Kaderumbau auf Schalke: Was ist fix, woran wird gearbeitet – und was sagt die Gerüchteküche?

Kaderumbau auf Schalke: Was ist fix, woran wird gearbeitet – und was sagt die Gerüchteküche?

13. August 2020 0 Von Susanne Hein-Reipen

Sportvorstand Jochen Schneider hat derzeit alle Hände voll zu tun: Einige Stammspieler der letzten Saison stehen nicht mehr zur Verfügung, stattdessen stehen 11 Leihspieler wieder auf der Matte – und für neue Transfers ist nur Geld vorhanden, wenn vorher lukrative Verkäufe getätigt werden. Susanne Hein-Reipen listet auf, welche Personalien bislang bestätigt sind, womit in naher Zukunft zu rechnen ist und wer getrost in das Reich der Fabeln verwiesen werden kann.

Feststehende Angänge: Die rechte Seite ist verwaist

Den königsblauen Kader, der in der zurückliegenden Saison eine tolle Hin- und eine unterirdische Rückrunde spielte, hat bereits Vizekapitän Daniel Caligiuri (Vertragsende, neuer Dreijahresvertrag beim FC Augsburg) verlassen. Die Leihspieler Jonjoe Kenny (FC Everton), Jean-Clair Todibo, Juan Miranda (beide FC Barcelona) und Michail Gregoritsch (FC Augsburg) sind zu ihren Stammvereinen zurückgekehrt. Mit Caligiuri und Kenny gingen beide Stammspieler auf der rechten Seite, als prompte Reaktion erhielt Timo Becker einen Einjahres-Profivertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr.

Timo Becker kann bislang 10 Bundesligaeinsätze vorweisen (Foto: Hein-Reipen)

Stürmer Bernard Tekpeteys Leihvertrag mit Fortuna Düsseldorf, der eigentlich bis Sommer 202 datiert war, wurde vorzeitig aufgelöst, er läuft jetzt für zwei Jahre für den bulgarischen Meister PFK Ludogorets Razgrad auf. Einzelheiten über eine Ausstiegsklausel oder die Leihgebühr sind nicht bekannt; sein Vertrag auf Schalke läuft noch bis 2023.

Zahlreiche Rückkehrer aus Leihverträgen

Von den zahlreichen Schalker Leihgaben, deren Leihverträge mit dem Saisonende ausliefen, haben sich bereits Cedric Teuchert (von Hannover 96 zu Union Berlin) und Pablo Insua (bleibt bei SD Huesca) dauerhaft verabschiedet. Linksverteidiger Jonas Carls wurde trotz des Weggangs von Miranda nach seiner Rückkehr von Viktoria Köln sofort an den portugiesischen Verein Vitoria Guimaraes weiterverliehen, der Vertrag soll eine Ausstiegsklausel beinhalten.

Nabil Bentaleb hat auf Schalke wohl keine Zukunft mehr (Foto: Hein-Reipen)

Die anderen Leihspieler – Ralf Fährmann, Hamza Mendyl, Steven Skrybski, Mark Uth und Sebastian Rudy – werden grundsätzlich wieder auf Schalke erwartet; Nabil Bentaleb hingegen erhält keine Rückennummer, auch wenn sich Newcastle United bislang nicht geäußert hat, ob es den technisch versierten, aber disziplinarisch sehr schwierigen Algerier dauerhaft verpflichten möchte. Bentaleb wird von Jochen Schneider und Schalkes Aufsichtsratsmitglied Huub Stevens, der als Interimscoach im Vorjahr selber Eindrücke in die Mannschaft bekommen hatte, äußerst kritisch gesehen, wird aber wohl trotzdem vorübergehend wieder zum Kader stoßen, wenn kein Interessent bereit ist, die kolportierten 4 Mio. Euro Gehalt zu übernehmen..

Was wird aus Rudy und Uth?

Etwas anders liegt der Fall mit Sebastian Rudy, obwohl dieser durch sein Auftreten auf Schalke und einige unglückliche Äußerungen in Hoffenheim viel Porzellan zerschlagen hat. Jochen Schneider kennt den Edeltechniker noch aus gemeinsamen Zeiten in Stuttgart und ist zuversichtlich, dass „sein zweiter Anlauf auf Schalke von Erfolg gekrönt sein wird“. Viele Fans wären dennoch froh, wenn sich ein Abnehmer finden und Rudy von der Gehaltsliste käme.

Auch Mark Uth ist beim 1. FC Köln eingeschlagen, bislang kam aber keine Einigung zustande, weil Köln die festgeschriebene Ablösesumme von 10,5 Mio. Euro nicht zahlen kann/will. Bei ihm sind die Fans mehrheitlich der Meinung, dass er auf seiner „Paradeposition“ hinter den Spitzen durchaus auch Schalke weiterhelfen könnte.

