Schalke – Leverkusen 0:3: Schiri, Pech und Unvermögen nageln Königsblau auf Platz 18 fest

Schalke – Leverkusen 0:3: Schiri, Pech und Unvermögen nageln Königsblau auf Platz 18 fest

6. Dezember 2020 0 Von Susanne Hein-Reipen

„Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu“ – der alte Spruch von „Kobra“ Wegmann hätte das Motto für die Begegnung gegen die Werkself sein können. Eine äußerst zweifelhafte Entscheidung zur Gültigkeit des Führungs-Eigentors bringt Schalke auf die Verliererstraße, aber auch danach kommt von Königsblau viel zu wenig, um das Blatt noch zu wenden.

Der Lange(r) muss ins Tor

Alte Bolzplatzregel: Wenn keiner freiwillig zwischen die Pfosten geht, muss der Dicke ins Tor – auf Schalke heißt das leicht abgewandelt „Wenn die Nummer 1 Frederik Rönnow und die Nummer 2 Ralf Fährmann verletzt sind, muss der Lange ran und so feiert die Nummer 3 Michael Langer sein Pflichtspieldebüt für Schalke. Auch vor ihm hat Chefcoach Manuel Baum durch kurz- und langfristige Ausfälle wieder umstellen müssen und so gehen Langer, Thiaw, Kabak, Stamboul, Oczipka, Mascarell, Serdar, Skrzybski, Boujellab, Raman und Uth an den Start.

Über den Würfel flimmern Bilder einer vollbesetzten Nordkurve, unter herrscht gähnende Leere. Was wird dieses Spiel bringen…?

Beide Mannschaften beginnen engagiert, die noch ungeschlagenen Gäste agieren wenig verwunderlich mit dem größeren Selbstbewusstsein und haben in der 5. Minute durch Baileys die erste gute Chance. Für Schalke leitet Benito Raman die erste Offensivaktion ein, aber Sinkgraven macht sich ganz lang und kann so den Pass auf Mark Uth abfangen.

Immer wieder Ärger mit den „Unparteiischen“

Als Nächster versucht sich Amiri an einem Distanzschuss, aber sein Ball wird zur Ecke abgefälscht. Als Bailey die Ecke in den Fünfmeterraum schickt, schubst Dragovic Malick Thiaw von hinten in die Flugbahn, so dass die Kugel von seiner Schulter an Langer vorbei zum 0:1 ins Tor prallt (10.). Die Schalker protestieren wütend, doch Schiedsrichter Benjamin Cortus winkt ab und verpasst Uth eine gelbe Karte wegen Meckerns. Langsam fällt es eingefleischten Schalkern bei der Summe der mindestens fragwürdigen Schiri-Entscheidungen gegen Königsblau wirklich schwer, noch an Zufälle zu glauben!

Wieder eine unglückliche Aktion, wieder ein früher Rückstand, verkraften die Schalker das? Die nächsten Minuten gehen leider klar an die „Pillen“, die durch Bailey, Schick und Diaby auf das 0:2 hinarbeiten, doch die Schalker Abwehr hält nun Stand. Die wenigen königsblauen Entlastungsangriffe laufen meistens über Uth, doch sowohl Boujellab als auch Skrzybski zielen vorbei.

Boujellab leider im Abseits

Nach einer halben Stunde flacht das Spiel etwas ab. Stambouli hindert Diaby am Abschluss, auf der Gegenseite bugsiert Nassim Boujellab nach Vorarbeit von Uth den Ball ins Tor, aber die Fahne war, dieses Mal zu Recht, schon oben (32.).

Leverkusen bleibt spielbestimmend, vor allem Bailey ist kaum zu stoppen und zwingt Langer zu mehreren Paraden. Nach einer Flanke für Schalke rempelt Ozan Kabak herzhaft Hradecky an. Hradecky bleibt auch gegen Serdars satten Schuss (42.) Sieger. Diaby zielt deutlich über Schalkes Kasten, Schicks Schuss wird Beute von Langer (44.).  Den Schlusspunkt in der einminütigen Nachspielzeit setzt ein Distanzschuss von Kapitän Omar Mascarell, den Hradecky sicher abfängt.

