Bremer SV – Schalke 0:5: Schalke ganz cool, Fans heiß wie Frittenfett
31. Juli 2022Der FC Schalke 04 zieht im Oldenburger Stadion Marschweg dank eines souveränen und konzentrierten ersten Durchgangs mit einem 5:0 (4:0) über den Bremer SV in die zweite Runde des DFB-Pokals ein. Die fast 8.000 mitgereisten Schalkefans supporten die Mannschaft über die vollen 90 Minuten und feiern den gelungenen Pflichtspielauftakt. Susanne Hein-Reipen berichtet…
Die Jungs der Abteilung Fanbelange hatten dringend zu einer frühzeitigen Anreise geraten und so ist die A 1 bereits am zeitigen Sonntagmorgen fest in königsblauer Hand. Vor Ort gilt dann artgerechte Haltung: Wir schlafen nicht nur unter Brücken, wir parken da auch! Es wird voll, aber die Stimmung ist blendend, als nacheinander der schneeweiße Bremer Bus und das Schalker Gefährt anrollen.
Bier. Wurst. Panzenberg.
Kleiner Wermutstropfen: Das örtliche Restaurant öffnet zum Leidwesen einiger durstiger Schalker erst um 12 Uhr – leider Rekordumsatz verpasst. Die Stadiontore öffnen hingegen pünktlich, die Versorgung ist gerettet. Das Motto lautet „Bier. Wurst. Panzenberg.“ (das Stadion am Panzenberg ist die eigentliche Heimspielstätte des Bremer SV) und viel mehr braucht es eigentlich auch nicht… Nichtalkoholische Kaltgetränke, Pommes und Süßkram sind aber auch noch am Start.
Ailton beweist prophetische Fähigkeiten
Ebenfalls mit von der Partie ist Ailton. Der frühere Torjäger von Werder und Schalke hat sich kaum verändert – vielleicht ist der Hals noch etwas kürzer geworden…? -, posiert geduldig für Selfies mit den Fans beider Lager und prophezeit in seinem bekannt individuellen Deutsch „Ooooh, Ailton sage, Schalke gewinne 5:0!“. Treffer!
Beide Mannschaften werden freundlich zum Warmmachen begrüßt und dann gemeinsam mit dem Vereinslied „Im Bremer Westen“ beschallt. Die Soundanlage hat allerdings ihre besten Zeiten mindestens 30 Jahre hinter sich…
Dann folgen die Aufstellungen; Chefcoach Frank Kramer schickt Schwolow, Ouwejan, Kaminski, Yoshida, Brunner, Kral, Mohr, Zalazar, Kraus, Drexler und Polter ins Rennen. Sein Pendant Torsten Gütschow setzt auf Seemann, Burke, Kmiec, Sauermilch, Kunkel, Kaiser, Warm, Hamid, Muszong, Diop und Goguadze.
DFB – EUER EINZIGES NACHHALTIGKEITSZIEL IST MEHR KOHLE SCHEFFELN!“
Zum Einlaufen der Mannschaften werden auf beiden Seiten die Banner ausgerollt. Die Fans des Bremer SV haben dabei mit dem Bekenntnis „Choreo fällt heute aus, haben das Geld beim Aufstieg versoffen!“ und dem „Zaunlappen“ alle Lacher auf ihrer Seite. Die UGE attackieren den DFB und seine „Klimaschutzminute“: „Euer einziges Nachhaltigkeitsziel ist mehr Kohle scheffeln!“ Auch die Ansprache, dass man „doch auch mal die Fußballschuhe mit Regenwasser waschen und dem Rad zum Training fahren“ könne, kommt nicht gut an – zu sehr hat der Verband die Klimafarce einer Wüsten-WM mit eigens dafür unter rücksichtsloser Verschwendung an ökologischen und menschlichen Ressourcen hochgezogenen vollklimatisierten Stadien verteidigt. „Fußballmafia DFB“ und „Ihr macht unsren Sport kaputt“ tönt durch das Stadion.
Einigkeit herrscht hingegen bei der Schweigeminute für Uwe Seeler, der unlängst verstorbene Ehrenspielspielführer der deutschen Nationalmannschaft genießt aufgrund seiner Leistungen Einsatzes und seiner bescheidenen Art überall höchsten Respekt. Ruhe in Frieden, „Uns Uwe“!
Zalazar gelingt ein Start nach Maß
Dann rollt der Ball – und wie! Zur Freude des königsblauen Anhangs dauert es keine zwei Minuten, bis Mohr eine Drexler-Flanke per Kopf zu Zalazar weiterleitet – und der Publikumsliebling aus Uruguay vollstreckt aus kürzester Distanz zum 0:1 (2.). Jawoll!
Wiederum zwei Minuten später stürmen Polter und Ouwejan in den Strafraum der Hausherren, der Holländer wird dabei von Sauermilch flachgelegt, Elfer. Diesen versemmelt Polter jedoch mit einem halbhohen und mittigen Schüsschen (5.), das sich Keeper Seemann ebenso mühelos schnappen kann wie den Abschluss wenig später (7.).
