Schalke – Mönchengladbach 0:3: Schalke im freien Fall

Schalke – Mönchengladbach 0:3: Schalke im freien Fall

20. März 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 verliert auch das Heimspiel gegen die kriselnde Borussia vom Niederrhein deutlich mit 0:3 (0:1) und taumelt ungebremst der zweiten Liga entgegen.

Bekanntlich gibt es keine königsblaue Woche ohne medialen Aufreger, dieses Mal wird wenige Stunden vor dem Spiel die Absage von Ralf Rangnick publiziert und sorgt trotz vieler offener Fragen für große Aufregung und einen mächtigen Shitstorm gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Jens Buchta.

GEmeinsam für Schalke?

Dimitrios Grammozis versucht im Interview vor dem Spiel, das Theater so wenig wie möglich zu thematisieren und sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Als Startelf schickt er Rönnow, Becker, Mustafi, Thiaw, William, Mascarell, Calhanoglu, Kolasinac, Serdar, Hoppe und Raman auf den Platz.

Beide Mannschaften kommen mit Mottoshirts gegen Rassismus auf das Feld; Schalke trägt „Steht Auf“ auf der Brust, Gladbach ist „Unzähmbar gegen Rassismus“. In der Südkurve prangt derweil immer noch unübersehbar die tolle T-Shirt-Choreo „GEmeinsam für Schalke“ des Blau-Weißen Gesocks Waltrop, in der Nordkurve schwenkt der einsame Erwin tapfer die blauweiße Fahne.

Beide Mannschaften befinden sich freundlich ausgedrückt nicht gerade in Topform; Schalke hat von den letzten 41 Bundesligaspielen nur eins (ja, EINS!!!) gewinnen können, bei Gladbach ist seit der Verkündung des Wechsels von Trainer Rose zu einem gewissen schwarzgelben Verein massiv der Wurm drin. Dennoch versucht sich Schalke unmittelbar nach dem Anpfiff an einem Angriff, doch Hoppe steht im Abseits, danach ist erst einmal gegenseitiges Abtasten angesagt.

Aus oder nicht Aus…?

In der 7. Minute startet Kramer einen Alleingang, doch sein Abschluss wird geblockt. Kurze Zeit später sieht Bensebaini wegen eines Fouls an Serdar die erste gelbe Karte der Partie. Eine Flanke von Neuhaus segelt rechts am Tor vorbei.

Und dann ist es passiert: Thuram geht an William vorbei bis zur Grundlinie – oder sogar über diese hinaus? – und passt zur Mitte, wo Rönnow ein erstes Mal abklatschen kann, Neuhaus schießt Mustafi an und Stindl knallt das Leder zum 0:1 unter die Latte (15.). Trotz wütender Proteste der Schalker und recht eindeutigen Fernsehbildern bestätigt der VAR den Treffer.

Grammozis ersetzt kurz darauf Pechvogel William durch Oczipka; die Leihgabe aus Wolfsburg tritt frustriert über die frühe Auswechslung gegen die Bande. Der nächste Schalker Angriff geht von Raman und Serdar aus, wird aber von der Gladbacher Abwehr geblockt. Mascarell sieht Gelb wegen einer Grätsche gegen Kramer.

Gladbacher Chancen

Ein Fernschuss von Raman segelt deutlich über den Kasten, auf der Gegenseite wird ein Kopfball von Plea Beute der Schalker Abwehr – und dann haben die Königsblauen Glück, dass Plea im Fünfer frei vor dem Tor um Haaresbreite an einem Pass von Lainer vorbeirauscht (32.). Kurz darauf bedient Plea Thuram, der aber nur das Außennetz trifft. Und auch Neuhaus verzieht aus guter Schussposition knapp links am Tor vorbei. Puh!

In den letzten Minuten vor der Pause nimmt Schalke dann wieder aktiv am Spiel teil und hat mit einem schönen Schuss von Calhanoglu, gegen den Sommer eine Glanzparade zeigen muss, die erste echte Chance (40.), danach versuchen sich auch Kolasinac und Hoppe im Vorwärtsgang. Eine folgenlose Ecke für Gladbach später geht es mit dem 0:1 in die Kabinen, Kapitän Kolasinac textet dabei wütend auf Schiedsrichter Stieler ein.

Das geht viel zu leicht…

Beide Teams kommen personell unverändert zur zweiten Halbzeit raus; die ersten Minuten verlaufen sehr ereignisarm. Hoppe und Raman versuchen sich an einem Angriff, kommen aber nicht durch. Stindl stoppt Serdar unsanft und wird mit Gelb bedacht. Einen Schuss von Plea kann Rönnow über die Latte lenken; Bensebaini zielt links am Kasten vorbei.

Und dann grüßt mal wieder das Schalker Murmeltier: Ecke Gladbach, am ersten Pfosten verschätzt sich Calhanoglu böse und so kann Lainer völlig frei zum 0:2 einköpfen (63.). Tore schießen leicht gemacht…

Grammozis bringt umgehend Harit für Raman, der auch sofort versucht, das Spiel nach vorne anzuschieben, aber keinen Abnehmer findet. Stattdessen wird Rönnow zum Pechvogel: Nach einer guten Parade gegen Neuhaus (71.) scheint er auch einen Kopfball von Elvedi zu erwischen, fällt dann aber mitsamt Ball zu Boden und lässt die Kugel hinter die Linie rutschen – das 0:3 in der 72.  Minute.

Das Spiel ist damit leider entschieden, auch wenn Klaas-Jan Huntelaar (für Hoppe) endlich wieder für eine Viertelstunde mitmischen kann. Auch Gladbach wechselt gleich dreimal; Lazzaro, Wolf und der Ex-Schalker Embolo ersetzen Thuram, Stindl und Hofmann. Gladbach lässt den Ball jetzt recht entspannt laufen, die Schalker Spieler haben sich aufgegeben. Nur Embolo versucht gegen seinen Exverein noch zwei Vorstöße, doch das vermeintliche 0:4 zählt wegen klarer Abseitsstellung nicht (89.). Beyer (für Lainer) und Zakaria (für Neuhaus) dürfen auch noch kurz mitmischen, dann ertönt pünktlich der Schlusspfiff.

Negativrekorde

Schalke hat damit das unterirdische Torverhältnis weiter verschlechtert und obendrein das 15. Gegentor nach einer Ecke kassiert, das hat in der Bundesliga noch keine andere Mannschaft geschafft. Selbst der formschwächste Gegner kann darauf vertrauen, dass Aufbaugegner Schalke patzt und/oder sich die Dinger selbst reinhaut.

Sogar Gerald Asamoah, Garant für unerschütterlich gute Laune, wirkt frustriert und ratlos – und die Schalker Fans warten ohnehin bereits seit Monaten darauf, endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen…

Bald das schönste Stadion der zweiten Liga…