Schalke 04 – 1. FC Köln 1:2: Königsblaues Drama in der Nachspielzeit

Schalke 04 – 1. FC Köln 1:2: Königsblaues Drama in der Nachspielzeit

20. Januar 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Schalke verliert durch einen Treffer von Joker Thielmann in der 90+3. Minute auch das Heimspiel gegen den Abstiegskonkurrenten 1. FC Köln und ist weiter vom rettenden Ufer entfernt als je zuvor in den letzten 33 Jahren… Susanne Hein-Reipen leidet heftig mit ihrem Verein.

Der Hunter muss passen

Die Schlagzeilen seit der Niederlage in Frankfurt gehörten eindeutig Ajax-Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar, aber der begeistert aufgenommene Hunter gehört leider wegen Wadenproblemen noch nicht zum Aufgebot. Stattdessen vertraut Chefcoach Christian Gross der gleichen Elf wie gegen Frankfurt: Ralf Fährmann, Sead Kolasinac, Matija Nastasic, Ozan Kabak, Timo Becker, Benjamin Stambouli, Suat Serdar, Amine Harit, Mark Uth, Benito Raman und Matthew Hoppe. Auf der Bank warten u. a. Kapitän Mascarell, Oczipka und der von einer Entzündung am Kiefer genesene Boujellab.

Von der Kölner Bank strebt ein alter Bekannter ebenfalls herüber, um den Hunter herzlich zu begrüßen: Horst Heldt wirkt so, als würde er am liebsten direkt in Gelsenkirchen bleiben.

Disziplinierter Auftakt

Die Gäste aus der Domstadt haben Anstoß, aber die erste nennenswerte Aktion kann Schalke für sich verbuchen: Nach einem Distanzschuss von Serdar kann Effzeh-Keeper Horn nur abklatschen, Kolasinac setzt den Nachschuss ans Außennetz, hätte aber auch im Abseits gestanden (4.).

Beide Mannschaften sind sich der Wichtigkeit des Spiels bewusst und gehen konzentriert zu Werke, so dass Torchancen selten bleiben. Serdar probiert es ein weiteres Mal aus der Distanz (10.); für die Kölner geht die erste Torannäherung von Wolf aus, doch er schießt Nastasic an. Den Abpraller nimmt Ehizibue volley, setzt ihn aber deutlich neben den Kasten von Ralf Fährmann (17.).

Der nächste königsblaue Vorstoß kommt über Raman und Harit zu Uth, doch Horn ist den entscheidenden Sekundenbruchteil schneller. Beim folgenden Weitschuss von Hoppe muss der Keeper der Geißböcke nicht eingreifen, der Ball zischt ein ganzes Stück am linken Pfosten vorbei.

Der FC geht in Führung

Dann ist wieder der FC am Drücker, doch weder Skhiri noch Cestic können sich durchsetzen. Im Gegenzug wehrt Horn einen Weitschuss von Harit zur Ecke ab; anschließend hat Uth nach Doppelpass mit Harit eine gute Möglichkeit, zielt aber etwas zu hoch und sinkt frustriert auf die Knie.

Im Gegenzug blockt die Schalker Abwehr einen Schuss von Drexler, Stambouli klärt auch den folgenden Kopfball von Bornauw zur Ecke – und die landet im Tor, aber noch während Czichos ins Netz köpft, ertönt der Pfiff, denn Cestic hatte Fährmann weggedrückt.

…aber die Erleichterung der königsblauen Zuschauer währt nicht lange, denn die nächste Ecke sitzt: Fährmann bekommt die Flugbahn nicht entscheidend geändert, Drexler schickt die Kugel postwendend wieder zurück und Czichos muss nur noch zum 0:1 einnicken (31.). Sch….ade. Das erste Tor der Kölner seit fünf Partien.

Kann sich Schalke zurückkämpfen?

Schalke schüttelt sich kurz und probiert es über Harit und Hoppe, aber Czichos ist mitgelaufen und klärt den abgefälschten Schuss. Auf der Gegenseite setzt Duda einen Freistoß über die Latte, bevor sich Ehizibue die große Chance zum 2:0 bietet, doch Fährmann rettet auf dem Weg zum Boden mit der Brust (37.). Der nächste Schuss von Duda geht weit über die Querlatte.

