Schalke verliert 0:3 in Köln, erneuter Nübel-Patzer – Stimmung kippt gefährlich

Schalke verliert 0:3 in Köln, erneuter Nübel-Patzer – Stimmung kippt gefährlich

1. März 2020 2 Von Susanne Hein-Reipen

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Schalke ist nunmehr zumindest etwas präsenter als im ersten Durchgang, bekommt aber offensiv trotz des ungebrochenen Supports herzlich wenig auf die Reihe. Nach einer knappen Viertelstunde wechselt David Wagner Guido Burgstaller für Gregoritsch ein. Für „Burgi“ ist es der erste nennenswerte Einsatz in der Rückrunde, bislang durfte er nur im Spiel gegen Gladbach in der Schlussminute ran. Er wird sofort mit hoffnungsvollen „Guido Burgstaller, Burgstaller!“-Chören begrüßt.

Das Spiel plätschert ziemlich ereignislos vor sich hin, Cordoba, McKennie und Harit vergeben die wenigen Ansätze. Der Gästeblock reckt die Schals hoch und stimmt den „Königsblauen S 04“ und „Vorwärts FC Schalke, schieß‘ ein Tor für uns“ an. Auch die „Asozialen Schalker“ müssen dran glauben, vermutlich wäre es unter Brücken oder in der Bahnhofsmission gerade gemütlicher als im Rhein-Energie-Stadion.

Böser Patzer von Nübel

In der 74. Minute darf Ahmed Kutucu für Boujellab auf das Feld, kann er wieder seine Joker-Qualitäten einbringen…? Nein, kann er nicht: Bereits eine Minute später wirft sich Alexander Nübel die Kugel selber rein, indem er einen eigentlich bereits entschärften Kainz-Schuss zwischen seine Beine schmeißt. Das 3:0 in der 75. Minute, damit ist zum Verdruss des Schalker Anhangs der Drops gelutscht.

Von der Engelsgeduld der Vorwoche, als die Fans die 0:5-Verlierer wieder aufbauten, ist nach dem neuerlichen Patzer des abwanderungswilligen Keepers nichts mehr übrig, „Nübel raus!“ und „Nübel ist ‘ne Bayernsau!“ sind nicht mehr zu überhören. Zu allem Überfluss sieht Burgstaller noch Gelb wegen einer vollkommen überflüssigen Schwalbe und das Bier, na gut, das Kölsch hinter dem Gästeblock ist alle.

Zunächst versuchen die Schalker, den Frust mit „1.000 Trainer schon verschlissen, Spieler kommen, Spieler geh’n… wir sind Schalker, keiner mag uns, scheixxegal…“ wegzusingen, doch als die FC-Fans anfangen, Nübel für einen weiteren Fehlpass zu feiern, brennen einigen die Sicherungen durch: Im Oberrang kommt es an der Grenze zwischen Gäste- und Heimbereich zu einigen sehr lautstarken Auseinandersetzungen, bei denen neben sehr phantasievollen Beleidigungen auch zahlreiche Getränkebecher und eine Rauchbombe fliegen.

Nübel raus! – Die Geduld scheint aufgebraucht…

Die Effzeh-Fans feiern ihre Mannschaft, die jetzt 7 Siege aus den letzten 9 Spielen vorzuweisen hat; beim Schalker Anhang hingegen ist die Enttäuschung nach dem nunmehr sechsten Bundesligaspiel ohne Sieg groß. Der geballte Frust entlädt sich, als die Mannschaft vor die Kurve tritt: „Nübel raus!“, untermalt von drohend gereckten Fäusten und wütenden Beschimpfungen schwappen den Spielern entgegen, die ihrerseits betroffen auf die wütenden Anhänger starren und schnell Richtung Kabine beidrehen. Auch der sonst so forsche Nübel wirkt emotional sehr angefasst. Einzig Weston McKennie schenkt einem der Jungs auf dem Zaun noch sein Trikot, dann trottet auch er Richtung Kabine.

Später zeigen sich Jochen Schneider und einige Mitspieler enttäuscht von der Reaktion der Fans gegen Alexander Nübel. Alessandro Schöpf findet es „sehr, sehr schade und traurig, wie die Fans reagieren.“ Auch Nübel sei nur ein Mensch und mache Fehler. „Jeder Mensch hat mal eine Schwächephase. Und deswegen kann ich das nicht nachvollziehen, wie die Fans reagieren. Alex hat immer alles gegeben für diesen Verein.“ – Genau das sehen die Fans, für die mit Nübels Brutalo-Foul gegen Gacinovic und der Verkündung seines Wechsels nach Bayern die Talfahrt nach der sehr guten Hinrunde begann, anders. Nübel wirkt, als sei er mit den Gedanken längst in München; bereits gegen Leipzig brachte seine Unaufmerksamkeit in der ersten Minute die Gäste auf die Siegesstraße. Dennoch haben die Fans bislang für die Mannschaft weitestgehend auf Pfiffe und Unmutsbekundungen gegen den Mann, der sich lieber bei Bayern auf die Bank setzt statt die Schalker Kapitänsbinde zu tragen, verzichtet und nur kleine Stiche gesetzt, indem beispielsweise Keeper Nummer Drei, Michael Langer, euphorischer begrüßt wurde als Nübel.

David Wagner, der eigentlich keine Torwartdiskussion aufmachen wollte, steht nun vor einem schwierigen Problem: Der bei den Fans weitaus beliebtere Markus Schubert steht wieder zur Verfügung – und wenn Nübel im Pokalviertelfinale ausgerechnet gegen Bayern wieder patzen sollte, brennt der Baum auf Schalke richtig. Und das kann angesichts der Verletztenliste und der noch bevorstehenden Aufgaben keiner wollen…

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