Schalke 04 – RB Leipzig 0:3: Schalke lernt es einfach nicht

Schalke 04 – RB Leipzig 0:3: Schalke lernt es einfach nicht

6. Februar 2021 Aus Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 verliert auch das Heimspiel gegen RB Leipzig nach mehreren Abwehrfehlern mit 0:3 (0:1) und steht mit nur 8 Punkten nach 20 Spielen historisch schlecht dar. Susanne Hein-Reipen hat viele offene Fragen…   

Schalke gegen Leipzig, das bedeutet normalerweise immer eine hochmotivierte Nordkurve und Banner und Gesänge gegen den unbeliebten „Rote-Brause-Club“; auch Timo Werner, mittlerweile auf die Insel gewechselt, bekam aufgrund seiner Flugkünste regelmäßig verbal sein Fett weg, doch in Coronazeiten bleibt die Veltins-Arena still.

Schalke-Debüt für Shkodran Mustafi

Aus der Elf, die beim Pokalspiel in Wolfsburg eine respektable Leistung ablieferte, muss Timo Becker wegen Oberschenkelproblemen passen; Christian Gross lässt zudem den frisch aus der Quarantäne entlassenen Neuzugang Shkodran Mustafi ran, Mailck Thiaw muss trotz eines starken Spiels wieder auf der Bank Platz nehmen. Die Startelf bilden somit Fährmann, Kolasinac, Nastasic, Mustafi, William, Mascarell, Stambouli, Harit, Uth, Schöpf und Hoppe.

Neu ist auch der Rasen, der beim letzten Heimspiel gegen die Bayern noch stark an einen Acker erinnerte. Auf geht’s, Jungs!

Verhaltener Auftakt

In der ersten Viertelstunde passiert nicht allzu viel; die Gäste sind leicht feldüberlegen, ohne jedoch die Schalker Abwehr vor ernsthafte Probleme zu stellen. Nachdem Mustafi im Laufduell mit Kampl Ball und Gegner trifft, gibt es einen Freistoß in durchaus aussichtsreicher Position, der von Nkunku in den Strafraum gebracht wird. Dort will Mascarell den Kopfball von Upamecano klären, legt den Ball aber in der Hitze des Gefechts genau vor die Füße von Dani Olmo, der sofort aus knapp 10 Metern Torentfernung draufzimmert – Fährmann boxt den Schuss blitzschnell über die Latte (14.).

Das Schalker Offensivspiel ist in dieser Phase noch stark ausbaufähig, Matthew Hoppe steht bei den wenigen Entlastungsangriffen meist allein auf weiter Flur. Die Vorstöße der Gäste Über Sörloth und Sabitzer bleiben in der königsblauen Abwehr hängen; Nkunku kommt durch, aber Mascarell fälscht seinen Schuss ab (25.). Kurz darauf sieht der Spanier die erste gelbe Karte der Partie, weil er Nkunku herzhaft auf den Fuß steigt.

Dani Olmo verfehlt das Tor, Fährmann greift sich einen Abschluss von Sörloth – und dann der erste gefährliche Angriff der Schalker: Uth erobert das Leder von Mukiele und versucht es aus der Distanz, aber Gulacsi hält – in der Mitte wäre Hoppe frei gewesen…

Kalte Dusche vor der Pause

Adams versucht sich an einer Schwalbe, aber Schiedsrichter Petersen winkt ab. Die Zeitlupe zeigt denn auch: Kapitän Sead Kolasinac hat ihn überhaupt nicht berührt…

Währenddessen wird Mark Uth behandelt und humpelt schließlich mit dick bandagiertem rechten Oberschenkel vom Platt, für ihn kommt Nassim Boujellab (39.).

Kurz vor der Pause dann ein weiterer Abschluss von Hoppe, doch sein Volleyschuss verfehlt den Kasten deutlich (44.). Die Nachspielzeit beträgt zwei Minuten, Sekunden vor ihrem Ende gibt es noch eine Ecke für RB. Nkkunku tritt an, die Schalker Abwehr lässt Mukiele kurz vor dem Fünfmeterraum völlig unbedrängt zum Kopfball kommen – und dann ist es passiert, Schalke gerät einmal mehr zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt in einen 0:1-Rückstand (45+2.). Wie oft hat sich die Mannschaft in dieser besch….eidenen Saison bereits durch eine späte Unaufmerksamkeit selber um den  Lohn gebracht?!

