Regensburg – Schalke 4:1: Fans pfeifen erschreckend schwache Schalker aus

Regensburg – Schalke 4:1: Fans pfeifen erschreckend schwache Schalker aus

21. August 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Tabellenführer SSV Jahn Regensburg erweist sich als deutlich zu stark für das neu formierte Schalker Team. 4:1 (1:0) lautet der leider auch in dieser Höhe verdiente Endstand – die frustrierten Fans machen ihrem Unmut nach dem Schlusspfiff mit deutlichen Pfiffen Luft. Susanne Hein-Reipen über einen komplett gebrauchten Tag…

Regensburg gegen Schalke, dieses Duell gab es zuletzt vor fast 70 Jahren. Entsprechend groß war das Interesse der bekannt reisefreudigen Schalkefans, einmal das Jahnstadion kennenzulernen, aber die ohnehin geringe Kapazität mit nur 15.200 Plätzen und die Coronaauflagen führen dazu, dass Schalke nur 400 Tickets bekommt und etliche königsblaue Fans in die Röhre schauen.

Churlinov und Itakura zunächst auf der Bank

Nicht in die Röhre, aber zunächst nur von der Bank aus schauen die beiden neuesten Zugänge der Knappen das Spiel, Darko Churlinov und Ko Itakura stehen nicht in der Startelf. Für diese setzt Chefcoach Dimitrios Grammozis auf Fährmann, Kaminski, Flick, Thiaw, Palsson, Ouwejan, Ranftl, Drexler, Zalazar, Bülter und Terodde.

Los geht es mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Gerd Müller, dann machen sich die Schalker unter den 5.324 Fans lautstark bemerkbar. „Auf geht’s Schalke schieß ein Tor…“ ist eine gute Idee, leider wird die Vorgabe jedoch nach den Anfangsminuten von den Hausherren beherzigt: Fährmann mit kurzem Abstoß zu Flick, dieser verliert den Ball gegen Otto – und der schließt schnörkellos an Fährmann vorbei ins kurze Eck zum 1:0 für den SSV ab (9.).

Schalke in Nöten

Ein guter Start aus Schalker Sicht sieht definitiv anders aus und die Führung gibt dem Jahn, ohnehin noch ohne Gegentreffer in dieser Saison, weiteren Auftrieb. Doch auch die Schalker stecken nicht auf und kommen durch Ranftl und Ouwejan zu einer ersten guten Gelegenheit (15.). Fährmann schnappt sich eine Flanke von Faber (18.). An der Seitenlinie schreit Grammozis sich fast die Seele aus dem Leib; auch in der aufgrund des warmen Wetters anberaumten Trinkpause textet der Trainer ununterbrochen auf die Mannschaft ein.

Das Patentrezept kann er dem Team offensichtlich nicht mit auf den Weg geben, denn auch die nächste Großchance gehört dem SSV, der mit Wekesser und Otto blitzschnell vor Fährmann auftaucht. Den ersten Schuss kann der Keeper reaktionsschnell abwehren, dann rettet Palsson (27.). Puh! Im Schalker Block trägt derweil ein Ordner ebenso engagiert wie erfolglos ein „Bitte Sitzplatz einnehmen“-Schild spazieren.

Im Gegenzug kommt Bülter nach einem Freistoß von Ouewjan zum Schuss, doch Meyer im Tor der Regensburger kann klären. Als der Jahn wieder in den Vorwärtsgang schaltet, sehen Flick und Thiaw nicht immer ganz glücklich aus, aber es passiert nichts. Nichts außer einer liebevollen Ermahnung von Schiedsrichter Fritz gibt es auch, als Singh Ranftl im Strafraum per Ellbogencheck niederstreckt (38.).

Kurze Zeit später liegt Ranftl erneut am Boden, dieses Mal war Wekesser der Übeltäter, was ihm die erste gelbe Karte der Partie einträgt. In der dreiminütigen Nachspielzeit heißt es für die königsblauen Fans noch einmal kurz Luft anhalten, aber Drexler rettet gegen Beste, den Nachschuss verzieht Besuschkow, dann geht es mit der verdienten Pausenführung für Jahn in die Kabinen.

Breitkreuz mit der kalten Dusche

Zur zweiten Halbzeit ersetzt Grammozis den heute überforderten Flick positionsgetreu durch Neuzugang Itakura – und die Mannschaft hat sich offenbar etwas vorgenommen, denn Bülter und Drexler starten sofort den ersten Angriff. Kurz darauf erreicht ein langer Freistoß von Ouwejan Terodde, doch der Torjäger bekommt das Leder nicht Richtung Tor; auch Zalazar und Palsson bleiben in der Regensburger Defensive hängen – und genau in diese kleine Sturm- und Drangphase von Schalke platzt das 2:0 für den Jahn: Ein Freistoß von Singh landet bei Breitkreuz, dieser schließt im Getümmel und halb verdeckt für Fährmann mit links ins ganz lange Eck ab (55.).

Itakura krönt seine erste Bundesligaviertelstunde direkt mit einer gelben Karte wegen sehr robusten Einsteigens gegen Otto, Grammozis bringt derweil auch den zweiten Neuzugang der Woche und schickt Churlinov für Ranftl auf den Rasen (62.). Vorstöße von Terodde und Zalazar zerschellen an der Abwehr der Gastgeber.

Teroddes Treffer ist nur Ergebniskosmetik

Nach der zweiten Trinkpause sind Eckbälle für den Jahn angesagt: Die ersten beiden kann Schalke entschärfen, die Dritte sitzt. Ecke Beste, Kopfball Otto, 3:0 (73.). Damit ist leider klar, dass es hier und heute für Schalke nur noch um Schadensbegrenzung gehen kann, auch die zuvor tapfere Auswärtsfraktion verstummt frustriert. Gimber sieht gelb wegen eines Fouls an Drexler, der daraufhin behandelt werden muss.

Immerhin: Nach einem langen Ball von Kaminski in den Regensburger Strafraum schaltet Churlinov am schnellsten und bedient Terodde, der zum 3:1 und damit den ersten Gegentreffer für Regensburg in dieser Saison einschiebt (81.).  Pieringer und Mikhailov ersetzen Drexler und Palsson (83.) – und dann macht Singh mit einem fulminanten Volleyschuss den Deckel drauf, 4:1 (86.).

Der Rest ist ein bisschen Geplänkel, Regensburg will nicht mehr außer den Tag zu genießen, Schalke kann nicht mehr, dann kommt der aus königsblauer Sicht erlösende Abpfiff.

Tabellenführer einfach zu stark – oder Rückfall in alte Zeiten?

Die Regensburger Fans feiern ihre Mannschaft, die mit diesem Sieg souveräner Spitzenreiter bleibt. Und Schalke? Die Ernüchterung unter den Fans ist nach zuletzt ordentlichen Auftritten groß. Als die Mannschaft sich bei den mitgereisten Anhängern für den Support bedanken viel, schlagen ihr wütende Pfiffe entgegen, denn dieser Auftritt hat in vielen die Erinnerungen an die schaurige letzte Saison geweckt.

Schalke rutscht durch diese Niederlage auf Platz 12. der zweiten Bundesliga – damit ist zwar nach dem vierten Spieltag noch nichts verloren, aber Schalke muss aufpassen, dass sich nicht wieder eine ungute Spirale entwickelt. Jetzt ist insbesondere Dimitrios Grammozis gefragt, um aus den vielen neuen Spielern eine schlagkräftige Einheit zu basteln…