Wieder ein Gegentor nach Standardsituation

Beide Mannschaften starten zunächst personell unverändert in den zweiten Durchgang und Leverkusen bleibt im Vorwärtsgang. Suat Serdar kann Wirtz nur sehr unsanft vom Ball trennen, es gibt einen Freistoß in durchaus aussichtsreicher Position mittig vor dem Strafraum, aber Langer fliegt in die richtige Ecke und wehrt Amiris Schuss ab. Nicht schlecht!

Nach einem Entlastungsvorstoß von Raman muss Langer wieder ran, auch den Fernschuss von Diaby hält er sicher. Die Begegnung wird zunehmend ruppiger, Dragovic und Tah sehen kurz hintereinander Gelb für Fouls.

Als ersten Wechsel schickt Baum Hoppe für Boujellab aufs Feld. Die nächste Offensivaktion geht trotzdem wieder auf das Konto der Gäste; ein weiter Abschlag von Hradecky kommt über Schick zu Baumgartlinger, kann jedoch von Langer zur Ecke pariert werden – aber diese Ecke wird von Baumgartlinger ins Tor geköpft. 0:2 in der 67. Minute, schon wieder ein Gegentreffer nach einem Standard.

Skrzybski verschießt, Schick trifft

Nur zwei Minuten später keimt noch einmal Hoffnung auf, als Schiedsrichter Cortus nach einem Foul von Sinkgraven an Serdar Gelb zückt und auf den Punkt zeigt, aber Hradecky kann den mittelprächtigen Schuss von Steven Skrzybski ebenso abwehren wie den Nachschuss von Raman. Sch….ade! (72.)

Hoppe sieht Gelb, bei Leverkusen kommt Tapsoba für Wirtz – und dann kommt Schick nach sehenswerter Vorarbeit von Amiri und trifft in die rechte obere Ecke (78.). Das 0:3, damit ist das Schicksal für heute endgültig besiegelt.

Die folgenden Wechsel – Bozdogan und Mendyl für Skrzybski und Oczipka, Bellarabi und Weiser für Schick und Bender – können dem Spiel keine entscheidenden neuen Impulse mehr geben; außer einem Schuss von Bellarabi und einem letzten Versuch von Uth, der das Tor nur knapp verfehlt, passiert nichts mehr, die Begegnung endet 0:3.

Du gewinnst nie allein

Schalke bleibt somit auch im 26. Ligaspiel in Folge ohne Sieg und behält die alleinige rote Laterne, Leverkusen rückt hinter Tabellenführer Bayern München auf Platz 2 vor.

Die Ursachen für die Niederlage liegen in einer sehr unguten Melange aus Schiedsrichterentscheidungen gegen Schalke, mangelndem Selbstvertrauen und spielerischem Unvermögen – und fehlender Unterstützung von den Rängen. Obwohl Leverkusen noch am Donnerstag in der Europaleague am Ball war, wirkten sie über weite Strecken des Spiels präsenter und spritziger und haben damit verdient gewonnen, auch wenn das Führungstor nicht hätte zählen dürfen.

Für Schalke heißt es nun überlebenswichtiger denn je, bis zur Winterpause gegen die Abstiegskonkurrenten aus Augsburg, Freiburg und Bielefeld zu punkten, um nicht den Anschluss zu verlieren.  Vielleicht können ja im Saisonendspurt die Fans, auf die Schalke angewiesen ist wie keine andere Mannschaft der Liga, wieder mithelfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Das Saisonmotto 2014, „Du gewinnst nie allein“, hat sich jedenfalls auf geradezu schaurige Weise bewahrheitet: Ohne die treuen Fans bekommt Schalke nix auf die Kette und ist nicht einmal die Hälfte wert…