Bayer Leverkusen – Schalke 04 2:1: Huntelaar-Tor reicht nicht

Bayer Leverkusen – Schalke 04 2:1: Huntelaar-Tor reicht nicht

3. April 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der Hunter ist zurück – und trifft; trotzdem verliert der FC Schalke 04 auch das Auswärtsspiel bei glanzlosen, aber effizienten Leverkusenern mit 2:1 (1:0). Susanne Hein-Reipen tröstet sich mit kleinen positiven Erkenntnissen…

Leverkusen – zu normalen Zuschauer-Zeiten ein beliebtes Ziel für königsblaue Auswärtsfahrer, denn die kurze Entfernung und das ziemlich brave Heimpublikum führen regelmäßig zur Schalker Lufthoheit, idealerweise natürlich gekrönt durch einen Auswärtssieg. Doch dieses Mal darf leider niemand dabei sein, der das Mantra „Leeee-ver-kusen-fällt…“ anstimmen könnte. 

Mit dem „Hunter“, ohne Mustafi und William

Dafür gibt es einige Überraschungen in der Startelf: Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar kann erstmalig von Beginn an dabei sein, dafür fehlen mit Skhodran Mustafi und William zwei weitere Winterneulinge, die bislang zum Stamm gehörten. Der Verein twittert dazu, Mustafi stehe aus sportlichen Gründen nicht im Kader, Williams Nicht-Nominierung hingegen sei eine disziplinarische Entscheidung, aber beide hätten in der kommenden Woche die Gelegenheit, sich im Training wieder anzubieten.

Mit Mehmet Can Aydin aus der U 19 lässt Grammozis zudem einen weiteren Debütanten ran, so dass die Startformation Rönnow, Kolasinac, Stambouli, Thiaw, Becker, Mascarell, Serdar, Calhanoglu, Harit, Aydin und Huntelaar lautet.

Ausgeglichener Beginn, dann trifft Alario

Und die erste Aktion geht dann auch direkt von dem niederländischen Oldie aus, aber bei seinem Pass auf Harit steht dieser im Abseits. Leverkusen probiert es über Bellarabi, Rönnow ist jedoch auf dem Posten; Hradecky schnappt sich eine Freistoßflanke von Mascarell.

Schalke konzentriert sich zunächst auf eine sichere Defensive, dann kurbelt Harit das Spiel nach vorne an: Schöner Diagonalpass auf Aydin, der flankt gedankenschnell in die Mitte – und Huntelaar nickt aus gut 5 Metern Torentfernung drüber (11.). Ebenfalls deutlich zu hoch liegt auf der Gegenseite ein Distanzschuss von Bellarabi.

Alario scheitert zunächst an Stambouli, wird aber kurze Zeit später zum Dosenöffner: Demirbay vernascht Debütant Aydin und passt flach in den Fünfer, wo Alario goldrichtig steht und zum 1:0 für die Hausherren abstauben kann (26.). Schade.

Thiaw als Lichtblick

Schalke schüttelt sich kurz, dann schaltet Harit wieder in den Vorwärtsgang – wie bereits mehrfach in den vergangenen Wochen zu beobachten, steht und fällt das Schalker Offensivspiel (zu) oft mit der Tagesform des marokkanischen Edeltechnikers. Bellarabi, Tah und Palacios gelingt es, die Vorstöße der Nummer 25 zu vereiteln.

In der Abwehr verdient sich derweil Malick Thiaw gute Noten; aufmerksam und präzise grätscht der U 21-Nationalspieler einen gefährlichen Pass auf den lauernden Bellarabi weg (36.). Enttäuschend hingegen die Darbietung von Suat Serdar, der sich zahlreiche Ballverluste und Fehlpässe leistet. Demirbay verzieht einen Fernschuss deutlich über das Schalker Tor, Alario bekommt ein Zuspiel von Wendell nicht unter Kontrolle, dann geht es mit der Führung für die Werkself in die Kabinen.

