Schalke – Mainz 1:0: Großer Kampf zum umjubelten Heimsieg

Schalke – Mainz 1:0: Großer Kampf zum umjubelten Heimsieg

10. November 2022 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der Knoten ist geplatzt! Der FC Schalke 04 setzt die gute Entwicklung unter Thomas Reis fort und belohnt sich beim 1:0 (1:0) über den FSV Mainz 05 endlich auch mit einem Dreier, die Veltins-Arena steht Kopf. Susanne Hein-Reipen über einen geilen königsblauen Fußballabend…

Wegen der WM-Vorbereitung gibt’s eine englische Woche und die nach dem Bremen-Spiel deutlich hoffnungsvolleren Schalkefans pilgern trotz zahlreicher Staus in Scharen in den weithin leuchtenden blau-weißen Tempel. 58.256 werden es am Ende sein, die ausverkaufte Hütte scheitert am nicht abgerufenen Gästekontingent, denn es haben sich nur knapp 850 Mainzelmännchen auf den Weg gemacht.

Attacke!

Beim Fanspiel gewinnt der Ingo Anderbrügge Fanclub gegen die Blau-Weißen VEBA Jungs; ansonsten gibt es im Vorprogramm unter anderem Talks mit Ehrenamtlichen, Onur Cinel, Trainer der bärenstarken U 17 und Peter Knäbel, doch die Ungeduld bis zum Anpfiff ist groß, die Schalker sind heiß. In der Südkurve prangt wieder unübersehbar das große Boykott Qatar-Banner.


In der Nordkurve dabei ist auch der gesundheitlich angeschlagene Trompeten-Willy und bläst noch einmal zur Attacke, dann folgt die Aufstellung der Gäste. Die Nordkurve stimmt sich schon einmal sehr lautstark mit „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“, „Stadion geh’n im Pappbecher Bier“ und „Hier regiert der S 04“ ein.

Die Lichter verlöschen, es ist Zeit für das Steigerlied, dann folgt natürlich „Blau und Weiß wie lieb ich Dich.“ Mit dem Einlaufen der Mannschaften erfolgt die Verlesung der Schalker Aufstellung, Thomas Reis spricht der Startelf von Bremen erneut das Vertrauen aus: Schwolow, Mohr, Matriciani, Yoshida, Brunner, Krauß, Kral, Bülter, Mollet, Karaman und Terodde beginnen.

Terodde trifft und grüßt den VAR

Nach dem Anpfiff sind „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ und der Wechselgesang so laut, dass sie vermutlich noch in Lüdenscheid-Nord zu hören sind. Genauso heiß wie die Nordkurve präsentiert sich die Mannschaft und kommt durch Kral (4.) und Mollets Freistoß ans Außennetz (9.) zu ersten Chancen. Die Fans greifen den Schwung natürlich sehr gerne auf und stimmen „Schalke, ich bin für Dich geboren“ und „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ an.

Und sie stehen auf! Kral erobert auf der rechten Seite den Ball und schickt einen Zuckerpass zu Terodde, der wie in besten Zweitligazeiten unbeirrbar Richtung Tor durchstartet und platziert Richtung linke untere Ecke abschließt – vom Innenpfosten aus geht die Kugel zum erlösenden 1:0 in die Maschen (10.)! Der Jubel kennt kein Halten mehr, auch wenn vielen Fans nach den zahlreichen Interventionen gegen Schalke spontan erst einmal „hoffentlich hat der Kölner Keller nicht wieder etwas zu meckern!“ in den Kopf schießt – Terodde offenbar auch, denn er integriert das VAR-Zeichen in den Torjubel…

Die ohnehin gute Stimmung wird durch die frühe Führung natürlich weiter befeuert, „Immer wieder S 04“ dröhnt in den Nachthimmel. Und auch Terodde hätte es fast immer wieder getan, aber seinen nächsten Vorstoß kann Hack noch kurz vor der Linie stoppen (14.).

Schalke im Vorwärtsgang

Nach einer Mainzer Ecke geraten Ingvartsen und Karaman ein wenig aneinander, der Stürmer geht betont theatralisch zu Boden und fordert Elfmeter, aber der VAR winkt sofort ab. „Ihr macht unsren Sport kaputt“ gibt’s trotzdem.

Mollet erhält für eine rustikale Grätsche gegen Kohr die erste gelbe Karte der Partie, das Spiel wogt jetzt lebhaft hin und her. Terodde muss kurz behandelt werden, kann aber weitermachen; Schwolow klärt einen Vorstoß von Lee aufmerksam bereits vor dem Strafraum. Ein weiterer Schuss des sehr agilen Krals geht knapp rechts neben den Kasten (30.), die Kurve begleitet die mutigen Bemühungen mit „Um die halbe Welt sind wir gefahr’n, immer wieder feuern wir Euch an“.

