Wolfsburg – Schalke 1:0: Königsblaue Leistungssteigerung wird nicht belohnt

Wolfsburg – Schalke 1:0: Königsblaue Leistungssteigerung wird nicht belohnt

3. Februar 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 verliert das DFB-Viertelfinale beim VfL Wolfsburg trotz klar ansteigender Form durch einen umstrittenen Elfmeter und Casteels in Glanzform knapp mit 1:0 (1:0) und scheidet erhobenen Hauptes aus dem DFB-Pokal aus. Nun kann alles, aber auch wirklich alles dem Klassenerhalt untergeordnet werden…

Wolfsburg ist nicht erst seit dem tragischen Tod von Drüse nicht gerade das Lieblingsziel der Schalker Auswärtsmeute, weil die Einlasskontrollen am Gästeblock regelmäßig extrem verzögert werden, der Block selber erinnert an einen Hasenkäfig. Doch mittlerweile ist die Sehnsucht nach Fußball vor Ort, nach gemeinsamem Support, nach dem Zusammengehörigkeitsgefühl im königsblauen Block so groß, dass wohl auch bei einem Auswärtsspiel in der Hölle oder auf dem Mond eine fünfstellige Zahl Schalker anrücken würden.

Ohne Huntelaar, Raman und Serdar

Bei Bekanntgabe der Aufstellung wundern sich die Schalkefans, dass Rönnow – der eigentlich das Pokalspiel „bekommen“ sollte – und Huntelaar nicht im Kader sind. Des Rätsels Lösung: Der Keeper hat Leistenprobleme, Huntelaar zwickt immer noch die Wade und auch Raman und Serdar fehlen weiter wegen Erkältungen. Auch der als Ersatz für den am letzten Tag des Transferfensters zu Liverpool verliehenen Kabak verpflichte Shkodran Mustafi ist noch in Quarantäne.

Als Startelf bietet Christian Gross Fährmann, Kolasinac, Nastasic, Thiaw, Becker, Mascarell, Stambouli, Harit, Uth, William und Hoppe auf.

Der Anstoß und die erste torgefährliche Aktion gehen an die Hausherren, aber Fährmann schnappt sich einen abgefälschten Steilpass von Schlager, einige Minuten später zielt Arnold am Tor vorbei. Auch Otavio und Steffen verfehlen das Gehäuse.

Ausgeglichene erste Halbzeit

Schalke braucht fast eine Viertelstunde für den ersten nennenswerten Angriff, aber der hat es dann in sich: Eine schöne Flanke von Harit erwischt Casteels gerade noch, vor dem heranrauschenden William wird zur Ecke geblockt. Ausgeführt wird sie von Uth, es folgt ein Distanzschuss von Mascarell, der Casteels erneut zu einer Glanzparade zwingt.

Wolfsburg Konter endet bei Steffen, der den Ball an der Strafraumgrenze nicht unter Kontrolle bekommt. Die nächste Schalker Torannäherung über Hoppe wird von Lacroix zur Ecke geklärt. Bei einem Kopfballduell stoßen Thiaw und Brooks gegeneinander, können aber beide mit Brummschädel weiterspielen. Brooks geht auch gegen Hoppe mit einem Tritt zu hart ran und sieht die erste gelbe Karte des Spiels, Thiaw folgt wegen einer rückwärtigen Grätsche gegen Weghorst.

Und es geht weiter hin und her: Arnold, Weghorst und Schlager nehmen das Tor von Ralf Fährmann unter Beschuss, auf der Gegenseite marschiert Mascarell, seine Flanke gerät jedoch zu lang.

