1860 München – Schalke 04 1:0: Früher Patzer bringt Schalke auf die Verliererstraße

1860 München – Schalke 04 1:0: Früher Patzer bringt Schalke auf die Verliererstraße

26. Oktober 2021 0 Von Susanne Hein-Reipen

Durch einen frühen Bock von Darko Churlinov und Ralf Fährmann läuft Schalke im ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße fast 90 Minuten einem Rückstand hinterher. Im zweiten Durchgang sind die Schalker nach einer roten Karte für Malick Thiaw nur noch zu zehnt, so dass der ersehnte Ausgleich trotz einer guten kämpferischen Darbietung in einem sehenswerten Pokalspiel einfach nicht fallen will.  

In der zweiten Bundesliga schwimmt Königsblau nach zuletzt vier Zu-Null-Siegen in Folge auf einer Erfolgswelle – ein Omen für das Zweitrunden-Pokalduell beim TSV 1860 München? Chefcoach Dimitrios Grammozis ist für das Duell im traditionsreichen Stadion an der Grünwalder Straße jedenfalls optimistisch genug, mit Fraisl, Ouwejan und Terodde drei absolute Leistungsträger schonen zu können. Fährmann, Thiaw, Itakura, Kaminski, Ranftl, Palsson, Churlinov, Zalazar, Mikhailov, Pieringer und Bülter bilden die Startelf.

Ein Start für die Tonne

Die Stimmung im ausverkauften Haus ist prima, beide Mannschaften legen ohne langen Aufgalopp sofort los und erspielen sich jeweils eine Ecke – und dann passiert genau das, was aus Schalker Sicht keinesfalls passieren sollte: Churlinov verliert den Ball an der Grundlinie amateurhaft gegen Mölders, der passt zurück zu Lex und der bugsiert das Leder aus gut fünf Metern Entfernung durch die Beine von Fährmann zum 1:0 für die Hausherren in die Maschen (5.). Autsch!

Die Fehlerkombination zweier „hineinrotierter“ Spieler lässt natürlich sofort Unmut bei den Schalkefans aufkommen, die fürchten, dass Grammozis die Löwen unterschätzt und sich vercoacht hat. Und in den nächsten Minuten brennt es noch mehrfach im Schalker Strafraum, doch weder Biankadi noch Lex kommen vollständig durch.

Ein packendes Pokalspiel

Mit zunehmender Spieldauer erarbeitet sich Schalke mehr Spielanteile und eine erste gute Abschlussmöglichkeit durch Zalazar, aber Hiller klärt per Fußabwehr (18.). Als kurze Zeit später nach einem weiteren Ballverlust von Churlinov fast das 2:0 fällt – Lex trifft zum Glück nur das Lattenkreuz – erlöst Grammozis den jungen Nordmazedonier von seinem übel gebrauchten Tag und bringt Ouwejan (22.).

Das Spiel ist nun ausgeglichen, tempo- und abwechslungsreich. Regelmäßigen Vorstößen der Löwen durch Mölders stehen gute Schüsse von Ouwejan (30.), Kaminski (31.) an die Querlatte und Ranftl gegenüber. Immerhin bei einem sind sich beide Kurven einig: „Schei** FC Bayern“ wogt als Wechselgesang hin und her. Und unter Brücken und in der Bahnhofsmission trifft man offenbar auch Schalker und Sechziger gleichermaßen.

Schalke nur noch zu zehnt

Mit der knappen 1:0-Führung geht es in die Kabinen, aus denen beide Mannschaften zunächst personell unverändert wieder auf den Platz kommen. Die Schalker Hoffnungen auf einen baldigen Ausgleich erfüllen sich jedoch nicht, schon nach drei Minuten muss Thiaw mit einer glatt roten Karte duschen gehen, weil er als letzter Mann Lex an der Strafraumgrenze zu Boden zieht. Den folgenden Freistoß kann Fährmann mit einer kleinen Flugeinlage über die Latte lenken (48.).

Schalke bleibt jedoch im Vorwärtsgang, doch noch können sich Mikhailov, Ouwejan und Zalazar nicht entscheidend durchsetzen. Löwencoach Köllner tauscht Wein und Steinhart gegen Moll und Greilinger, kurz darauf kommt der von den mitgereisten Schalkefans sehnlich erhoffte Terodde für den bemühten, aber blassen Pieringer auf das Feld (62.).

Schalke läuft die Zeit davon

Eine sehr aussichtsreiche Konterchance von Lex landet zum Glück nur am Außennetz (69.), ansonsten machen die zehn „Königsroten“ in dieser Phase mehr Alarm als die elf Hellblauen, die zudem den angeschlagenen Deichmann durch Belkahia ersetzen müssen. Grammozis bringt Idrizi für Mikhailov, Köllner schöpft mit Willsch und Linsbichler für Lex und Bär das Wechselkontingent weiter aus. Und die Uhr tickt unermüdlich… Derweil pflügt Mölders einmal mehr den Schalker Strafraum um, aber Fährmann klärt zur Ecke (84.).

Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit verursacht Biankadi einen Freistoß an Ouwejan, bei dem auch Fährmann mit nach vorne geht, aber Mölders kann den Ball wegköpfen. Eine Minute später jagt Palsson eine Vorlage von Terodde in den Münchner Himmel. Auch die fünfminütige Nachspielzeit bringt nicht den herbeigesehnten Ausgleich, beim einzigen nennenswerten Vorstoß steht Terodde knapp im Abseits, dann ertönt der Abpfiff.

Ein Dämpfer in der königsblauen Euphorie

Nach den zuletzt so erfreulichen Ergebnissen bedeutet dieses frühe Ausscheiden einen deutlichen Dämpfer für die königsblaue Euphorie. Auch wenn Fußball nicht im Konjunktiv gespielt wird: Die Vermutung, dass eine Schalker Mannschaft in Bestbesetzung dieses Spiel nicht verloren hätte, weil das entscheidende Tor jedenfalls nicht so und nicht zu diesem unglücklichen Zeitpunkt gefallen wäre, liegt nahe. Die aus einem Weiterkommen resultierenden Einnahmen aus den nächsten Runden hätten den klammen Schalker Kassen gut getan.

Die Enttäuschung sollte jedoch nicht dazu führen, jetzt wieder alles in Frage zu stellen oder gar in Bausch und Bogen zu verdammen. Nach dem frühen Rückstand und der roten Karte hat sich die Mannschaft durchaus gewehrt und einen klassischen Pokalfight geliefert. Dimitrios Grammozis sollte aber unbedingt mitnehmen, dass die Spieler aus der zweiten Reihe jedenfalls zum Teil noch nicht (oder nicht mehr) in der Lage sind, die erste Elf ohne merkbaren Qualitätsverlust zu ersetzen. In Heidenheim sollte daher wieder auf das „Winning Team“ der letzten Wochen, gegebenenfalls punktuell ergänzt durch Kapitän Latza oder Aydin, gesetzt werden.