinroten Heimdress, sondern den grauen Auswärtstrikots. Die Gäste aus Kiel, die von einem kleinen, aber äußerst motivierten Fanblöckchen begleitet werden, spielen ganz in Weiß.

Nürnberg kämpft sich ins Spiel

Die Nordkurve geht, wie wir es auch aus Schalke kennen, ab der ersten Sekunde in Support-Vorleistung und stimmt lautstark „Auf geht‘s Nürnberg, kämpfen und siegen!“ und „Kämpft für unsere Farben, kämpft für unseren Sieg“ an. Die Unterstützung kann der FCN auch gut gebrauchen, denn die Mannschaft wirkt nach zuletzt neun sieglosen Spielen verständlicher Weise ein wenig verunsichert und lässt sich in den ersten Spielminuten von den forschen Nordlichtern in die Defensive drängen. Jens Keller beobachtet das Geschehen sichtlich angespannt und versucht, seine Jungs nach vorne zu beordern.

Auch die Melodie des nächsten Liedes ist Schalkern sehr vertraut, doch anders als unser Spottlied gegen Lüdenscheid-Nord heißt es in Franken „Wenn du mich fragst, wer Meister wird, dann sage ich zu dir, wir scheixxen auf den Rest der Welt, neunmal Meister sind nur wir! Olé rot-schwarz…“. Klasse Sache, allerdings vermissen wir in dem wuselnden rot-schwarzen Fahnenmeer einen blau-weißen Farbtupfer, denn in der heimischen Nordkurve ist fast immer auch die Freundschaftsfahne dabei.

Mit zunehmender Spieldauer wird der Club sicherer und kann durch Schleusener, Hack, Geis, Mühl und Dovedan erste Einschussmöglichkeiten kreieren. Geis hämmert dabei einen Freistoß mit so viel Wumms in die Kieler Mauer, dass Iyoha behandelt werden muss. Sobald sich Nürnberg in der Vorwärtsbewegung befindet, steigt der Lautstärkepegel sofort.

Super-Freistoßhammer von Sörensen

Der fränkische Wettergott ist offenbar kein Fußballfan, der anfängliche Schauer steigert sich zum Wolkenbruch, doch beide Kurven unterstützen ihre Teams tapfer weiter. Nach einer knappen halben Stunde zur 1. Ecke für die Gastgeber ertönt „Auf geht‘s Nürnberg schieß‘ ein Tor“ und „Auf geht‘s Nürnberg, siegt für uns!“ und das auch auf Schalke bestens bekannte „Auf geht’s Nürnberg, kämpfen und siegen!“

In der 37. Minute gibt’s erneut Freistoß für den Club, diesmal tritt Sörensen an – und wie! Der Däne haut das Ball mit Karacho über die Mauer hinweg in den linken Winkel, unerreichbar für Reimann im Tor der Störche. Das erlösende 1:0 wird von Kurve und Stadionsprecher gleichermaßen abgefeiert. Tor! Tor! Tor!

Dornebusch entschärft Foulelfmeter

Doch es bleibt nicht lange Zeit zum Feiern, denn Behrens zieht Özcan im Strafraum zu Boden und Schiedsrichter Gerach pfeift Elfmeter – und dann bewahrheitet sich wieder einmal die Fußball-Weisheit, dass der Gefoulte nicht selber schießen soll, denn Özcans Flachschuss ist kein Problem für Dornebusch. Jawollja!

Dornebusch bekommt lautstarken Jubel für seine Rettungstat. Ein „Steht auf, wenn ihr für Nürnberg seid“ und zwei Minuten Nachspielzeit später geht es mit der 1:0-Führung in die Pause.

Himmlische Unterstützung

Nicht nur aus der Nordkurve und aus Schalke wird der Club unterstützt, nein, das Nürnberger Christkindl höchstpersönlich trotzt dem Dauerregen und wünscht viel Glück. Eigentlich sollte jetzt nichts mehr schiefgehen können…

Die zweite Halbzeit beginnt als Spiegelbild der ersten, beide Mannschaften sind personell unverändert, Kiel geht forscher wieder zur Sache, Nürnberg steckt meistens in der eigenen Hälfte fest. Die Nordkurve im mit 25.275 Zuschauern – für Schalker ein sehr ungewohntes Bild – nur halb gefüllten Max-Morlock-Stadion bringt weiter vollen Stimmeinsatz, auch die wenigen Kieler unterstützen ihre Mannschaft fleißig.

Das 2:0 wird gefeiert

Bei jeder Ecke, so auch in der 62. Minute, ertönt sofort „Auf geht’s Nürnberg schieß‘ ein Tor“; Schleusener sieht wegen Foulspiels die erste gelbe Pappe des Spiels, wird jedoch kurz darauf zum Vorbereiter des 2:0: Seinen Querpass im Strafraum münzt Hack mit einem kräftigen Rechtsschuss zur 2:0 um (67.).  Geht doch!!!

Die Erleichterung ist der Mannschaft anzusehen, sie rennen völlig losgelöst auf die Tartanbahn und herzen den dortigen Fahnenträger. Die Nordkurve stimmt „Immer wieder, immer wieder, immer wiiiieder FCN“ an und zeigt ein großes Banner „Eingetragener Verein seit 1900“, ebenfalls eine klare Parallele zu Schalke.

Auf der Zielgerade gehen zwei Punkte flöten

Die Nordkurve beschwört die „Liebe die ewig hält“, auch auf dem Platz sind die Hausherren jetzt am Drücker, die „Störche“ müssen den zweiten Gegentreffer erst verdauen. Das gelingt ihnen allerdings ein bisschen zu flott, in der 77. Minute fällt der Anschlusstreffer zum 2:1 durch Serra, der Dornebusch ins Leere laufen lässt.

Die Nürnberger um uns herum fürchten bereits das Schlimmste, schließlich hat der Club bereits einige späte Gegentreffer kassiert. Jens Keller bringt mit Jäger für den Ex-Schalker Geis einen frischen Defensiven, wenig später kommen noch Zrelak für Schleusener und Cerin für Dovedan. Auch Kiel wechselt, angefeuert von ihren Fans mit „Auf geht‘s Störche kämpfen und siegen“ zweimal.

Es gibt drei Minuten Nachspielzeit, der Club ist dem ersten Dreier seit Ende September zum Greifen nah – aber in der allerletzten Sekunde verlängert Özcan eine Flanke zu Thesker, der das Leder aus kurzer Distanz in die Maschen setzt. Das 2:2 bleibt der letzte Akt, das Spiel wird gar nicht erst wieder angepfiffen. Die Kieler feiern den Punkt wie einen Sieg, die Nürnberger schleichen geknickt vor die Nordkurve, die die Mannschaft größtenteils frustriert anschweigt.

Der FCN bleibt mit diesem Ergebnis vorerst auf dem 16. Tabellenrang und damit dem Relegationsplatz zur dritten Liga – liebe Freunde, Ihr kommt da wieder raus! Mittelfristig gehört Ihr wieder in die erste Liga und keinesfalls in die Dritte!