Umstrittener Elfmeter für Wolfsburg

Dann wird es knifflig: Thiaw geht im eigenen Strafraum per Kopf zum Ball, hinter ihm rauschen Schlager und William heran – und obwohl der Österreicher verdammt hoch unterwegs ist, befindet Schiedsrichter Zwayer nach Rücksprache mit dem VAR nach erneutem Studium der Szene, dass William seinen Ex-Mannschaftskollegen strafbar am Bein trifft. Den fälligen Elfmeter von Weghorst kann Elfmeterkiller Fährmann abwehren, gegen den Nachschuss des wuchtigen Holländers ist er machtlos, es steht 1:0 für den VfL (40.).

Nur wenig später fast der Ausgleich: Kolasinac flankt scharf in die Mitte, Ottavio tritt über den Ball, Hoppe holt aus – und Casteels lenkt den Schuss mit einem blitzschnellen Reflex noch über die Latte. Schade!

Das knappe 1:0 ist auch der Pausenstand. Christian Gross verzichtet, vermutlich auch angesichts der dünn gesäten Offensivkräfte auf der Bank, zunächst auf Wechsel, bei den Gastgebern kommt Brekalo für Baku, der sich direkt an einem Volleyschuss versucht, der jedoch ein ganzes Stück über das Tor segelt.  Ebenfalls zu hoch zielt Gerhardt nach Mbabu-Flanke.

Schalke im Schusspech, Casteels in Glanzform

Für Schalke sprintet Harit nach vorne und will Uth bedienen, geht aber im Zweikampf mit Lacroix zu Boden. Dann sind wieder die Wölfe im Vorwärtsgang, aber Fährmann zeigt sich gegen Brekalo auf dem Posten, Otavio wird zweimal geblockt und leistet sich dann einen Frusttritt gegen William und erntet zurecht Gelb.

Gross wechselt jetzt Oczipka und Boujellab für Kolasinac und Mascarell ein, bei Wolfsburg kommen Philipp und Joao Victor für Gerhardt und Steffen. Joao Victor kommt auch sofort zum Abschluss, aber Fährmann lenkt den Ball weg. Kurze Zeit später schnappt sich der Schalker Keeper einen Schuss von Philipp; gegen Weghorst muss er nicht eingreifen, denn der Ball verspringt ihm links neben das Tor. 

Dann die beste Chance für Königsblau im zweiten Durchgang: William bedient Uth, dieser ballert aus sechs Metern aufs Tor – und Casteels fischt auch diesen Schuss raus. Kurze Zeit später sieht William nach einem Foul an Brekalo Gelb und wird von Gross gegen Mendyl ausgetauscht.

Eine weitere gute Gelegenheit zum Ausgleich vergibt Hoppe: Nach schöner Vorarbeit von Becker setzt er den Ball volley knapp über die Latte (85.). Wolfsburg nimmt mit einem erneuten Wechsel (Guilavogui für Schlager) weitere Sekunden von der Uhr. Die Nachspielzeit beträgt 4 Minuten, bei einer Ecke stürmt auch Ralf Fährmann nach vorne, doch das Runde will einfach nicht in das Eckige. Eine von Hoppe verlängerte Becker-Flanke segelt im Strafraum an Freund und Feind vorbei, dann ist Schluss.

Anerkennung, aber leider leere Hände

Der DFB-Pokal 2020/2021 geht damit ohne Schalke weiter, Wolfsburg zieht ins Viertelfinale ein. Harit liegt nach dem Abpfiff weinend auf dem Rasen und verschwindet dann sichtlich frustriert in Richtung Kabine.

Damit hat sich jetzt auch im Pokal der Trend dieser Seuchensaison fortgesetzt: Selbst wenn Schalke couragiert mitspielt, fehlt das letzte Quäntchen Glück und/oder der gegnerische Torwart (wahlweise Stürmer oder Schiedsrichter…) hat einen Sahnetag.

Am Samstag geht es in der Veltins-Arena gegen RB Leipzig weiter – gelingt es der Mannschaft dort, hoffentlich ergänzt durch Serdar und den „Hunter“, eine gute Leistung abzurufen…?

An ihm lag es nicht: Ralf Fährmann im Interview nach Spielende