Stuttgart – Schalke 5:1: Kaputt, kaputter, Schalke

Stuttgart – Schalke 5:1: Kaputt, kaputter, Schalke

27. Februar 2021 1 Von Susanne Hein-Reipen

Schalke 04 verliert nach einer indiskutablen Abwehrleistung in der ersten Halbzeit trotz einer zwischenzeitlichen Leistungssteigerung in den zweiten 45 Minuten auch beim Aufsteiger in Stuttgart mit 5:1 (3:1). Susanne Hein-Reipen verzweifelt an ihrer Mannschaft…

Auf Schalke kehrte auch in dieser Woche keine Ruhe ein; zunächst hagelte es weitere langfristige Verletzungsausfälle, dann mehrten sich die Hinweise, dass einige Spieler bei Sportvorstand Jochen Schneider vorstellig wurden, um die Absetzung von Trainer Gross zu fordern, weil er die Mannschaft nicht richtig kenne und falsch trainieren lasse.

Dennoch: Gross sitzt in Stuttgart noch auf der Bank und stellt Langer, Kolasinac, Mustafi, Thiaw, Becker, Stambouli, Serdar, Mascarell, Harit, William und Hoppe in die Startelf. Auf der Bank finden neben Ersatz-Ersatz-Ersatzkeeper Sören Ahlers von den Schalker Amateuren auch Raman, Bentaleb, Oczipka, Mendyl, Mercan,  Schöpf und Bozdogan Platz.

Wieder ein Standard-Gegentor

Der Rasen in Stuttgart lässt sehr zu wünschen übrig, aber die Bedingungen sind für beide Mannschaften gleich. Die ersten fünf Minuten verlaufen denn auch relativ ereignislos – aber dann taucht Harit plötzlich im Fünfmeterraum auf und sucht den Abschluss, aber VfB-Keeper Kobel kann den Ball noch ablenken.

Auf der Gegenseite erspielt sich Wamangituka gegen Kolasinac und den aus seinem Kasten stürzenden Langer eine Ecke – diese wird von Sosa ausgeführt und von Endo nahezu unbedrängt durch die Beine von Langer zur 1:0-Führung eingeschossen. Wieder ein Standard-Gegentor, wieder darf ein Gegenspieler unbehelligt von den Schalker Abwehrspielern im Fünfer spazieren gehen!

Kurze Zeit später marschieren die Hausherren mit Mangala, Förster und Wamangituka erneut nach vorne, aber der Abschluss fliegt über das Tor. Eine Ecke für Königsblau bringt ebenfalls nichts Verwertbares ein.

Tag des offenen Scheunentores

Wamangituka ist sehr agil und entwischt Kolasinac, kommt dann aber im Strafraum im Zweikampf mit Thiaw zu Fall. Die Schwaben beschweren sich, Schiedsrichter Winkmann winkt ab. Weitere Einschussmöglichkeiten durch Anton und Kalajdzic werden nicht genutzt.

Thiaw klärt eine Wamangituka-Flanke zur Ecke, diese wird von Castro ausgeführt – wieder auf den zweiten Pfosten, wieder steht Endo völlig frei und hat meterweise Platz. Und wieder schlägt es hinter Langer ein, das 2:0 in der 26. Minute. Der VAR bestätigt, dass sich der Japaner nicht im Abseits befand.

Die erste gelbe Karte der Partie geht an Becker, weil er Wamangituka auflaufen lässt. Langer dreht einen Distanzschuss von Kempf um den Pfosten, es gibt Ecke – und es steht 3:0 (34.). Vorangegangen war eine Weiterleitung von Sosa auf Kalajdzic, der schwungvoll einköpfen konnte. Willkommen beim Tag der offenen Tür!

Kolasinac mit dem Anschlusstreffer

Kalajdzic hat sogar das 4:0 auf dem Fuß, scheitert aber an Langer, dafür markiert Sead Kolasinac nach einem schönen Querpass von Stambouli im Strafraum das 3:1 (40.). Auch Williams versucht sich an einem Schlenzer, verfehlt das Tor aber deutlich und es geht mit einer 3:1-Pausenführung für den VfB in die Kabinen.

Die Pause nutzen wohl zahlreiche verzweifelte Schalkefans für Biernachschub oder Härteres; die Mannschaften kommen hingegen unverändert wieder auf das Spielfeld. Unverändert bleiben auch die Hausherren im Vorwärtsgang, aber Kalajdzics Kopfball ist ein wenig zu hoch angesetzt und landet oben auf dem Netz; Wamangituka und Castro kommen nicht durch.

