Clemens Tönnies bringt Ausgliederung wieder ins Gespräch

Clemens Tönnies bringt Ausgliederung wieder ins Gespräch

16. Mai 2020 Aus Von Carsten Schulte

Nach dem 0:4 des FC Schalke in Dortmund war auch Clemens Tönnies wieder da. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Königsblauen gab sich nach der Pleite der Schalker im „Geister-Derby“ halbwegs ruhig. Aber ein altes Thema wurde wieder aktiviert.

Die Niederlage beim Neustart der Bundesliga führte er auf eine Art „Hemmschwelle“ der Profis zurück. Die Spieler hätten sich „beeindruckt“ gezeigt und nicht ihre „normale“ Leistung abergerufen, so Tönnies im Sky-Talk mit Jörg Wontorra.

Etwas überraschend brachte Tönnies aber auch das Thema Ausgliederung wieder ins Gespräch. Man diskutiere ja eigentlich „seit Jahren darüber, ob wir nachhaltig ein traditioneller Klub bleiben können“, so Tönnies. Die Diskussion darüber müsse der FC Schalke in seinen Führungsgremien noch einmal aufgreifen. Dazu würde der Klub Konzepte erarbeiten.

Tönnies weiter: Er sehe dies als Aufgabe des Aufsichtsrates und für sich als den Vorsitzenden des Gremiums, diese Diskussion erneut anzustoßen.

Das alles wirkt seltsam, denn Tönnies war es, der sich noch vor wenigen Jahren auf einer Mitgliederversammlung des Vereins dafür hatte feiern lassen, Schalke als eingetragenen Verein zu erhalten. Tönnies damals wörtlich: „Ich möchte mit einer Mär aufhören, die von bestimmten Leuten ständig verbreitet wird – ich habe ja nicht nur Freunde im Verein – und diese ein für alle Mal begraben: Ich bin nicht für die Ausgliederung. Ich bin dafür, alles zu tun, dass wir ein eingetragener Verein bleiben.“

Ein für alle Mal. Längst sind diese Aussagen das, was Aussagen im Fußball in aller Regel sind: Süßkram für Fans. Machen im Moment glücklich, auf lange Sicht sind sie schlecht.

Dabei hatte Tönnies schon vor Jahren über Geld gesprochen, das Tore schieße. Damals, Anfang 2015, wollte Tönnies auch in der Champions League lieber weiter hinaus. Träume, die der Verein seitdem nicht mehr erfüllen konnte.

Und während Clemens Tönnies den Fans ständig nach dem Mund redete und den Verein als außergewöhnliches Merkmal des FC Schalke darstellte, hob er das Thema Ausgliederung regelmäßig wieder ins Bewusstsein.

„Solange wir nicht müssen und nicht gezwungen werden, denken wir über nichts anderes nach“, hatte er 2018 beim Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf gesagt. 

„Wir wollen eingetragener Verein bleiben, das ist der Wunsch der Fans“, erklärte Tönnies weiter: „Damit sind wir der letzte Verein der Bundesliga.“ Die kleine Einschränkung schob er dann direkt hinterher: Das alles gelte, solange der FC Schalke erfolgreich sei. Tja, und nach dem ernüchternden 0:4 beim BVB ist wohl der Zeitpunkt gekommen, diese Frage wieder aufzuwerfen. 

Dass es Tönnies selbst ist, der seine eigenen Aussagen ins Gegenteil verkehrt, sollte dabei niemanden auf Schalke überraschen.