„Tor auf Schalke“: Große Fortschritte beim Umbauprojekt des Berger Felds

„Tor auf Schalke“: Große Fortschritte beim Umbauprojekt des Berger Felds

2. Juli 2019 4 Von Susanne Hein-Reipen

Beim Auftakttraining von David Wagner ist nicht zu übersehen: Auf Schalke wird mit Hochdruck an der Neugestaltung des Berger Feldes gearbeitet! Während die Profis auf dem Trainingsplatz schwitzen, ziehen im Hintergrund Bagger und LKWs mit riesigen Staubfahnen unermüdlich ihre Kreise. Das ist Stand der Dinge.

Die Veltins-Arena war in vieler Hinsicht richtungsweisend für zahlreiche andere moderne Stadien in Deutschland; doch das Trainingsgelände auf dem Berger Feld ließ nicht nur aufgrund des fehlenden Jugend- und Amateurstadions zunehmend zu wünschen über. An den Funktionsräumen nagte der Zahn der Zeit, Geschäftsstelle und Fanshop – vor der großen Wachstumsphase des Vereins errichtet – platzten aus allen Nähten.

Baufortschritt auf dem Berger Feld am 1. Juli 2019: Während die Profis auf Trainingsplatz 2 trainieren, wird auf dem Wall dahinter bereits für die neue Geschäftsstelle gebaggert. Foto: Hein-Reipen

Think Big: Kühne Pläne für das „Tor auf Schalke“

Dementsprechend entstanden im Jahr 2011 erste Pläne für die Umgestaltung des Vereinsgeländes, im Dezember 2012 wurde der Siegerentwurf des entsprechenden Architektenwettbewerbs gekürt. Dieser wurde in den Folgejahren noch mehrfach erweitert und sah schließlich neben der Umgestaltung des altehrwürdigen Parkstadions in ein regionalligataugliches Amateurstadion und dem Bau neuer Trainingsplätze, moderner Funktionsgebäude eine komplett neue und deutlich vergrößerte Geschäftsstelle und das sogenannte „Tor auf Schalke“ vor. Dahinter verbirgt sich nicht der Aufschrei von Manni Breuckmann in der samstäglichen WDR-Bundesliga-Schlusskonferenz, sondern ein großes Portal zwischen dem eigentlichen Trainingsgelände und dem künftigen „Rudi-Assauer-Platz“ vor der Tausend-Freunde-Mauer, in das u. a. das Schalke-Museum, ein riesiger Fanshop und eine Kneipe integriert werden sollen.  

Bis zum Startschuss für die Bauarbeiten dauerte es dann noch gute zwei Jahre; im Januar 2015 startete der rund 25 Millionen Euro teure erste Bauabschnitt mit Rodungsarbeiten auf dem Gelände und der Begradigung des Stan-Libuda-Wegs, wo auch das neue Parkhaus mit zunächst 550 Stellplätzen errichtet wurde, weil durch die neuen Trainingsplätze große Teile des früheren Parkplatzes P 2 entfallen. Dieses Parkhaus soll später noch deutlich erweitert werden.

Last Man Standing – der Umbau des Parkstadions

So wenig die Schalker Herzen an einem Parkplatz hängen, so emotional wurde ein weiterer Baustein des ersten Abschnitts betrachtet: Der Umbau des Parkstadions, das fast 30 Jahre Heimstatt von königsblauen Triumphen und Tragödien war. Im Zuge der Baumaßnahmen musste der östliche der beiden verbliebenen Flutlichtmasten weichen. Als er im Februar 2017 umgelegt wurde, hatten viele Schalker, für die der Anblick der 04 Masten schon von der A 2 für das Zuhause-Gefühl sorgten, mehr als nur eine Träne im Knopfloch.

Tröstlich: Der nunmehr letzte Mast zwischen Nordkurve und Gegengerade, von den Fans gerne liebevoll „Last Man Standing“ genannt, steht unter Denkmalschutz und soll nicht angetastet werden. Auch die Gegengerade selber bleibt erhalten und wird in das Amateurstadion integriert.