Viel Arbeit für Fährmann

Beide Mannschaften kommen zunächst ohne personelle Wechsel aus der Kabine. Die erste Aktion geht an die Gäste – und wird brandgefährlich, denn Sörloth wühlt sich an Mustafi vorbei und kommt aus kurzer Distanz zum Abschluss. Doch Fährmann beweist einmal mehr, dass auf der Linie immer mit ihm zu rechnen ist und pariert mit dem rechten Schienbein. Wenige Minuten später wehrt er einen Schuss von Nkunku zur Seite ab, ein weiterer Schuss des agilen Franzosen verfehlt das Tor knapp.

Coach Christian Gross reagiert und tauscht Mascarell und Schöpf gegen Thiaw und Raman. Der erste nennenswerte Schalker Angriff nach der Pause wird von Stambouli eingeleitet, dessen Flanke Gulacsi nicht unter Kontrolle bekommt, doch im Nachfassen ist der Leipziger Keeper Sekundenbruchteile vor dem heranstürmenden Hoppe am Ball (63.).

Auch RB-Coach  Nagelsmann bringt mit Klostermann und Poulsen für  Adams und Sörloth zwei frische Spieler; Kolasinac sieht wegen gefährlichen Spiels gegen Mukiele Gelb.

Sabitzer erhöht, Orban macht den Deckel drauf

Gerade, als Schalke sich etwas aus der Leipziger Umklammerung gelöst hat, fällt das 2:0 für Leipzig: Über Dani Olmo kommt der Ball zu Angelino, der genau im richtigen Moment zum rechts frei heranstürmenden Sabitzer, der problemlos einschieben kann (73.). Gross nimmt nun auch Hoppe vom Feld und Serdar feiert sein Comeback nach der erkältungsbedingten Zwangspause; Mustafi hingegen, mittlerweile von Krämpfen geplagt, „muss“ weiterspielen.

Fährmann klärt ein weiteres Mal gegen Mukiele; Sabitzer wird wegen eines Fouls an Raman gelbverwarnt und unmittelbar danach gegen Haidara ausgetauscht, auch Nkunku verlässt für Hwang den Rasen.

Und Leipzig lässt nicht nach: Einen Kopfball von Hwang kann Fährmann noch um den Pfosten lenken, gegen die folgende Ecke ist er machtlos, denn Nastasic stört Orban nicht beim Kopfball, der Ball senkt sich zum 3:0-Endstand ins lange Eck. Halstenberg kommt noch für Angelino, dann sind die Schalker erlöst.

Immer dieselben Fehler

Schalke bleibt mit dieser Niederlage auf Platz 18, Mainz zieht durch den Sieg gegen Union Berlin fünf Punkte davon, Bielefeld kann den Rückstand zum rettenden Ufer Relegationsplatz weiter erhöhen, dazu kommt ein desaströses Torverhältnis von -37 Treffern.

Nun kann man sagen, tja, dass der Tabellenletzte gegen den Tabellenzweiten verliert, ist nicht unbedingt verwunderlich. So weit, so gut bzw. schlecht – aber WARUM macht die Mannschaft seit einem Jahr dieselben Fehler? Wieso folgt auf ein anständiges Spiel regelmäßig wieder eine schlechte Darbietung? Wieso bringt sie sich selber so oft durch eine Unkonzentriertheit in der Schlussphase einer Halbzeit um das zuvor Verteidigte? Warum sieht man nahezu keinen Lerneffekt? Was trainieren die? Wieso lässt das Team so viele Standardgegentore zu?!

An dieser Stelle muss man Matija Nastasic in die Einzelkritik nehmen: Erschreckend oft lässt er nach Ecken seinen jeweiligen Gegenspieler zum Kopfball kommen. Auch wenn er als einziger Innenverteidiger mit Linksfuß eigentlich gesetzt ist, sollte Christian Gross hier dringend darüber nachdenken, Thiaw und Mustafi einzusetzen und Nastasic eine schöpferische Pause zu gönnen. Und Matthew Hoppe braucht dringend mehr Unterstützung nach vorne.

Noch 14 Spiele – glückauf!