Freiburg – Schalke 4:0: Fans halten enttäuschenden Schalkern weiter treu die Stange

Freiburg – Schalke 4:0: Fans halten enttäuschenden Schalkern weiter treu die Stange

24. April 2023 2 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 kann die Steilvorlagen der Abstiegskonkurrenten nicht nutzen und verliert beim SC Freiburg auch in dieser Höhe verdient mit 4:0 (2:0). Die rund 4.000 Schalker Fans im neuen Europa Park Stadion schlucken jedoch ihren Frust runter und beschwören nahezu die komplette zweite Halbzeit lautstark „Schalke 04, für jetzt und alle Zeit…“. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Freiburg erfreut sich bei der königsblauen Auswärtsfahrermeute großer Beliebtheit und so tauchen bereits ab Donnerstag königsblaue Farbtupfer in der Stadt auf, die sich ganz nach dem Motto „ein Schalker kommt selten allein“ schnell vermehren. Ob in den urigen Lokalen der Altstadt, auf dem Schlossberg oder am Münster gilt: Hurra, hurra, die Schalker die sind da!

Neuer Ground

Den Getränkeumsatz freut’s, das Wetter spielt über weite Strecken ebenfalls mit und die Samstagsspiele liefern eine wunderbare Steilvorlage: Mit einem Dreier könnte Schalke auf Rang 15 springen! Wenn es für jedes „Au weia, wenn alle für uns spielen, geht das meistens schief“ einen Euro gäbe, wäre man allerdings reich… Trotzdem geht es natürlich am Sonntag gutgelaunt Richtung des neuen Europa Park Stadions, das anders als das gute alte Dreisamstadion nicht mehr direkt hinter einem Wohngebiet, sondern „jwd“ an Messe und Campusflugplatz liegt. An dieser Stelle Danke an Königsblau Oberaden für das nette Asyl im Bus.

Das Stadion ist von außen ein wenig gesichtslos, entpuppt sich aber innen als durchaus gelungen, auch wenn im Umlauf zwischen Block, Cateringständen und Zaun gerne etwas mehr Platz sein dürfte. Die Toiletten blitzen vor Sauberkeit, das Servicepersonal ist fix und freundlich, die Verpflegung lecker.

Wenn Schalke heute die drei Punkte holt…

Bereits bei der Platzbegehung werden die Schalker Spieler mit Applaus empfangen. Der Stadionsprecher begrüßt „alle, die angereist sind“ und verweist stolz darauf, dass der SC am vergangenen Wochenende den 250. Sieg und das 1.000 Tor in der ersten Bundesliga feiern durfte und somit in der ewigen Tabelle am badischen Rivalen KSC vorbeigezogen ist. „Ihr könnt nach Hause fahr’n“ vom Band passt nicht ganz zu der sonst gezeigten Gastfreundlichkeit, aber wir sind ja nicht pingelig.

Nach der Schalker Aufstellung – Thomas Reis lässt zunächst Schwolow, Matriciani, Jenz, Kaminski, Uronen, Latza, Kral, Karaman, Drexler, Bülter und Terodde ran – folgen aus dem Schalker Block lautstarke Grüße nach Nürnberg: „Schaaaalke und der FCN!“ und „Seht Ihr die Fahnen weh‘n?“, dann wird zu „Wenn Schalke heute dieses Spiel gewinnt“ umgeschwenkt. Die Freiburger vergnügen sich derweil mit dem Badnerlied – anders als in Hoffenheim auch ohne Untertitel textsicher – und „SC Freiburg immer wieder vor“.

Früher Rückstand

Bei Verlesung der Aufstellung des SCF huldigt das Publikum „Nils Petersen Fuß-ball-gott“,, obwohl der Rekordtorschütze zunächst auf der Bank Platz nehmen muss. Kleines, aber feines Detail für den Freiburger Teamgedanken: Nicht nur Chefcoach Christian Streich, sondern auch seine Cotrainer werden genannt.

Die Mannschaften kommen auf den Rasen, die Hausherren ganz in Rot, Schalke in klassischem Königsblau-Weiß. Die erste Aktion geht dann tatsächlich an die Gäste, lautstark angefeuert vom gut 4.000 Köpfe und Kehlen starken Auswärtsblock mit „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“, aber Krals Flanke landet im Nirwana. Die heimische Südkurve hisst derweil ein Banner mit der  Aufschrift „Stark bleiben Lukas“ – und darf kurz darauf jubeln: Nachdem Schwolow zweimal stark gegen Gregoritsch und Doan parieren konnte, sitzt Schuss Nummer des Ex-Schalkers im kurzen Eck, das 1:0 in der 7. Spielminute.

Freiburg ist zwei Klassen besser

Die Heimkurve hat nun prächtige Laune, der Gästeblock schüttelt sich einmal kurz und stimmt dann „Schalke 04, für jetzt und alle Zeit“ und „Geh‘n mit dir auf jede Reise“ an. Auf dem Rasen dominieren hingegen die Kicker von Streich, ein Schuss von Grifo klatscht an den Pfosten (13.), Hölers Abschluss liegt ein wenig zu hoch (18.) und Günters Ball von der Strafraumgrenze zischt rechts am Tor vorbei (23.). 

