Schalke – Nürnberg 4:1: Finale der Hinrunde begeistert die Fans

Schalke – Nürnberg 4:1: Finale der Hinrunde begeistert die Fans

11. Dezember 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 besiegt die Fanfreunde aus Nürnberg nach einem sehr beherzten Auftritt verdient mit 4:1 (1:0). Unter den 15.000 Glücklichen, die das Spiel in der Veltins-Arena verfolgen dürfen, ist auch Susanne Hein-Reipen…

Bei Bekanntgabe des Schalker Spielplans für die zweite Bundesliga fällt sofort auf: Jeweils letzter Spieltag der Serien gegen den Club, perfekt für eine große gemeinsame Sause – und ausgerechnet dieses Spiel ist nun für die Knappen das erste, das von der neuerlichen Beschränkung der Zuschauerzahl auf maximal 15.000 betroffen ist. 

WIR WUSSTEN DER NEUANFANG WIRD HART UND STEINIG SEIN – KÄMPFEN WIRST DU JEDOCH NIE ALLEIN!

Auch dass die Ultras beider Vereine unter diesen Umständen den organisierten Support wieder einstellen, wird allgemein sehr bedauert, nicht nur, weil die Choreos bei den letzten Aufeinandertreffen der beiden „Altmeister“ jeweils Maßstäbe gesetzt haben. Immerhin: Die „Nordkurve Nürnberg“ nutzt die Begegnung, um zugunsten ihrer Weihnachtsspendenaktion Mützen mit den Logos beider Clubs anzubieten – als die Jungs und Mädels endlich schwer beladen an der Tausend-Freunde-Mauer eintreffen, werden ihnen die chic-schlichten Mützen förmlich aus den Händen gerissen.

Im Hintergrund wird derweil ein laaaaanges Banner entrollt, „wir wussten, der Neuanfang wird hart und steinig sein – kämpfen wirst Du jedoch nie allein!“  Pünktlich zur Einfahrt des Schalker Mannschaftsbusses werden hinter den transparenten Buchstaben zahlreiche Fackeln entzündet, ein beeindruckendes Bild! Dazu wird unüberhörbar „Auf geht‘s Schalke, kämpfen und siegen!“ skandiert: Auch wenn nur 15.000 reindürfen, sind doch noch viel mehr mit ihren Gedanken und guten Wünschen dabei…

Schalke und der FCN

Auch in der Arena fällt die Begrüßung der Gäste durch Maskottchen Erwin und Stadionquatscher Dirk, beide im chicen königsblauen Weihnachtsmannoutfit, deutlich freundlicher aus als sonst; zwischen den Werbeblöcken läuft unter anderem „Schalke und der FCN“ und die Aufstellung der Gäste wird ganz ohne das sonst übliche A***loch-Gebrülle gemeinsam zelebriert. Coach Robert Klauß setzt auf Mathenia, Valentini, Schindler, Sörensen, Handwerker, Krauß, Geis, Nürnberger, Möller Daehli, Schäffler und Shuranov. Die Heimstatistik macht den Schalkern Mut.

Nach dem Dank ans Ehrenamt („Ehrenamt ist unbezahlbar“) und die zahlreichen Schalker Volunteers gibt‘s königsblaue Schokoweihnachtsmänner von Christina Rühl-Hamers; außerdem darf Dirk auch die Nachfahren von Vereinslegende Ernst Kuzorra begrüßen. Dann ist es soweit: Gemeinsam werden „Die Legende lebt“, das Steigerlied und „Blau und Weiß“ zelebriert, zum größten Bedauern aller nicht mit restlos voller Hütte. Passend dazu läuft „Lasst euch bitte impfen – für euch, für alle“ über die LED-Banden.

Zum Einlaufen der Mannschaften gibt es dann auch die Schalker Aufstellung: Cotrainer Sven Piepenbrock in Vertretung des noch nicht vollständig genesene Dimitrios Grammozis schickt zunächst Fraisl, Thiaw, Itakura, Kaminski, Ranftl, Palsson, Ouwejan, Zalazar, Idrizi, Churlinov und  Pieringer ins Gefecht; die Kapitänsbinde trägt Palsson.  