Hamza Mendyl hat sich bei Dijon FCO zuletzt positiv entwickelt, ähnlich wie bei Steven Skrzybski ist sowohl ein Verbleib als Back-Up auf Schalke als auch ein Transfer möglich, wenn sich ein kaufbereiter Verein findet.

Baustelle Tor: Fährmann oder Schubert – oder doch Mister X?

Ein Sonderfall ist auch die Torhüterposition: Mit Ralf Fährmann kehrt der langjährige Stammtorhüter, Ex-Kapitän und Publikumsliebling zurück, dessen Leihen zu Norwich City und Brann Bergen wenig erfolgreich verliefen. Auch Markus Schubert (22), im Vorjahr als hoffnungsvoller U 21-Keeper von Dynamo Dresden in den Pott gewechselt, ist nach der den zahlreichen Wechseln auf der Torhüterposition angeschlagen – Schalke streckte daher trotz des zwischenzeitlichen Bekenntnisses von Schneider, auf Schubert und Fährmann zu setzen, seine Fühler zu Alexander Schwolow (28) vom SC Freiburg aus, dieser wechselt jedoch zu Hertha BSC. Prompt tauchen neue Gerüchte um Sven Ulreich auf.

Schafft es Publikumsliebling Ralf Fährmann zurück zu alter Stärke? (Foto: Hein-Reipen)

Diese Personalie wird unter den Fans der Knappen äußerst kontrovers diskutiert: Da Ralf Fährmann immer noch sehr beliebt und mit 32 Jahren in einem guten Torwartalter ist, sind viele der Meinung, Schalke solle sich das knappe Geld für drängendere Personalien aufheben. Andere verweisen darauf, dass Fährmann ein eher klassischer Torhüter und kein moderner mitspielender Keeper ist.

Unbestritten ist auch, dass Fährmann als Großverdiener eigentlich für die Bank zu teuer ist, Abnehmer aber das hohe Gehalt abschrecken dürfte.

Wer wird zu Geld zu gemacht?

Da Schalke dringend noch dringend Verstärkungen im Offensivbereich benötigt, streben die Verantwortlichen den Verkauf eines Stars an, um finanzielle Mittel zum Re-Investieren zu bekommen. Gerüchten zufolge soll die Entscheidung zwischen Weston McKennie, Ozan Kabak und Amine Harit fallen; Suat Serdar hingegen möchte Schneider gerne langfristig an Schalke binden.

Insbesondere für McKennie und Kabak werden immer wieder Begehrlichkeiten aus der Premierleague kolportiert, der US-Nationalspieler soll auch beim AS Monaco und Hertha BSC auf der Einkaufsliste stehen. Im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung ist Schalke vergleichsweise gut besetzt, insbesondere seitdem Benjamin Stambouli einen neuen Vertrag zu reduzierten Bezügen unterzeichnet hat. Der bei den Fans sehr beliebte Franzose und Vizekapitän ist eins der ersten „Opfer“ der Schalker Personalkostendrosselung und zeigte bereits beim ersten Einsatz nach 9monatiger Verletzungspause, wie wichtig seine Spielintelligenz ist. Mit seiner offenen Begeisterung für die Kumpel- und Malocherkultur ist auch eine sehr gute Führungsfigur für eine verjüngte Schalker Mannschaft und dürfte neben Omar Mascarell einer der Anwärter auf die Kapitänsbinde sein.

Benjamin Stambouli bleibt! )Foto: Hein-Reipen)

Im offensiven Mittelfeld stehen zur Zeit neben Harit nur die hoffnungsvollen Youngster Can Bozdogan und Levent Mercan unter Vertrag, Alessandro Schöpf als „Aushilfe“ trieb in der Rückrunde die königsblauen Fans bisweilen zur Verzweiflung.

Welcher Stürmer kommt noch?

Jochen Schneider kommentierte die finanzielle Lage kürzlich gegenüber dem Sport-Informations-Dienst, dass „man in anderen Regalen schaut, kreativ sein muss“. Das spräche eher für junge Talente oder Leihspieler als etablierte „Haudegen“ wie der in den Medien mit Schalke in Verbindung gebrachten Max Kruse. Offiziell noch nicht bestätigt ist bislang auch das Schalker Interesse an Sebastian Andersson von Union Berlin, dessen Ablösesumme nach Auslauf der Ausstiegsklausel nunmehr frei verhandelbar ist. 

Das Transferfenster ist noch bis zum 5. Oktober 2020 geöffnet, viele Vereine haben wegen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen weniger Geld zur Verfügung oder pokern noch. Wünschenswert wäre dennoch, dass etwaige Neuzugänge nicht zu spät zur Mannschaft stoßen, sondern zumindest Teile der Sommervorbereitung mitmachen und sich einspielen können. 

Zur Zeit leider nur ein Traum: Die Nordkurve in voller Action (Foto: Hein-Reipen)