Schalke – Elversberg 1:0: Schalke feiert wichtigen Dreier im Topspiel
8. November 2025Der FC Schalke 04 gewinnt das Spitzenspiel gegen die SV Elversberg durch ein frühes Tor von Hasan Kurucay verdient mit 1:0 (1:0) und kehrt mindestens bis Sonntag auf den Spitzenplatz zurück. Fans und Mannschaft feiern gemeinsam völlig losgelöst das Ende der „Mini-Krise“ nach zuletzt zwei Niederlagen. Susanne Hein-Reipen berichtet…
Vielerorts liegt dichter Novembernebel über dem Land, als sich die Schalkefans auf den Weg in ihren blau-weißen Tempel machen. In Gelsenkirchen werden sie mit strahlendem Sonnenschein und dem „Wintertreff“ zwischen Tausend-Freund-Mauer und Genossenschafts-Förderturm belohnt. Gerstenkaltschale schlägt Glühwein allerdings deutlich.
Spitzenspiel Zweiter gegen Dritten
Als der Mannschaftsbus vorfährt, sind den Spielern Konzentration und Anspannung deutlich anzusehen. Nach den beiden jüngsten Niederlagen in Darmstadt und Karlsruhe war das Rauschen im medialen Blätterwald mal wieder groß.
An den Aufgängen finden die Nordkurven-Kalender 2026 reißenden Absatz. Im Vorprogramm gibt’s wie immer die Ergebnisse und Termine der Teams aus der Knappenschmiede, während sich die Torhüter aufwärmen. Die Mannschaft wird ebenfalls mit aufmunterndem Applaus begrüßt, während Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers für die blendend angelaufene „Anleihe 2025“ wirbt.






Das Moderatorenduo Dirk und Jörg lässt die Statistik (beide bisherigen Heimspiele gegen die SVE wurden verloren, das letzte unter Hohn und Spott am Ende der völlig verkorksten Vorsaison) elegant fallen und begrüßen lieber Fans und Prominenz, die Nordkurve schickt ein erstes „Auf geht’s Schalke, kämpfen und siegen!“ in den blauen Himmel. Die Aufstellung der Gäste aus dem Saarland verläuft störungsfrei.
Ruhrpott und Saarland vereint beim Steigerlied
Dann naht auch schon ein emotionaler Höhepunkt: Beim Steigerlied reckt auch die ungefähr 2.500 Köpfe starke Gästekurve die Schals empor und singt aus voller Brust mit, denn auch das Saarland blickt auf eine lange Bergbautradition zurück. Schööööön!
Das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ gehört dann wieder allein den Schalkern, „Schaaaalke und der FCN!“ gibt’s gratis obendrauf. Zum Einlaufen der beiden Mannschaften entrollt die Nordkurve ein langes Banner mit der Aufschrift „IMK 25: Eure eigenen Statistiken zeigen, die Stadien sind sicher, Populismus stoppen“ – als Hintergrund: Es wird befürchtet, dass die Innenministerkonferenz im Dezember die Gangart gegen Fußballfans verschärft, u. a. mit einer bundesweiten Stadionverbotskommission.






Als Schalker Startelf setzt Cheftrainer Miron Muslic auf Karius, Kurucay, Katic, Ayhan, V. Becker, Schallenberg, El-Faouzi, Porath, Karaman, Wallentowitz (Startelfdebüt!) und Sylla. Neben den Langzeitverletzten Kalas, Tchibarra, T. Becker und Hojlund fehlen auch Gomis, Antwi-Adjej, Younes, Gantenbein (5. Gelbe) und Bachmann.
Start nach Maß dank Kurucay
Die Nordkurve macht sich mit „Stadion geh’n“, „Hier regiert der S04“ und „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ warm, auf dem Platz gibt es erste kleine Vorstöße des 17jährigen Wallentowitz und Keidel, dann dürfen alle Schalker jubeln: In der 04. Minute trifft Kurucay als Spieler mit der Rückennummer 4 nach Vorarbeit von Ayhan und Sylla per Linksschuss zur 1:0-Führung. Blau und Weiß ein Leben laaaaang…!
In der Folgezeit entwickelt sich ein umkämpftes Zweitligaspiel der besseren Sorte, bei dem Elversberg zwar einige Ecken und Vorstöße, aber keine wirklich gefährliche Chance entwickeln kann, zumal sich Karius im Schalker Tor nach seinem kleinen „Hänger“ in Karlsruhe gewohnt präsent und zupackend zeigt.






