Fortuna – Schalke 2:1: 10. Spiel ohne Sieg – trotz Führung geht die Horror-Serie weiter

Fortuna – Schalke 2:1: 10. Spiel ohne Sieg – trotz Führung geht die Horror-Serie weiter

27. Mai 2020 1 Von Susanne Hein-Reipen

Trotz zwischenzeitlicher 1:0-Führung durch einen schönen Flugkopfball von Weston McKennie steht Schalke auch nach dem Geisterspiel bei Fortuna Düsseldorf ohne Punkt da. Hennings und Karaman erzielen den 2:1 Endstand und sichern der Fortuna drei wichtige Zähler im Abstiegskampf.

Die letzten Partien gegen Fortuna hatten nur eine Gemeinsamkeit: Es ging hoch her. Im Oktober 2018 feierten über 10.000 Schalkefans in Düsseldorf frenetisch einen verdienten 2:1-Auswärtserfolg. Im Februar 2019 siegte Königsblau im Pokal-Achtelfinale souverän mit 4:1, keine vier Wochen später gab es, wiederum in der Veltins-Arena ein blamables 0:4. Das Spiel sorgte wegen der Wegnahme der Nordkurven-Kapitänsbinde durch die Ultras Gelsenkirchen bundesweit für Schlagzeilen und brach dem damaligen Coach Domenico Tedesco gemeinsam mit dem 0:7 bei Manchester City das Genick.

In der Sommerpause gab es reichlich Kulissendonner um die Ablöse für Benito Raman; im Gegenzug wechselten Steven Skrzybski und Bernhard Tekpetey leihweise an den Rhein. In der Hinrunde trennten sich die Mannschaften nach dreimaliger Schalker Führung und drei Treffern von Hennings mit 3:3.

Abmarsch in Gelsenkirchen

Mit Kabak, ohne Kutucu

Die pünktlich eine Stunde vor Anpfiff veröffentlichte Aufstellung stößt bei den Schalkefans in den sozialen Netzwerken auf gemischtes Echo, denn Fan-Liebling und Joker Ahmed Kutucu, der nach Meinung vieler längst einen Startelfeinsatz verdient hätte, sitzt zunächst wieder nur auf der Bank, dafür ist Ozan Kabak nach seiner Verletzung erstmals wieder dabei. Schubert, McKennie, Kabak, Nastasic, Matondo, Caligiuri, Burgstaller, Kenny, Oczipka, Sané und Schöpf sollen die Schalker Negativserie stoppen. Raman fehlt gegen seinen Exverein mit Oberschenkelproblemen.

Die bunten Sitze in der Merkur Spiel-Arena formerly known as Esprit-Arena, LTU-Arena und Rheinstadion täuschen auf den ersten Blick etwas Leben vor, die Geräuschkulisse ist jedoch genauso gruselig wie bei den übrigen Geisterspielen. Vor dem Anpfiff gibt es eine weitere Gedenkminute für die Opfer der Corona-Pandemie, beide Mannschaften spielen mit Trauerflor.

Unspektakulärer erster Durchgang

Das erste Duell nach Anpfiff bestreiten Mckennie und der Ex-Schalker Kaan Ayhan, Ayhan behält die Oberhand. Kurze Zeit später flitzt Matondo über rechts Richtung Grundlinie, doch seine Flanke landet nicht bei Caligiuri, sondern in der Fortuna-Abwehr. Ähnlich erfolglos verlaufen die erste Ecke der Fortuna und ein weiterer Konterversuch über Youngster Matondo.

Fortuna hat in dieser Phase deutlich mehr Ballbesitz und verzeichnet durch Karaman auch den ersten Torschuss, aber Schubert schnappt sich das Leder (12.). Die Körpersprache der Schalker zeigt deutlich ihre Nervosität, Burgstaller holt sich für einen herzhaften Rempler gegen Ayhan die erste gelbe Karte des Spiels ab (18.).

Die erste Torchance für Schalke geht auf das Konto von Daniel Caligiuri, doch Kastenmeier im Tor der Hausherren pariert glänzend (21.). Auch Markus Schubert ist wach und schnappt sich einen Schuss von Stöger. Ozan Kabak ist nach seiner Pause bereits wieder gut drauf und rettet vor Karaman. Auf der Gegenseite ist Ayhan Chef im Ring und bremst auch Matondo aus.