Vor dem Pausenpfiff dann noch einmal Schalke: Kolasinac zu Hoppe, der statt den Abschluss zu suchen an Harit übergeben möchte. Kurz darauf ballert Uth Richtung Tor, aber Horn ist zur Stelle. Die letzte Aktion des ersten Durchgangs hat Raman, aber sein Aufsetzer geht rechts daneben.

0:1 zur Pause gegen einen direkten Konkurrenten – nicht nur der Hunter verschwindet mit besorgter Miene in den Katakomben, auch die Schalkefans in den sozialen Netzwerken verleihen ihren Sorgen über den ungebremsten freien Fall mit teilweise recht blumigen Flüchen Ausdruck. Kann Schalke in der zweiten Halbzeit das Ruder noch einmal herumreißen?

Schalke kommt personell unverändert wieder aufs Spielfeld, Markus Gisdol ersetzt Czichos aufgrund von muskulären Problemen durch Katterbach. Erste Amtshandlung der zweiten 45 Minuten: Eine gelbe Karte für Stambouli, der Ehizibue unsanft getreten hatte. Nastasic blockt einen Drexler-Schuss zur Ecke, diese bringt nichts ein.

Deutlich gefährlicher dann die nächste Szene: Flanke Wolf, Kabak will klären und köpft die Kugel schwungvoll an den Innenpfosten. Argh!

Hoppe, wer sonst?!

Harit versucht es mit einem Torschuss, aber Horn hält die Kugel fest. Kurz darauf versucht der „prinz von Marokko“ (Christian Gross) es erneut – dieses Mal landet der Ball nach einigem Gestocher von u. a. Raman, Serdar und einem Kölner Bein bei Hoppe, der mit perfektem Timing am herausstürzenden Horn vorbei zum 1:1-Ausgleich einschiebt (57.). JAAAAAAA!

Fun fact: Damit hat der US-Youngster im Jahr 2021 fünfmal und damit öfter getroffen als Lewandowski oder Haaland… Und das Tor verleiht den Königsblauen sichtlich Auftrieb: Raman, Stambouli und Kolasinac suchen kurz hintereinander den Weg zum Tor. Leider zieht sich Kapitän Kola dabei offenbar eine Blessur im Oberschenkel zu und muss kurz darauf gegen Oczipka ausgetauscht werden, zeitgleich verlassen auch Raman und Nastasic den Rasen und werden durch Boujellab und Mascarell ersetzt. Bei den Gäste ersetzt Rexhbecaj Ehizibue und gerät prompt schmerzhaft mit Kabak aneinander.

Vorstöße von Drexler für Köln und Harit für Schalke bringen nichts Verwertbares; Gisdol ersetzt Hector durch Özcan. Auf dem Feld rasseln Kabak und Bornauw beim Kopfballduell um eine Flanke von Harit aneinander, Bornauw muss behandelt werden, kann aber weiterspielen.

Thielmann trifft in der Nachspielzeit – watt jetzt, Schalke?

Gisdol nimmt durch weitere Wechsel (Thielmann für Duda und Arokodare für Drexler noch ein paar Sekunden von der Uhr, Horn und Boujellab sehen jeweils Gelb, dann werden 6 Minuten Nachspielzeit angezeigt. Stambouli stoppt zunächst einen Konter des FC, verliert dann aber doch den Ball und Rexhbecaj kann halbrechts Thielmann losschicken, der viel zu viel Platz hat und an Kabak und Fährmann vorbei das 1:2 erzielen kann (90+3.). Nach dem Spielverlauf des zweiten Durchgangs überraschend und unverdient, aber gültig – damit steht fest: Schalke schließt die Hinrunde als Tabellenletzter mit nur 7 Punkten aus 17 Spielen ab.

Das Schlimme ist: Man kann der Mannschaft noch nicht einmal vorwerfen, dass sie es nicht versucht und gekämpft haben, aber mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Kolasinac hat gefühlt der einzige Stabilisator den Platz verlassen – und es ist sehr fraglich, ob Kolasinac und Huntelaar in einer dermaßen bis ins Mark verunsicherten und leider zumindest in dieser Verfassung nicht erstligatauglichen Mannschaft das Ruder herumreißen können.

Am Sonntag kommen übrigens die Bayern…