Williams probiert sich an einem Abschluss, schießt aber nur Harit an. Eine Schalker Ecke wird von Mavropanos geklärt, im Anschluss daran übersteht Schalke eine Stuttgarter Ecke ohne Gegentor, weil langer den anschließenden Distanzschuss von Mangala mit einer Flugparade entschärfen kann.

Bentaleb vergibt einen Elfmeter

Gross reagiert und bringt Schöpf für William und Bentaleb für Mascarell; Castro wird für ein Foul gegen den durchstartenden Harit verwarnt und wird kurz darauf gegen Klement ausgetauscht, Didavi kommt für Förster. Doppeltorschütze Endo sieht ebenfalls Gelb, weil er Stambouli rüde von den Beinen holt, den fälligen Freistoß setzt Harit in die Mauer.

Kobel wehrt einen Schuss von Serdar ab, dann schubst Kempf im Straffraum Harit um, Schiedsrichter Winkmann zeigt auf den Punkt. Nabil Bentaleb, eigentlich ein guter Strafstoßschütze, tritt an – und vergeigt jämmerlich, denn sein flaches Schüsschen nach rechts ist kein Problem für Kobel. Es. Ist. Zum. Verzweifeln.

Raman löst Hoppe ab; aber Bentalebs Fehlschuss frustriert die Schalker sichtlich, die Hausherren haben hingegen Auftrieb, Mavropanos und Kempf treffen aber nicht ins Schwarze. Kempf wird durch Stenzel ersetzt; Thiaw sieht Gelb, weil er Kalajdzic ein wenig zu innig festhält.

Und es wird noch bitterer

Ein schöner Schlenzer von Schöpf von der Strafraumgrenze endet bei Kobel, der ein sehr gutes Spiel macht. Bei einem Flachschuss von Serdar hat er zudem das Glück des Tüchtigen, der abgefälschte Ball zischt knapp neben dem Pfosten vorbei. Beide Trainer wechseln erneut, Oczipka kommt für Stambouli, bei Stuttgart dürfen Al Ghaddioui und Coulibaly für Kaljdzic und Wamangituka ran.

Und es kommt, wie es kommen muss, wenn man eigene Chancen bis zum Elfmeter nicht nutzt: Endo zu Klement, dieser dreht sich um die eigene Achse und trifft zum 4:1 (88.). Bentaleb sieht Gelb wegen eines unnötigen Frustfouls an Coulibaly und als wäre das alles noch nicht sch…limm genug, trifft in der Nachspielzeit auch noch Didavi mit einem satten Fernschuss zum 5:1-Endstand (90+2.).

Königsblaue Auflösungserscheinungen

Gross schleicht mit dem Schlusspfiff wie ein geprügelter Hund Richtung Kabine, auch einige Spieler wie Raman oder Becker sehen verzweifelt aus. Schalke ist ja bereits mehrfach abgestiegen, aber an eine „Mannschaft“, die sich in nahezu jedem Spiel über weite Strecken so desolat präsentiert, sich trotz selbst bei gelegentlichen gelungenen Szenen nicht belohnt und am Ende regelmäßig „abschlachten“ lässt können sich selbst langjährige Schalker nicht erinnern.

Wer Gross‘ während des Spiels beobachtet hat, hat einen nahezu reglosen und resigniert wirkenden Mann gesehen, der unabhängig davon, ob die von den Spielern geäußerten Vorwürfe stimmen, keinerlei Impulse vermitteln kann. Eigentlich müssten sowohl er als auch Sportvorstand Jochen Schneider, der zum wiederholten Mal bei der Auswahl des Trainers danebengegriffen hat, sofort freigestellt werden.
Die Frage ist, ob der seit Monaten nicht in Erscheinung getretene Aufsichtsrat zu diesem Schritt durchringen kann, zumal auch die Mannschaft regelmäßig versagt.

Das nächste Spiel geht gegen den einen Platz höher stehenden FSV Mainz 05, bei dem mittlerweile wieder Christian Heidel, für viele DER Hauptschuldige am Schalker Niedergang, in der Verantwortung steht. Man braucht kein Hellseher zu sein, dass Schalke eine weitere Chaoswoche bevorsteht…