VfL Wolfsburg – Schalke 04 5:0: Schalke fällt erneut dramatisch auseinander

VfL Wolfsburg – Schalke 04 5:0: Schalke fällt erneut dramatisch auseinander

13. März 2021 Aus Von Susanne Hein-Reipen

Schalke 04 verliert auch beim VfL Wolfsburg nach einer Serie haarsträubender individueller Fehler deutlich mit 5:0 (1:0) und schraubt seine Torbilanz auf unterirdische 16:66 Treffer. Susanne Hein-Reipen leidet wie immer heftig mit ihren Königsblauen.

Und wöchentlich grüßt das Murmeltier mit (mindestens) einem heftigen medialen Aufreger, der eher selten sportlicher Natur ist. Diesmal führt der königsblaue Komödienstadl zur allgemeinen Erheiterung der Öffentlichkeit das Stück „Ralf Rangnick als Sportvorstand?!“ auf, statt sich mit dieser ebenso überraschenden wie sportlich interessanten Personalie erst einmal ohne öffentliches Theater zu beschäftigen. Immer, wenn ein Schalke-Fan entsetzt seufzt „Geht es noch peinlicher? Wieso landen selbst vertrauliche Interna wie Diskussionsinhalte und Mehrheitsverhältnisse quasi live in den Gazetten?“, scheint der Aufsichtsrat die Ärmel hochzukrempeln: Hold my beer…

Mascarell ist draußen

Abseits der (berechtigten) Aufregung über Rangnicks mögliche Rückkehr wird aber auch noch Fußball gespielt, allerdings ohne Ex-Kapitän Omar Mascarell, der verlauten ließ ,,es sei „sein sehnlichster Wunsch“, Schalke zu verlassen“. Bei allem Verständnis dafür, dass er nicht begeistert war, die Binde an den nur ausgeliehenen Sead Kolasinac abgeben zu müssen, eine taktisch äußerst dumme Ansage.

Chefcoach Dimitrios Grammozis setzt als Startelf auf Rönnow, Becker, Mustafi, Thiaw, William, Kolasinac, Serdar, Calhanoglu, Schöpf, Harit und Raman. Geburtstagskind Matthew Hoppe, bislang in diesem Jahr immer in der Startformation, muss an seinem 20. Wiegenfest ebenso zunächst auf die Bank wie Stambouli und Oczipka.

Stabiler Anfang

Beim Pokalspiel an gleicher Stelle vor einigen Wochen bot Schalke eine der besten Saisonleistungen, musste sich aber durch einen umstrittenen Elfmeter mit 1:0 geschlagen geben. Und auch in dieses Spiel starten sie defensiv sehr konzentriert und haben durch einen Freistoß von Schöpf bereits in der 4. Minute die erste Offensivaktion. Die Hausherren kommen erstmals durch Mbabu vor das Schalker Tor, aber Mustafi kann zur Ecke klären. Diese verläuft trotz der königsblauen Standardschwäche ungefährlich.

Kurz darauf muss Rönnow das erste Mal eingreifen und klatscht eine abgefälschte Flanke von Mehmedi ab, einige Sekunden später kommt der Ball über Brekalo und Weghorst wieder angeflogen – knapp neben das Tor. Da Thiaw das Leder noch abgefälscht hatte, gibt es Ecke – und die wird von Guilavogui in die Maschen geköpft, aber die Fahne ist bereits oben.

Ein Eigentor aus der Hölle

Harit umdribbelt drei Wolfsburger und zieht ab, sein Schuss wird zur Ecke abgefälscht, diese bringt nichts ein. Auf der Gegenseite fliegt ein Distanzschuss von Arnold über die Latte und dann bewahrheitet sich einmal mehr Andi Brehmes geflügelter Spruch von der Schei**e am Schuh: Flanke Mbabu, abgewehrt, Guilavogui will die Kugel erneut in den Straafraum schlagen, wo Mehmedi wartet, Thiaw geht dazwischen, der Ball landet auf dem Scheitel von Mustafi – und dieser köpft sie unbedrängt und unhaltbar für den verdutzten Rönnow zum 1:0 für die Wölfe ins eigene Tor (31.). Es ist zum…

Diese Slapstick-Einlage schlägt den Schalkern sichtlich aufs Gemüt, in den nächsten Minuten spielt nur noch der VfL, doch die Abschlüsse von Guilavogui und Weghorst treffen nicht ins Schwarze. Kurz vor dem Abpfiff des ersten Durchgangs klärt Casteels noch gegen Serdar, dann geht es aus Schalker Sicht mit 0:1 in die Kabine.