Schalker Entlastungsangriffe sind rar und werden wie jede Ecke erfreut mit „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und „Wir lieben alle nur den FC Schalke“ honoriert, von der gegenüberliegenden Seite weht energisches „S! C! F!“ herüber. Im Oberrang des „neutralen“ Bereichs neben dem Gästeblock versuchen derweil zwei Ordner, die dort angesiedelten Schalker zum Sitzen zu erziehen. Für leichten Unmut beim königsblauen Anhang sorgt auch der Linienrichter auf der Gegengeraden, der schlicht nicht auf Ballhöhe ist und selbst Szenen kurz vor seiner Nase nur nach Blick zu Schiri Hartmann „entscheidet“.

Festzuhalten bleibt aber leider: Trotz des unermüdlichen Supports der Blauen auf den Rängen mit „Schalke, ich bin für dich geboren“ laufen die Blauen auf dem Rasen meistens hinterher. Einen fiesen Distanzschuss von Gregoritsch kann Schwolow bei seinem Ex-Club noch entschärfen (34.), dann bleibt er wieder zweiter Sieger: Gregoritsch versenkt eine Flanke von Kübler zum 2:0 im Tor (35.). Auch in den restlichen Minuten bis zur Pause bleibt der CL-Aspirant Freiburg spielbestimmend, Uronen sieht noch wegen etwas zu herzhaften Einsteigens gegen Doan die erste gelbe Karte des Spiels.

Erneute kalte Dusche

In der Pause setzt Regen ein, im Gästeblock ist zu den Klängen von „Sweet Caroline“ Wundenlecken angesagt. Zwei Banner auf mit den Aufschriften „Nein zum DFL-Investor“ und „Mehr Geld macht euer krankes System auch nicht besser“ in der Heimkurve finden auch Anerkennung der Gäste aus dem Ruhrpott.

Als erste Wechsel kommen Frey für Drexler und Greiml für den leicht angeschlagenen Jenz, wieder geht die erste Aktion in Gestalt eines Terodde-Kopfballs über die Querlatte an Schalke, wieder jubeln kurz darauf die Roten: Uronens Rettungsaktion gegen Gregoritsch landet genau auf dem Schlappen von Höler, der mit einem Flachschuss auf 3:0 erhöht (52.). Im Gästeblock scheiden sich die Geister, ob das Ding auf Schwolows Kappe ging, dann wird über den „Königsblauen S 04“ trotzig eine Dauerschleife von „Schalke 04 für jetzt und alle Zeit“ angestimmt.

Was auch immer passiert, wir lieben Dich sowieso bis in die Ewigkeit

Das Spiel flacht nun etwas ab, Schalke kann nicht viel mehr als einige bemühte, aber ungefährliche Versuche von Frey; Freiburg will nicht mehr so richtig, auch wenn Günter (64.) und Lienhart (67.) noch vor Schwolow auftauchen. Ouwejan und Aydin ersetzen Uronen und Matriciani, bei Freiburg kommen Weißhaupt und „Fußballgott“ Petersen für Doan und Doppeltorschütze Gregoritsch; wenig später lassen beide Trainer mit Zalazar für Bülter und Röhl und Jeong für Höler und Grifo weiteres frisches Personal ran.

Der Gästeblock setzt weiter ebenso beharrlich wie lautstark auf das Bekenntnis „Schalke 04… für jetzt und alle Zeit… Was auch immer passiert, wir lieben Dich sowieso… bis in die Ewigkeit!“ Diesen Schwur können auch die nächste Ecke und das folgende 4:0 durch Ginter (82.) nicht unterbrechen.

Der Drops ist nun natürlich vollends gelutscht; Wagner darf noch kurz für Höfler ran, Keitel sieht Gelb. Schwolow rettet noch einmal gegen Weißhaupt (88.), Latza holt sich eine komplett unnötige gelbe Pappe wegen Reklamierens ab, dann ist das Spiel inklusive zwei Minuten Nachspielzeit aus königsblauer Sicht ENDLICH zu Ende.

Unterstützung trotz Enttäuschung

Schalke kann durch diese schmerzhafte Niederlage natürlich keinen Boden gutmachen und bleibt auf Rang 17 mit einem Punkt Rüückstand auf den Relegationsplatz; die Freiburger springen bis zum Abendspiel von Union auf Platz 3 und feiert ausgelassen mit ihren Fans.

Vor dem Gästeblock führt Zalazar den Gang der Geschlagenen an, auch seine folgenden Mannschaftskameraden wissen, dass sie einen sehr enttäuschenden Auftritt gezeigt haben. Wie bereits bei der Pleite in Hoffenheim bleiben Pfiffe und Beschimpfungen aus, die Kurve baut die Spieler mit Applaus und lautstarkem „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“ wieder auf. Hoffentlich regt es zum Nachdenken an, in den verbleibenden fünf Spielen wirklich ALLES bis zum letzten Blutstropfen reinzuwerfen…