Aue – Schalke 0:5: Vindheims perfektes Debüt schießt Schalke eindrucksvoll zurück ins Aufstiegsrennen

Aue – Schalke 0:5: Vindheims perfektes Debüt schießt Schalke eindrucksvoll zurück ins Aufstiegsrennen

23. Januar 2022 1 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 besiegt Erzgebirge Aue auch in dieser Höhe verdient mit 0:5 (0:2). Der Kantersieg im Erzgebirgsstadion ist der höchste Auswärtserfolg seit dem legendären 0:7 im München vor rund 45 Jahren. Mann des Tages ist der norwegische Neuzugang Andreas Vindheim mit einem Tor und drei Vorlagen. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Aue gegen Schalke, das bedeutet: Kumpeltreffen Ost gegen West, zum ersten Mal in einem Pflichtspiel. Im Normalfall wären die Karten für den Gästeblock heißbegehrt gewesen – aber „dank“ der Coronavorschriften sind nur 1.000 Dauerkarteninhaber mit „2 G plus“ zugelassen, Gästetickets gibt es gar keine.

Eine Handvoll Schalker schafft es dennoch ins schöne Erzgebirgsstadion, bei dessen Einweihung die Schalker im Sommer 2018 zum „Ablösespiel“ für Domenico Tedesco, seinerzeit von Aue zu Schalke gewechselt, antreten durften. Sie treffen auf nasskaltes Wetter und gastfreundliche Menschen.

Mit Zalazar, Pieringer und Vindheim, ohne Latza und Bülter

Unter der Woche gab es allerlei Gerüchte zu angeblich von Chefcoach Dimitrios Grammozis geplanten Umstelllungen; die Startelf weist dann aber nur zwei positionsgetreue Wechsel auf. Für Churlinov und Ranftl, beide gegen Kiel nicht in Topform, starten Pieringer und Vindheim; Bülter und Latza müssen hingegen erneut zunächst auf der Bank Platz nehmen.  Fraisl, Itakura, Sané, Thiaw, Ouwejan, Palsson, Vindheim, Idrizi, Zalazar, Pieringer und Terodde sollen es richten.

Zu den Klängen des von beiden Vereinen hochgehaltenen Steigerlieds führt Palsson die Elf als Kapitän auf den Rasen, dann stellen sich beide Teams zu einer Gedenkminute für die verstorbene Legende „Dixie“ Dörner auf. Kurz darauf gehen vor dem Stadion zahlreiche Leuchtkugeln in die Luft, ein Gruß der „Jungs, die draußen stehn“?

Viele Ecken, kein Elfer

Schalke versucht von Beginn an, das Heft in die Hand zu nehmen und erarbeitet sich alleine in den ersten acht Minuten vier Eckbälle, die jedoch allesamt nicht zu einem erfolgreichen Torschuss führen. Für die Gastgeber sendet Kühn einen ersten Distanzschuss, verfehlt das von Fraisl gehütete Tor jedoch deutlich (10.).  Deutlich gefährlicher kommt Owusu nach einer Flanke von Zolinski im Fünfmeterraum zum Abschluss, aber Fraisl steht goldrichtig und entschärft die Situation (14.).

Nur wenig später bekommt auch sein Gegenüber Männel die erste Gelegenheit, sich auszuzeichnen und rettet in höchster Not und aus kurzer Distanz gegen Torjäger Terodde, der von Ouwejan und Pieringer mustergültig bedient wird (18.). Im Gegenzug kommt Zolinski im Duell mit Vindheim zu Fall, für den norwegischen Neuzugang gibt’s direkt die erste gelbe Karte des Spiels, obwohl er erkennbar den Ball gespielt hat.

Ein Kopfball von Terodde nach Ecke von Ouwejan geht sichtlich am linken Pfosten vorbei (25.), dann folgt eine Großchance für Terodde, doch Männel ist wieder zur Stelle und wehrt den Schuss aus kurzer Distanz reaktionsschnell zu einer weiteren Ecke ab (28.). Gonther umklammert Pieringer und wird verwarnt.

Doppelschlag zur verdienten Führung für Schalke

Und dann geht es plötzlich Schlag auf Schlag: Ein wuchtiger Ball von Vindheim titscht auf dem schweren Boden von Freund zu Feind und landet schließlich im Fünfer bei Terodde, der ihn schwungvoll in die linke Torecke befördert. Das 0:1 in der 36. Minute, hochverdient. Für Männel gab es dabei nichts zu halten.