Weghorst und Baku erhöhen

Beide Mannschaften kommen personell unverändert aus der Kabine; die erste Aktion geht an Schalke: Raman startet auf links durch, seine Flanke wird von Gerhardt ins Toraus befördert. Die anschließende Ecke setzt Thiaw knapp über den Kasten.  

Leider hält die Sturm-und-Drang-Phase nicht lange an, kurz darauf liegt der Ball wieder hinter Rönnow, aber Weghorst stand klar im Abseits (50.). Das stachelt den Niederländer offenbar an, denn nur eine Minute später ist er wieder zur Stelle und erzielt das reguläre 2:0 (51.). Vorangegangen war ein Ballverlust von Kolasinac gegen Baku, der zu Weghorst weiterleitet.

VfL-Leihgabe Williams sieht Gelb, dann sind wieder seine ehemaligen Kollegen am Zug: Mustafi verliert den Ball gegen Weghorst, dieser legt quer zu Baku, der nur noch den Fuß hinhalten muss – es steht 3:0 für die Wolfsburger (58.).

Die Schießbude ist wieder geöffnet

Dann gibt es eine kurze Atempause: Entlastungsangriff über William, Casteels taucht ab und pariert. Mustafi versucht sich ebenfalls an einem Schlenzer, der Ball rutscht über das Tor. Benjamin Stambouli ersetzt Schöpf – und Wolfsburg trifft zum vierten Mal: Arnold zu Weghorst, dieser weiter zu Brekalo, der links völlig freisteht und zum 4:0 einschießen kann (4:0). Auch das leider ein wiederkehrendes Muster der Horrorsaison: Wenn die Mannschaft trotz vernünftigem Start in Rückstand gerät, bricht die Moral regelmäßig komplett zusammen und lädt den Gegner zum munteren Schießen ein. Auch Grammozis sieht reichlich bedient aus…

Ein wuchtiger Schuss von Arnold saust links neben Rönnows Tor vorbei, dann wechseln beide Trainer erneut aus: Bei Wolfsburg kommen Philipp, Roussillon und Joao Victor (für Mehmedi, Arnnold und Baku) ins Spiel, bei Schalke darf Hoppe an seinem 20. Geburtstag für Raman mitspielen; Oczipka ersetzt Calhanoglu. Philipp versucht sich dann auch sofort an einem Fernschuss, aber Rönnow hält sicher.

Der Schalker Keeper hält auch den zweiten Schuss von Philipp und einen scharfen Versuch von Brekalo, dann ist es wieder passiert: Roussillon überläuft William und passt an der Grundlinie flach in den Strafraum, William bugsiert den Ball Richtung Tor und Rönnow erwischt ihn erst hinter der Linie. 79. Minute, 5:0.

Grammozis bringt trotz der prekären Situation Debütant Maden für Harit, auch Wolfsburg tauscht noch die Torschützen Brekalo und Weghorst gegen Ginczek und Bialek. Außer einer harmlosen Ecke für Schalke passiert nichts mehr, bis sehr pünktlich der Schlusspfiff ertönt.

Situation ist hoffnungsloser denn je

Mit dieser erneuten Packung bei gleichzeitigem Sieg der Mainzer gegen Freiburg ist der Abstand selbst zum Relegationsplatz auf 11 Punkte und ein gruseliges Torverhältnis von -50 Treffern angewachsen – und es gibt leider nichts, was hoffen lässt, dass diese Mannschaft den Karren noch aus dem Dreck ziehen kann. Viel zu viele individuelle Fehler und regelmäßiges völliges „Auseinanderfallen“ bei unglücklichen Rückständen lassen Konzentration und Kampfkraft vermissen, ohne die es im Abstiegskampf keinen Blumenpott zu gewinnen gibt.

Es tut weh, Schalke so zu sehen…