70 Millionen für den zweiten Bauabschnitt

Noch deutlich größere und teurere Veränderungen soll der zweite Bauabschnitt bringen: Rund 70 Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen für „Berger Feld II“, zusammen mit den 25 Millionen des ersten Abschnitts also 95 Millionen für die Schalker Zukunft. Da der Verein eine solche Summe weder in der Portokasse noch auf dem Festgeldkonto hatte, wurde im Juli 2018 begleitet von großem Blitzlichtgewitter und markigen Worten (Clemens Tönnies: „Das Tor auf Schalke ist ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte, vergleichbar mit dem Arena-Bau.“) ein rund 56 Millionen schwerer Konsortialkredit aufgenommen, der innerhalb von 15 Jahren an die beteiligten Banken unter Führung der Sparkasse Gelsenkirchen zurückzuzahlen ist.

Baufortschritt auf dem Berger Feld am 1. Juli 2019: Blick vom Oberdeck des Parkhauses Stan-Libuda-Weg über die Trainingsplätze 7 (vorne), 6 und 9 Richtung (alter) Geschäftsstelle. Foto: Hein-Reipen

Bereits weitgehend realisiert sind aus dieser zweiten Phase das Profileistungszentrum am Medicos samt einem neuen Parkhaus, dessen Betonfronten viele Besucher auf die Graffitikünstler der Ultras Gelsenkirchen hoffen lassen.

Mondlandschaften und exzellente Trainingsplätze

Einen hervorragenden Eindruck machen hingegen die bereits fertiggestellten neuen Trainingsplätze 2, 3, 9, 6 und 7. Wer sich über die Nummerierung wundert: Das Parkstadion ist Nummer 1, von dort aus geht es weiter Richtung Geschäftsstelle und dann in einer eleganten Linkskurve wieder hoch zur Arena. Parkplatz 4, der alte Haupt-Trainingsplatz an der Geschäftsstelle, gleicht hingegen noch einer grauen Mondlandschaft voller Bagger und Baumaterialien.

Die neue Geschäftsstelle, im Entwurf 200 (!) Meter lang, soll am nordwestlichen Rand des Geländes an den Stirnseiten der Trainingsplätze 2 bis 4 entstehen; derzeit ist dort nur ein Erdwall. Wenn sie fertiggestellt ist, wird die alte Geschäftsstelle vollständig abgerissen und dort wird der Trainingsplatz 5 angelegt. Die aktuellen Einzelheiten können interessierte Schalker im Bautagebuch auf der Vereins-Homepage verfolgen.

„Neues Parkstadion“ in einem halben Jahr fertig?

Den wohl größten Fortschritt hat im letzten Jahr jedoch das Parkstadion gemacht: Dem schleichenden Verfall wurde nicht nur Einhalt geboten, dort wurde vielmehr von Grund auf ein hochmoderner Rasenplatz inklusive Rasenheizung errichtet, Schutt und Gerümpel wurden entfernt und die Gegengerade aufwändig zu altem Glanz gekärchert.   

Baufortschritt auf dem Berger Feld am 1. Juli 2019: Das Parkstadion auf dem Weg zu neuem Glanz. Foto: Hein-Reipen
Zum Vergleich: Das Parkstadion im Jahr 2014. Foto: Schulte
Zum Vergleich: Das Parkstadion im Jahr 2014. Foto: Schulte

Dahinter wachsen aktuell zwei Gebäude im Rohbau in die Höhe, die später Ticketschalter, Toiletten und Kiosk beinhalten und den Eingang zum „neuen Parkstadion“ umschließen sollen, der optisch an die Vorgänger Spielstätte Glückaufkampfbahn angelehnt sein soll. Eine weitere kleinere Tribüne ist anstelle des jetzigen kleinen Erdwalls zwischen dem Parkstadion und dem Trainingsplatz 2 geplant. Nach Aussagen von Peter Knäbel, dem Leiter der Knappenschmiede, fiebern nicht nur die Amateure der Rückrunde entgegen, wenn sie endlich auf heimischem Boden antreten können statt durch die Stadien der Nachbarschaft tingeln zu müssen. 

Schalke 04 liegt gut im Zeitplan

Auch der Untergrund für das „Tor auf Schalke“ wird bereits vorbereitet, so dass der Verein sich berechtigte Hoffnungen machen darf, dass die Arbeiten planmäßig im Jahr 2021 abgeschlossen werden können und alle Schalker Mannschaften unter vorbildlichen und professionellen Bedingungen arbeiten und für sportliche Erfolge sorgen können. Dann bestehen auch gute Aussichten, dass das Tor auf Schalke der neue zentrale Treffpunkt der Königsblauen wird…