Verheißungsvoller Beginn

Die allererste Aktion nach dem Anpfiff geht auf das Konto von Zalazar, der wie Speedy Gonzales mit dem Ball Richtung Strafraum sprintet, sich dort jedoch in der Nürnberger Abwehr festrennt. Aus beiden Kurven tönt derweil einvernehmlich „Schalke und der FCN“. Nach zwei Minuten gibt es bereits die erste Ecke für Königsblau, diese landet jedoch genau bei Ex-Schalker Geis, der das Leder sofort aus der Gefahrenzone bugsiert. Der erste Torschuss der Partie geht auf das Konto von Pieringer (3.), der Fernschuss geht jedoch deutlich über das Tor; wiederum eine Minute später rettet Mathenia.

Der lebhafte Auftakt gefällt, beide Kurven versuchen, ihre Mannschaft nach vorne zu brüllen. „Auf geht’s Schalke schieß ein Tor“, „Schalke! – Nullvier!“ hüben„Seht Ihr die Fahnen weh’n“ drüben; auch Dortmunder und Fürther bekommen ihr Fett weg.

Der FC Nürnberg braucht ein wenig länger, um ins Spiel zu finden, meldet sich dann aber mit Valentini (11.) und zweimal Shuranov (13., 16.) zur Stelle. Die bis dato größte Chance geht auf das Konto von Schäffler, der den Ball im Strafraum völlig freistehend an den linken Pfosten köpft (17.), den Nachschuss verpasst Schindler. Schalke kontert sofort, über Idrizi kommt der Ball zu Zalazar, doch sein Abschluss fällt etwas zu hoch aus.

Ouwejan zum 1:0

Dann ist es soweit: Churlinov vernascht im Strafraum gekonnt Valentini und Sörensen, Mathenia wehrt seinen Schuss aus spitzem Winkel nach vorne ab – genau vor die Füße von Ouwejan, der mit einem präzisen Linksschuss zum 1:0 abstaubt (20.). Blau und Weiß ein Leben laaaang

Und Schalke bleibt zur Freude der königsblauen Fans am Drücker, insbesondere Churlinov und Zalazar treiben den Ball mehrmals aussichtsreich nach vorne. Einen Schuss von Idrizi kann Mathenia wieder nach vorne parieren (30.), diesmal ist der starke Nürnberger Schlussmann auch beim Nachschuss von Ranftl zur Stelle und lenkt den Ball an den Pfosten.

In der 34. Minute stockt den Schalkern jedoch kurz der Atem, weil Fraisl an der Grundlinie gegen Möller Daehli zaubern will, statt den Ball aufzunehmen und dabei den Norweger anschießt. Dessen postwendenden Schuss kann Fraisl jedoch zur Ecke klären. Kurz darauf schlägt es hinter dem Schalker Torhüter ein, doch Schäfflers Treffer zählt nicht, weil Schiedsrichter Reichel zuvor bereits wegen einer angeblichen Abseitsposition von Nürnberger abgepfiffen hatte. Zwei Ecken und ein schöner Idrizi-Schuss für Schalke und eine verletzungsbedingte Auswechslung von Krauß gegen Duman später geht es mit dem 1:0 in die Pause.

Der Club gleicht aus

Die Schalker unter den 15.000 Zuschauer sind mit der überraschend starken ersten Halbzeit sehr zufrieden, die laut Dirk 685 Nürnberger hoffen auf eine Steigerung ihrer Jungs im zweiten Durchgang. Die Fanbox wartet wieder mit viel königsblauem Nachwuchs und einem erfolgreichen Heiratsantrag auf, dann folgen die aktuellen Infos der Abteilung Fanbelange: Thomas Kirschner sucht einen Mannschaftsbetreuer für die Region Aachen und verweist auf die „Nie wieder!“-Aktion und das kommende Auswärtsspiel beim HSV. Wegen der sich ständig ändernden Coronasituation wird die Auswärtsinfo wohl erst kurzfristig erscheinen.

Schalke kommt personell unverändert wieder auf den Rasen, beim FCN ist nun Dovedan für Möller Daehli dabei. Die Nordkurve stimmt leiser, aber nicht weniger inbrünstig den Mythos vom Schalker Markt an, während sich Pieringer wegen eines Fouls an Nürnberger die erste gelbe Karte der Begegnung abholt (48.) – und Nürnberger ist es dann auch, der kurz darauf nach einer von Schäffler verlängerten Flanke von Valentini aus knapp acht Metern Entfernung einen schönen Dropkick zum 1:1 in die Maschen setzt (49.). Jetzt ist der Gästeblock dran mit freuen.