Vermeintlicher Ausgleich zählt nicht

Zum Wiederanpfiff tauscht Grammozis Calhanoglu gegen Bozdogan; die erste Torchance geht auf das Konto von Harit, doch sein Schlenzer liegt zu hoch. Auf der Gegenseite ermöglicht ein weiterer leichtfertiger Ballverlust von Serdar eine Chance für Wendell, der dann aber zu unpräzise abschließt. Stambouli vereitelt ein Zuspiel von Bellarabi auf Alario.

Dann dürfen sich die Schalkefans kurz an vergangene bessere Zeiten erinnert fühlen: Flanke Bozdogan, am langen Pfosten netzt der Hunter und dreht jubelnd ab – leider ist die Fahne oben, denn Bozdogan stand zuvor mit der Hacke einige Millimeter im Abseits.

Schick erhöht, der Hunter trifft

Der neue Bayer-Coach Wolf wechselt nun auch, Wirtz kommt für Aranguiz; wenig später ersetzen Schick und Bailey den Torschützen Alario und Demirbay. Das Spiel plätschert derweil ziemlich ereignisarm vor sich hin – bis Wirtz sich im Mittelfeld den Ball krallt und Schick bedient, der von der Strafraumgrenze an Freund, Feind und Rönnow vorbei ins lange Eck einschießt. 2:0 für Leverkusen in der 72. Minute.

Kurz darauf sieht Tapsoba die erste gelbe Karte des Spiels, weil er Serdar herzhaft auf den Fuß tritt. Grammozis nutzt die Unterbrechung, um mit Alessandro Schöpf (für Aydin) und dem genesenen Goncalo Paciencia (für Serdar) zwei frische Spieler zu bringen – doch nicht sie, sondern Huntelaar stehen im Mittelpunkt, denn der Torjäger lässt im zweiten Anlauf eine Bozdogan-Flanke elegant an der Brust abtropfen und knallt den Ball durch 5 herumstehende Bayer-Defensivleute hinweg volley zum 1:2-Anschlusstreffer ins Tor (81.). Ein typischer Hunter…

Wolf schickt jetzt Diaby und Frimpong für Amiri und Bellarabi aufs Spielfeld und verlegt sich offenbar darauf, keinen Schalker Gegentreffer mehr zuzulassen, was auch trotz zweier Harit-Vorstöße gelingt.

Immerhin kein Einbruch…

Die Zahlen für Schalke werden durch die neuerliche Niederlage natürlich nicht besser, Platz 18 mit 10 Punkten und historisch schlechter Tordifferenz von 17:71, der Relegationsplatz ist satte 13 Punkte plus das Torverhältnis weit weg. Leverkusen hingegen schließt nach Punkten zum schwarzgelben Reviernachbarn auf, der zuhause gegen Eintracht Frankfurt und damit wohl die Championsleague-Qualifikation verloren hat.

Was also bleibt nach diesem Spiel? Zumindest ist die Mannschaft auch nach dem zweiten Gegentor nicht in ihre Einzelteile zerfallen, allerdings hat Leverkusen allerdings auch nach vorne kaum noch etwas gemacht. Und: Ein fitter Huntelaar hat trotz seines Alters sämtlichen anderen Stürmern im Schalker Kader noch den Torriecher voraus, aber es ist leider müßig zu überlegen, ob Schalke ohne seine Verletzung besser dar stände. Hätte, hätte, Fahrradkette…

Der Weg von Grammozis, zunehmend auf arrivierte Spieler, die nicht mitziehen, zu verzichten und Talenten erste Bewährungsproben zu ermöglichen, ist richtig, auch wenn nicht alles klappt. Je eher ein verlässlicher Kader für die kommende Saison gefunden ist und sich einspielen kann, desto besser – vor allem, wenn dabei noch knappengeschmiedete Talente wie Thiaw, Bozdogan, Hoppe oder Aydin eine Rolle spielen.