Bell ersetzt bereits nach einer halben Stunde Hack; bis zur Pause gibt es noch einige Vorstöße von Bülter, Terodde und Mohr hüben und Lee und Onisiwo drüben, doch es bleibt mit einer Minute extra bei der 1:0-Führung und deutlichem Applaus für den couragierten Auftritt.

Rennen, Kratzen, Beißen

Auch in der Fanbox dominiert die gute Laune, Trompeten-Willy verabschiedet sich nach „über 30 Jahren Schalke“. Thomas „Kirsche“ Kirschner berichtet für das Team Fanbelange unter anderem über eine anstehende Lesung von Horst Selbiger, die Testspiele gegen Rapid Wien und Osnabrück in der WM-Pause und dankt den zahlreichen Volunteers.

Zum Wiederanpfiff kommt Drexler für den gelb-rot-gefährdeten Mollet; bei den Gästen ersetzt Burkardt Lee. Bei einem ersten Vorstoß in der 47. Minute steht Terodde im Abseits, Krauß setzt einen Kopfball neben den Kasten (49.), Ingvartsens Gegenstoß liegt zu hoch.

Wenig später haben die Schalker bereits den Torjubel auf den Lippen, denn Terodde setzt Karaman in mehr als aussichtsreicher Position am Pfosten perfekt in Szene, doch sein Kopfball gerät etwas zu zentral, Zentner kann klären (56.).

Beide Mannschaften kämpfen verbissen um jeden Meter Rasen, notfalls auch mit Fouls. Yoshida sieht Gelb für einen Tritt gegen Burkardt; bei Mainz kommt Fulgini für Aaron und startet ebenfalls direkt mit einem Foul. Matriciani, der in der Innenverteidigung erneut eine defensiv ganz starke Partie abliefert, muss behandelt werden, beißt aber auf die Zähne. Fernandes und Karaman sehen ebenfalls Gelb. Latza ersetzt Karaman.

Wir lieben alle nur den FC Schalke…

Das Spiel ist nicht hochklassig, aber enorm spannend, die Nordkurve supportet unermüdlich mit den „asozialen Schalkern“ und „Steht auf“, auch die anderen Tribünen reißt es immer wieder von den Sitzen.  

Bülters Vorstoß (73.) wird geklärt, dann bringt Mainz-Coach Svensson mit Widmer und Barreiro für da Costa und Invartsen noch einmal zwei frische Kräfte. Barreiro holt auch sofort einen Freistoß an der Strafraumgrenze heraus, doch der Ball landet in der Mauer, genauer: Im Gegensicht von Terodde, der seinen Eisenschädel daraufhin kurz verarzten lassen muss. Wenig später geht er unter lautem Applaus vom Platz, für ihn kommt Polter.

Danach ist ein weiterer Herzkasper bei allen zuschauenden Schalkern angesagt: Bülter kann frei in den Strafraum rennen, umkurvt Zentner – und setzt den Ball an den Pfosten statt in das leere Tor… Allgemeiner Tenor ist „Mann, das war eine Zweihundertprozentige“ und „hoffentlich rächt sich das nicht, wenn man eine solche Chance versiebt“.

Aydin darf noch kurz für Brunner auf der rechten Seite ran; musikalisch sind jetzt „Schalke nur du alleine“ und „Wir lieben alle nur den FC Schalke“ angesagt. Zum Ärger der Fans gibt es wegen der vielen kleinen Verletzungspausen satte 6 Minuten obendrauf, unsere armen Nerven…

Eine Erlösung – und ein Anfang

Doch das Bollwerk hält, Schalke übersteht auch die Nachspielzeit unbeschadet und beim Schlusspfiff kennen Jubel und Erleichterung keine Grenzen mehr. Der erste Dreier nach sieben Niederlagen fühlt sich sooooo gut an! Tabellarisch wurde so der Anschluss an Bochum und Stuttgart gewahrt.

Als die Mannschaft vor die Kurve tritt, sind Feiern und eine Welle angesagt – wir sind da, jedes Spiel, ist doch klar! Einen inbrünstigen „Mythos vom Schalker Markt“ mit meterdicker Gänsepelle gibt’s gratis obendrauf. Ist. Das. Schön! Terodde und Bülter präsentieren sich in den Interviews nach dem Spiel restlos k. o. und heiser, aber happy.

Natürlich: Die tabellarische Lage ist immer noch nicht rosig, mit den Bayern wartet zudem am Samstag vor der Pause noch ein richtig dicker Brocken. Aber es ist ein Neuanfang gemacht worden, der Hoffnung auf eine Aufholjagd unter Reis in der Rückrunde macht, wenn zudem wichtige Spieler wie Zalazar, Ouwejan, van den Berg, Greiml und Kaminski zurückkehren. GEmeinsam alles geben!