Der Schalker Block zeigt indes, dass er heiß auf die kommende Saison ist und stimmt lautstark „Um die halbe Welt sind wir gefahr’n, immer wieder feuern wir Euch an“ an. Da lässt sich auch Drexler nicht lange bitten und versenkt eine Ecke von Ouwejan mit einem schönen Volley zum 0:2 ins Tor (12.). Im Gegenzug verfehlt ein Flachschuss von Hamid das Schalker Gehäuse nur knapp.
Schalke sehr konzentriert
Weiter geht es fast im Minutentakt mit Schalker Vorstößen über Mohr (18.), Ouwejan (21.), Kral an den Pfosten (22.) und erneut Polter (24.). Die Fans performen währenddessen Schalker Liedgut von „Stadion geh’n, im Pappbecher Bier“ über „Hier regiert der S04“ bis zu „Eine Stadt erstrahlt in Blau“. Einen weiteren sehenswerten Schuss von Zalazar klärt Seemann durch eine ebenso sehenswerte Parade (28.).
In der 33. Minute muss der tapfere Schlussmann des Bremer SV aber erneut hinter sich greifen: Wieder ist es Drexler, der einen Schuss von Kaminski vor der Abwehr erwischt und aus acht Metern volley zum 0:3 in die Maschen haut. Gel-sen-kir-chen-Schal-ke-Neun-zehn-hun-dert-vier, für Deine Farben leben und sterben wir…
In der 40. Minute kommt zu dem „kein Glück“ der Hausherren auch noch Pech hinzu, denn Kmiec trifft bei dem Versuch, Polter eine Mohr-Flanke abzuluchsen, zum 0:4 ins eigene Tor. Dieses „Lieblingsergebnis ist dann auch eine weitere Kopfballchance von Zalazar später der Pausenstand; die Schalker Elf wird mit „Nur der S04 ist mein Verein“ und viel Applaus in die Kabinen verabschiedet.
Hier brennt nix mehr an
Allen ist klar: Hier brennt hier und heute nichts mehr an, dazu hat Schalke die Aufgabe wie von Frank Kramer gefordert zu ernst genommen. Das sieht auch Ailton am Mikro des Stadionsprechers so und kalauert, er müsse wohl gleich auf den Platz und helfen.
Zum Wiederbeginn kommt Orlick für Kunkel, der Schalker Block stimmt „Seht ihr die Fahnen weh‘n? Wir woll’n Euch siegen seh’n!“ an. Fahnen in Blau und Weiß wehen auch im Block der Heimfans – und ihre Mannschaft hat sich offenbar vorgenommen, mehr Gegenwehr zu leisten, denn nunmehr muss auch der zuvor fast arbeitslose Schwolow zweimal sein Können zeigen und gegen einen Fernschuss von Goguadze (47.) und Orlick (48.) klären.
Schalke schaltet jetzt einen Gang zurück, die Fans hingegen bleiben akustisch unüberhörbar und stimmen den „Königsblauen S 04“ und „Schalke ist der geilste Club der Welt“ an. Als Bülter und Mollet für Kral und Drexler eingewechselt werden, werden direkt alle vier gefeiert. Beim Bremer SV ersetzt Kasper Kaiser.
Wir komm‘ vom Berger Feld…
Die nächste Chance geht auf das Konto des schnellen Diop, aber Kaminski kann zur Ecke ablenken. Im Gegenzug klärt Seemann gegen Joker Bülter (62.). Auch Polter findet im Bremer Schlussmann noch einmal seinen Meister, bevor beide Trainer ihr Wechselkontingent ausschöpfen: Sane, Flick und Aydin dürfen für Ouwejan, Zalazar und Brunner ran; Nankishi, Arnhold und Kurkiewicz für Hamid, Diop und Goguadse.
Der Gästeblock übt sich derweil im Wechselgesang Gelsenkirchen-Schalke und „Wir komm‘n vom Berger Feld, Malocher ohne viel Geld“. Auch „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“ darf nicht fehlen. Ein weiterer Kopfball von Bolter zischt knapp vorbei (78.), aber einer geht noch, einer geht noch rein: Kaminski vollstreckt eine Ecke von Mohr mit einem druckvollen Kopfball zum 0:5 (83.).
Als Reaktion ertönt „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und „Wer holt den Pokal? Wer holt den Pokal? Schaaaalke holt ihn wieder mal“; Bülter und Polster vergeben die letzten Chancen, dann ist klar: Schalke steht verdient in der zweiten Runde des DFB-Pokals, der Bremer SV darf sich über eine gute Einnahme und seinen starken Keeper freuen. Ihr wart prima Gastgeber und wir wünschen Euch alles Gute für die kommende Saison!
Gemeinsam den Sieg feiern
Mannschaft und Kurve feiern gemeinsam den souveränen Sieg mit einer Welle, akustische „Liebesgrüße“ in Richtung des ersten Ligagegners FC gibt es gratis dazu. Im Pokal haben die Knappen jedenfalls schon einmal besser abgeliefert als die Geißböcke… Fährmann und Zalazar machen einige junge Fans glücklich.
Das Spiel in Kölle ist das Letzte des ersten Spieltages und wird am nächsten Sonntag um 17.30 Uhr im Rhein-Energie-Stadion angepfiffen. Die Auslosung der zweiten Runde des DFB-Pokals hingegen erfolgt erst am 4. September, da die Spiele der Supercupfinalisten Bayern und Leipzig vertagt wurden.