Eine kurze Verletzungspause von Suttner nutzt Wagner für Anweisungen an Caligiuri und Sané. Die nächste Offensivaktion gehört aber wieder der Fortuna, ein strammer Schuss von Thommy zischt durch Freund und Feind hinweg und titscht vor Schubert noch einmal auf, so dass der junge Keeper nur nach vorne abklatschen kann, aber Oczipka haut den Ball aus der Gefahrenzone.

Bis zur Pause plätschert das Spiel ohne nennenswerte Aktionen auf beiden Seiten vor sich hin, Kabak sieht für ein Foul am Ex-Schalker Sobottka plus Ballwegschlagen noch högschdt überflüssig Gelb, der folgende Freistoß geht deutlich über den Kasten von Schubert, dann geht es mit 0:0 in die Kabinen. Positiv aus Schalker Sicht: Die Null steht mal wieder.

Erlösende Führung durch McKennie

Beide Mannschaften kommen personell unverändert wieder aufs Feld – uns es beginnt tatsächlich ein ansehnlicher Schalker Angriff über Schöpf und Oczipka zu Burgstaller, doch „Burgi“ ist nach fast einem Jahr ohne Torerfolg so verunsichert, dass er die durchaus gute Schussposition nicht selber nutzt, sondern zu Kenny weiterleitet, der das Leder knapp über den Kasten drischt. Kollektives Aufseufzen in allen königsblauen Wohnzimmern.

Insgesamt wirkt Schalke in den Anfangsminuten aktiver als zuvor, doch offensiv bleibt vieles Stückwerk. Ein Standard bringt dann die erlösende Führung: Sobottka foult Caligiuri und sieht gelb, der fällige Freistoß von Oczipka landet genau auf dem Scheitel von Weston McKennie, der schulmäßig zum 0:1 einköpft (53.). JAAAAAA! Die erste Schalker Führung seit gefühlten Ewigkeiten, dementsprechend erleichtert und nicht ganz coronamäßig-distanziert fällt der Jubel aus.

Fortuna dreht das Spiel

Das Tor gibt den Knappen sichtlich Auftrieb und Selbstvertrauen, doch zehn Minuten später kann Schubert einen Freistoßhammer von Stöger nur nach vorne abklatschen, Hennings – bereits im Hinspiel der königsblaue Alptraum – schiebt Nastasic beiseite und köpft ein. Trotz wütender Schalker Proteste zählt der Treffer, es steht 1:1 (63.).

Und schlimmer geht immer: Nur fünf Minuten später flankt Thommy in den Strafraum zu Ayhan. Kabak geht erfolgreich dazwischen, doch der Ball landet bei Karaman, der aus kürzester Distanz frei vor Schubert einnicken kann (68.).

Geht da noch was?

Die Reaktion von David Wagner: Er schickt mit Kutucu und Gregoritsch für Burgstaller und Caligiuri zwei frische Stürmer aufs Feld, der nächste Torschuss kommt jedoch von Matija Nastasic, doch er bekommt den Kopfball nicht richtig unter Kontrolle. Bei Fortuna darf jetzt auch die Schalker Leihgabe Steven Skrzybski für Hennings ran. So verunsichert, wie die Schalker Spieler jetzt wieder sind, wäre es kein Wunder, wenn auch er noch eine Bude machen würde, treffen doch ehemalige und verliehene Spieler gegen Schalke besonders gerne.

Ayhan wird mittlerweile von starken Wadenkrämpfen geplagt, brennt aber sichtlich darauf, gegen seinen Heimat- und Lieblingsverein weiterzuspielen. Wagner tauscht Matondo gegen Todibo. Die Verletzungspause führt zu rund fünf Minuten Nachspielzeit. Bei einem Freistoß in der 90.+3. Minute geht sogar Schubert mit nach vorne, aber Kastenmaier fängt den Ball ab. Auf dem Rückweg in sein Tor wird er von Skrzybski überlaufen, doch Kenny rettet auf der Linie, es bleibt beim 2:1.

Für Schalke bedeutet dies das zehnte sieglose Spiel in Serie, so schlecht waren die Königsblauen seit über 20 Jahren nicht mehr. Die Spieler sind vollkommen verunsichert, David Wagner wirkt ratlos, die Fans leiden unter den „Leistungen“ und darunter, ihre Mannschaft nicht supporten zu können. Gebrauchtes Jahr zu verkaufen!!!

Bereits am Samstag besteht im Heimspiel gegen Werder Bremen eine weitere Möglichkeit, die Horrorserie zu beenden, aber jedes verlorene Spiel nagt weiter am Selbstbewusstsein.