Nun ist alles wieder offen und es entwickelt sich packendes Zweitligaduell. Pieringer (51.), Churlinov (53.), wieder Pieringer (54.), Schäffler (55.), Idrizi (60.), Zalazar (63.) und Shuranov (64.) versuchen fast im Minutentakt, ihr Team in Führung zu bringen. Attacke!  

Kurioser Treffer zum 2:1

Trotz der vielen Angriffe fällt das 2:1 dann ein wenig überraschend, denn Schäffler köpft eine Ecke aus dem Strafraum zu Idrizi, der prompt zurückflankt – und Unglücksrabe Schäffler lenkt die Flanke unhaltbar für Mathenia in die rechte Torecke ab (68.).

Die Nordkurve intoniert begeistert „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“, den Mythos und die „asozialen Schalker“; beide Trainer bringen mit Flick für Idrizi und Borkowski für Shuranov jeweils einen frischen Spieler. Das Spiel bleibt spannend; Pieringer (71.) und Geis (74.) finden aber in Mathenia und Fraisl ihren Meister. Einen sehenswerten Konter des schnellen Churlinov kann der herausstürmende Mathenia per Kopf klären, dabei knockt er jedoch unabsichtlich mit dem Ellenbogen seinen Mannschaftskollegen Valentini aus, der nach kurzer Behandlung sichtlich benommen und unter aufmunterndem Applaus auch der Schalker Fans vom Platz geführt werden muss, für ihn kommt Köpke. Die Behandlungspause nutzt die Nordkurve für Sprechchöre für Fraisl.

Oh, wie ist das schöööön…

Churlinov stürmt abermals nach vorne, sein Fernschuss (78.) liegt zwar zu hoch, dennoch ist dies sein mit Abstand stärkster Auftritt für den S 04. Nürnberger und Zalazar, beide Aktivposten ihres Teams, bekommen Gelb.

Die Verwarnung beeindruckt den dynamischen Uruguayer jedoch wenig: Er zieht kraftvoll aus 17 Metern Torentfernung ab, Mathenia kann den Aufsetzer zwar abwehren, aber nicht festhalten. Churlinov schaltet am schnellsten, umkurvt den Schlussmann im Fünfer und schiebt mit rechts zum 3:1 ein (85.). Ist das die Entscheidung?

Die Nürnberger auf dem Feld wirken jedenfalls sehr frustriert, ihre Fans auf den Rängen hingegen beweisen Größe und stimmen trotz des für sie bitteren Verlaufs „Schalke und der FCN!“ an, was der Rest des Stadions natürlich nur zu gerne aufgreift. Danke dafür!

Churlinov und Zalazar bekommen bei ihren Auswechslungen beide Standing Ovations für den heutigen Auftritt; für sie dürfen Dadashov und Aydin noch kurz ran – und kurz vor Abpfiff der vierminütigen Nachspielzeit erzielt Itakura nach Doppelpass mit Pieringer sogar noch das 4:1 (90.+4.). Dieses Ergebnis ist natürlich Balsam auf der in den letzten Wochen wieder gebeutelten Schalker Seele, fällt aber um mindestens ein Tor zu hoch aus.

Gelungener Hinrundenabschluss

Nach dem Abpfiff gibt es sofort „Was singt heute jeder Fan? Schalke und der FCN!“ und frei nach dem Motto „selbst Atome kann man spalten, aber unsere Freundschaft nicht!“ bekommt die sichtlich bedröppelte Nürnberger Mannschaft auch von den Schalkern herzlichen Applaus.

Für Schalke hingegen bedeutet dieser Erfolg einen sehr versöhnlichen Anschluss einer turbulenten Hinrunde und den vorübergehenden Sprung auf Platz 3. Dementsprechend begeistert wird die Mannschaft von der Nordkurve empfangen. Einziger Wermutstropfen: Dieses Spiel hätte eine restlos ausverkaufte Hütte verdient gehabt, ansonsten gibt es heute mal nix zu Meckern!