Klein, aber richtig fein: 07. Adventssingen in der Glückauf-Kampfbahn
19. Dezember 2022Eine Veranstaltung für Fußballfans in eisiger Kälte und parallel zum WM-Endspiel auf dem warmen Sofa? Was verrückt klingt, funktioniert tatsächlich: Nach langen zwei Jahren Corona-Pause wird die siebte Auflage des Adventssingens in der Glückauf-Kampfbahn wieder ein voller Erfolg und hinterlässt bei allen Beteiligten ein wohliges Gemeinschaftsgefühl…
Erfunden haben es die „Eisernen“ aus Berlin: Weihnachtssingen im Stadion. Von Fans für Fans – und genau diese Idee griffen im Jahr 2014 der Schalker Supporters Club, Teutonia Schalke und die Offene Kirche Schalke auf. Schauplatz des kleinen, aber feinen und familiären Beisammenseins im Licht der Kerzen ist die altehrwürdige Glückauf-Kampfbahn, Geburtsstätte des berühmten Schalker Kreisels. Im Gegensatz zum Profi-Event „Weihnachtssingen auf Schalke“ in der Arena, das in der Vorwoche nicht nur wegen des im Vergleich zum schwarzgelben Nachbarn überschaubaren Besucherinteresses auf gemischte Reaktionen stieß, gilt hier nicht „Bigger is better“ mit vermeintlichen „Stars“, sondern Wohlfühlen unter Gleichgesinnten.
Das Schalker Weihnachtsdorf
Im königsblauen „Weihnachtsdorf“ ist alles da, was man für eine gute Weihnachtsfeier braucht. Glühwein von der Ahr, Punsch, Kakao, Steaks, Bier, Würstchen und mit viel Liebe gebackene Waffeln zugunsten des kleinen Schalkers Mika.
Für erschwingliche 04 Euros – die Tickets dienen in erster Linie der Einlasskontrolle aufgrund der Begrenzung der Zuschauerzahl wegen der baulichen Sicherheitsauflagen -, können die dick eingemummelten Schalker an Ständen u. a. der blauen Männer, der offenen Kirche und des Supporters Clubs vorbeiflanieren, klönen, lachen und über die Rückrunde philosophieren.
Prominenter Gastmoderator: Dirk Grosse Schlarmann
Die Begrüßung übernimmt dieses Mal pünktlich um 18.04 Uhr der Schalker sky-Reporter Dirk Grosse Schlarmann, ebenfalls Mitglied im Supporters Club. Wenn er bei seiner nächsten Moderation die Zettel vertauscht, muss sich jeder erst noch eine Kerze und ein Bier holen… Ein besonderer Dank geht an Teutonia als „Gastverein“.
Dann heißt Supporters-Vorsitzender Andreas „Jouri“ Jour die Anwesenden herzlich willkommen und übergibt an Rebecka von der offenen Kirche, die kurz das Friedenslicht von Betlehem erläutert: Seit 1986 geht alljährlich eine in der Geburtskirche entzündete Flamme um die Welt (übrigens das weltweit einzige offene Licht, das per Flugzeug reisen darf) und soll Menschen verbinden und Frieden stiften. Das diesjährige Motto lautet „Friede beginnt bei mir“.
Der musikalische Teil wird stilecht mit dem Steigerlied eingeläutet, ein echter Gänsehautmoment. Passend zu „Und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezündt…“ wandert das Friedenslicht von Bethlehem von einem Schalker zum anderen. Dann folgen „Wir sagen Euch an den lieben Advent“, „Macht hoch die Tür“, „Morgen Kinder wird’s was geben“ und „Stern über Bethlehem“. Das Textheftchen hilft über kleine Hänger bei den späteren Strophen hinweg. Für die richtigen Töne sorgen wie in den ersten Auflagen Anja Wortmann, Frontfrau mit Gitarre und Engelsstimme, und Uwe Senftleben mit seinem beliebten Akkordeon.
Wo man singt, da lass Dich nieder
In der ersten Minipause traut sich die 04jährige Lara mit einem Gedicht auf die Bühne und erhält donnernden Applaus. Wie es sich für eine kleine Schalker Prinzessin gehört, trägt sie Schalke-Mütze und Tüllröckchen…
Im zweiten Liederblock stehen „Alle Jahre wieder“, „Ihr Kinderlein kommet“ und „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ auf dem Programm. Letzteres wird spontan durch „Keiner soll es wagen, Schalke je zu schlagen…“ ergänzt, dann liest Christiane eine kurze Weihnachtsgeschichte von einem Krippenspiel, bei dem der Stern abstürzt, vor. Wie man spontan einen Stern ersetzt? Man stellt sich auf einen Stuhl und strahlt!
Da werden selbst die Engel neidisch
Im dritten Liederblock erklingen „Leise rieselt der Schnee“, „Oh Tannenbaum“, Kommet Ihr Hirten“ und „Süßer die Glocken nie klingen“ aus zunehmend besser geölten Kehlen in die dunkle Kampfbahn und den Gelsenkirchener Nachthimmel hinaus. Einfach schön!
Die dritte Pause muss Dirk Grosse Schlarmann füllen – sein selbstgeschriebenes Gedicht vom Weihnachtsmann in Gelsenkirchen sorgt für viele Lacher. Die Kekse für Ralf Fährmann wiegen schwer und ein gewisser Kevin G. aus Lüdenscheid-Nord bekommt ein Poster von Jermaine Jones geschenkt…
Hühnerfell bei „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“
Der 04. und letzte Liederblock wartet mit „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“, „Fröhliche Weihnacht überall“, „Oh Du fröhliche“ und „Stille Nacht“ auf; schade, dass es schon vorbei ist. Aber halt, ganz vorbei ist es ja noch nicht: Ohne unser Vereinslied gehen wir nicht nach Hause! Passend zum Bekenntnis „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“, wird auch die zuvor rot und grün erleuchtete Tribüne blau und weiß illuminiert, dazu werden auf dem Rasen einige weiße Fackeln gezündet. Akuter Gänsehautalarm!
Am Ende gehen alle Teilnehmer mit einem wohlig-warmen Gefühl, dass die 1.000 Freunde nicht nur ein Lippenbekenntnis sind, nach Hause. Schalke ist eben neben aller sportlichen Performance etwas ganz Besonders, der geilste Club der Welt – Glückauf!