Keine zwei Minuten später erhöht Vindheim selber auf Zuspiel von Terodde ganz cool auf 0:2 und drischt den Ball hoch in die kurze rechte Ecke (38.). JAAAAA…!

Zalazar kassiert eine gelbe Karte (39.), dann startet Aue über Zolinski und Owusu einen Entlastungsangriff, der Abschluss birgt jedoch keine Gefahr. Wieder zurück im Strafraum der Hausherren köpft Terodde Cacutalua an und Schiedsrichter Aarnink gibt zunächst Handelfmeter, entscheidet sich aber nach Intervention des VAR wohl zu Recht anders, denn der Ball hatte den Abwehrspieler eher an den Rippen getroffen (45.). 

Die letzte Aktion in der dreiminütigen Nachspielzeit gehört Idrizi, doch sein Schuss geht haarscharf am linken Pfosten vorbei, dann verschwinden die Mannschaften zur Pause in dem ebenfalls einem Stollen nachempfundenen Spielertunnel.

Latza erhöht

Für den zweiten Durchgang wechselt Grammozis Zalazar aus und bringt Latza; sein Gegenüber Dotchev tauscht Kühn gegen Krujic. Und Schalke bleibt im Vorwärtsgang, bereits nach wenigen Sekunden prüft Pieringer aus spitzem Winkel Männel erneut. Im Gegenzug klärt Fraisl ein Schüsschen von Trujic – und dann schlägt die Stunde des zuletzt stark umstrittenen Kapitäns Latza:  Ein verunglückter Pressschlag von Majetschak landet über Pieringer bei Latza, der mit rechts einschieben kann. 0:3 in der 51. Minute, läuft heute.

Cacutalua (gegen Pieringer) und Zolinski (gegen Sané) leisten sich Frustfouls und sehen jeweils Gelb, dann tauscht Dotchev Zolinski gegen Nazarov aus. Kurze Zeit später verlässt auch Terodde den Platz, für ihn kommt Bülter (61.).   

Die 63. Minute: Niemand hat Vindheim auf dem Zettel, der mustergültig zu Latza flanken kann, der nur noch den Kopf hinhalten muss und es steht 0:4, das Schalker Lieblingsergebnis.

Pieringer setzt den Schlusspunkt

Owusu sieht Gelb; Grammozis ersetzt Itakura durch Lode (68.). Männel rettet gegen Bülter (70.) – und ist dann machtlos, als Pieringer auf Vorarbeit von Vindheim vom Elfmeterpunkt das 0:5 erzielt (72.). Die Schalker jubeln, den Auer Spielern ist anzusehen, dass sie sich meilenweit wegwünschen, zumal das Heimpublikum nun noch wütend „Wir woll’n Euch kämpfen seh’n!“ intoniert.

Owusu und Hochscheidt werden erlöst, für sie kommen Härtel und Schreck, angesichts des Spielstands keine sonderlich dankbare Aufgabe, da haben es Mikhailov (für Idrizi) und Churlinov (für Pieringer) schon besser (80.).

Aue kommt durch Trujic (83.) noch zu einer sehr guten Chance, sein Schuss streicht knapp rechts am Pfosten vorbei. Danach warten beide Teams auf den Abpfiff, der denn auch sehr pünktlich und ohne Nachspielzeit erfolgt. Teile der Auer Fanszene stürmen daraufhin das Stadion und fordern die Mannschaft nachdrücklich aber gewaltfrei auf, alles für den Klassenerhalt zu geben.

Ein wichtiger Sieg und ein traumhaftes Debüt

Mit diesem Sieg springt Schalke auf Platz 4 und ist wieder mitten im Aufstiegsrennen dabei. Der Torreigen war zudem gut für’s Selbstbewusstsein – und das Torverhältnis: Schalke hat nunmehr gemeinsam mit dem entthronten Spitzenreiter St. Pauli die zweitmeisten Treffer hinter dem neuen Tabellenführer aus Darmstadt erzielt und das zweitbeste Torverhältnis.

Vor der Länderspielpause hätte es kaum besser laufen können, um die Kritik an der angeblich zu defensiven und mutlosen Spielweise von Chefcoach Grammozis deutlich zu relativieren. Andreas Vindheim hat sich zudem als tolle Alternative für die rechte Seite präsentiert.

In zwei Wochen geht es mit einem Heimspiel gegen Mitkonkurrent Regensburg weiter, gegen den die Schalker nach dem Hinspiel noch etwas gut zu machen haben. Mit Königsblau ist wieder zu rechnen…!

Man of the Match: Andreas Vindheim