Nur 1:1 gegen Paderborn: Nordkurve auf Schalke verzeiht dem königsblauen Lazarett

Nur 1:1 gegen Paderborn: Nordkurve auf Schalke verzeiht dem königsblauen Lazarett

9. Februar 2020 0 Von Susanne Hein-Reipen

Leichter Aufschwung nach der Pause

In „Für Deine Farben leben und sterben wir“ hinein platzt der Pausenpfiff, durchaus zur Erleichterung der meisten S04-Anhänger, die von der ideenlosen Vorstellung ihres Teams enttäuscht sind. An den Bierständen wird erbittert diskutiert, ob die uninspirierte Darbietung angesichts der vielen Verletzten und 120 Pokalminuten entschuldbar ist oder eine Mannschaft mit europäischen Ambitionen im Heimspiel gegen das Schlusslicht nicht so auftreten darf.

Die Abteilung Fanbelange wartet heute mit einer Gebärdendolmetscherin auf. Thomas Kirschner blickt auf die Lesung der „Wochenendrebellen“ am Vorabend zurück und stellt die „Kumpelkarre“ vor: Künftig können Schalker mit eingeschränkter Mobilität sich mit diesen Golfwagen vom Parkplatz zur Arena kutschieren lassen.

Nach dem Wiederanpfiff wirken die königsblauer Spieler munterer und fokussierter als im ersten Durchgang. Nach kaum 60 Sekunden geht Schöpf im Strafraum zu Boden, doch Schiedsrichter Brych bleibt nach Konsultation des VAR bei seiner Entscheidung: Kein Foul, kein Elfer. Die Nordkurve überbrückt die Wartezeit mit „Scheixx DFB“- und „Ihr macht uns’ren Sport kaputt“-Gesängen.

Einige Minuten später steht Gregoritsch in durchaus aussichtsreicher Position im Paderborner Strafraum, doch sein Ball geht deutlich an der langen Ecke vorbei.

Joker Kutucu zur umjubelten Führung

Den neuen Schwung auf dem Platz honoriert die Kurve sofort mit „Schalke 04 für jetzt und alle Zeit“ und „Geh‘n mit Dir auf jede Reise“. Wagner ersetzt den bemühten, aber offensiv glücklosen Gregoritsch durch Ahmed Kutucu (56.), der sofort den nächsten Angriff einleitet: Seine Flanke landet über McKennie bei Raman, dessen Schuss knallt „mit Schmackes“ an die Latte.

Die Nordkurve schickt eine extralaute Edition der „Asozialen Schalker“ los, Oczipka schickt Kutucu los, der – NUN SCHIESS DOCH!!! – noch einige Sekunden abwartet und im richtigen Moment abzieht und den Ball ins lange Eck bugsiert. Das 1:0 in der 63. Minute, JAAAAAA!  Die Mannschaft jubelt vor der Nordkurve, die sofort begeistert „Der FC Schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“ anstimmt.

In der 71. Minute hat Kutucu sogar das 2:0 auf dem Fuß, doch Zingerle kann seinen schönen Schuss ins obere Toreck gerade noch über die Latte lenken. Mascarell zofft sich derweil mit Mamba; Mitspieler ziehen die Kontrahenten auseinander, beide sehen gelb.

Eckenfestival und zwei verlorene Punkte

Zu den Klängen von „Schalke, ich bin für dich geboren“ kann der Ex-Paderborner Nübel einen Distanzschuss von Mamba zur Ecke klären. „Schade, dass wir nicht „Drei Ecken, ein Elfer“ spielen“ grient ein älterer Schalker angesichts von 11:10 Ecken.

… doch die zehnte Ecke für die Gäste aus Westfalen verpufft leider nicht so wirkungslos wie ihre Vorgänger, sondern wird von Gjasula zum 1:1-Ausgleich ins Tor geköpft (81.). Sch…ade. Jetzt ist auch der zuvor sehr leise Gästeblock mit „Nur der SCP“ zu vernehmen.

David Wagner reagiert sofort und schickt Boujellab für Becker auf den Rasen, doch der Youngster kann keine entscheidenden Impulse mehr setzen. Ein Freistoß für Schalke wird von Todibo genau in die Arme von Zingerle geköpft.

Mit „Immer wieder S 04“ geht es in die dreiminütige Nachspielzeit. Baumgart nimmt durch einen Wechsel noch etwas Zeit von der Uhr, Zingerle kassiert Gelb für Zeitspiel. Der allerletzte Eckball landet bei Kutucu und dann im Aus, es bleibt beim aufgrund der beiden unterschiedlichen Halbzeiten nicht unverdienten 1:1.

Enttäuschung, aber keine Vorwürfe

Unmittelbar nach dem Abpfiff klingen vereinzelte Pfiffe von der Gegengeraden auf, die schnell mit dem „Königsblauen S 04“ übertönt werden. Den Spielern ist die Enttäuschung anzusehen. Die Paderborner Fans feiern indes eine fröhliche Party. Als die Mannschaft bereits in der Kabine verschwunden ist, zelebriert Baumgart mit dem Gästeblock die Welle.

Die Nordkurve schluckt die Enttäuschung schnell runter und verzichtet auf Pfiffe, als die Spieler sich für den Support bedanken. Der Applaus fällt zwar verhalten aus, aber etwas Anderes war angesichts der dürftigen Darbietung in der ersten Halbzeit nicht zu erwarten.

Wohl alle Schalker vereint die Hoffnung, dass in den kommenden acht Tagen bis zur Sonntagabendpartie in Mainz der eine oder andere Verletzte zurückkehrt und die Akkus wieder aufgefüllt werden können. Die Hoffnungen ruhen insbesondere auf Suat Serdar, dessen Dynamik nicht nur wegen des kleinen Durchhängers von Amine Harit, der in der Rückrunde bislang nicht an seine bestechende Form vor der Winterpause anknüpfen kann, vermisst wird.

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