Die Nordkurve supportet weiter mit „Steht auf“ und „Auf geht‘s Schalke schieß ein Tor“, während Miron Muslic in der Coaching-Zone Meter um Meter macht und das Spiel dirigiert. Zu „Vorwärts Schalke, kämpfen und siegen“ setzt Kapitän Karaman einen Ball ans Außennetz (22.), auf der Gegenseite klärt Karius einen Kopfball von Ebnoutalib, der allerdings im Abseits stand (24.).
Schalke, ich bin für Dich geboren…
Die Kurve skandiert „S! 0! 4!“, für Elversberg klärt Rohr einen Kurucay-Schuss auf der Linie (26.). in der Folgezeit sorgen Schieds- und Linienrichter für einiges Kopfschütteln, weil die Foul- und Abseitsentscheidungen inkonsequent erscheinen. Mit „Schalke, ich bin für dich geboren“, dem Wechselgesang „Schalke! – Nullvier“ zwischen Nord- und Südkurve und „Schalke, nur Du alleine“ gibt’s bewährtes königsblaues Liedgut.
Nach einem Freistoß für Schalke rauschen Pinckert und Kristof ineinander, wonach der Torhüter der SVE behandelt werden muss. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bringt Keidel Porath zu Fall, der Kontakt reicht Schiri Braun zum Unmut einiger Schalker nicht für einen Strafst0ß (43.). Mit einer Minute Nachspielzeit und der 1:0-Führung werden die Schalker mit Applaus in die Pause entlassen.
Klarer Sympathiesieger in der Fanbox ist ein strahlender junger Mann, der zu „Und wir werden immer mehr, halleluja!“ stolz das Ultraschallbild seines künftigen Nachwuchses in die Kamera streckt. Für das Team Fanbelange plaudert Thomas Kirschner über das Tattoobilder-Buch „Schalke unter der Haut“, die anstehende Mitgliederversammlung und die Auswärtsspiele in Münster und Düsseldorf – für letzteres gibt’s ein größeres Kontingent, Anfragen können noch bis kommenden Montag aufgegeben oder geändert werden.






Zwei Notfälle führen zu Supportstopp
Beide Mannschaften kommen personell unverändert wieder auf dem Rasen, die Nordkurve startet mit „Steht auf“ und „Auf geht‘s Schalke kämpfen und siegen“ in den zweiten Durchgang, verstummt dann aber jäh, weil gleich zwei medizinische Notfälle in der Nord- und Südkurve behandelt werden müssen.
Das Spiel auf dem Feld hingegen geht weiter; Porath muss nach einem Zusammenstoß mit einem Brummschädel behandelt werden, kann aber weitermachen. Schalker Vorstöße über Karaman (56.), Wallentowitz (58.) und Porath (61.) treffen nicht ins Schwarze. Nicht gut an kommt, dass Elversberg einen Konter ausspielt, obwohl Kurucay nach einem Zusammenprall mit zwei Elversbergern am Boden liegt (62.).
In einem ersten Wechsel ersetzt SVE-Coach Wagner Gyamerah durch Günter; wenig später sieht Ebnoutalib für ein Foul gegen Katic mit einer kleinen Rudelbildung Gelb. Katic wird kurz behandelt, kann aber weiterspielen.
Nachdem die Behandlung der beiden Notfälle abgeschlossen ist, eröffnet die Nordkurve mit „Für deine Farben“ den Support wieder. Als Einpeitscher und Eintänzer fungiert Maskottchen Erwin, der munter Fahne, Nase und Hüften schwenkt.






Schalke fightet die Führung über die Zeit
Mit 61.818 Zuschauern ist der Heimbereich ausverkauft, zu komplett „full House“ fehlen einige Gästetickets. Heekeren (wegen Meckerns von der Bank) und Ayhan (Foul an Conté) sehen Gelb, ein klares Abseitstor von Ebnoutalib wird abgepfiffen (73.); dann fordert die Nordkurve die anderen Tribünen auf, bei „Immer wieder S 04“ mitzumachen.
Einem Doppelwechsel der Gäste (Stange und Schmahl für Petkov und Poreba) folgt der Tausch Wechsel Matriciani (Fußballgott!) für den angeschlagenen Porath (78.). Auch Conté – Foul an Katic – und Vitalie Becker – Zeitspiel – reihen sich in die Schar der Gelbsünder ein.
Wagner bringt mit Malanga und Schnellbacher für Conté und Zimmerschied zwei weitere frische Kräfte, Matriciani sieht ebenfalls noch Gelb und es gilt satte neun Minuten Nachspielzeit zu überstehen. Mit einem Zweifachwechsel Sanchez und Donkor für Becker und Wallentowitz nimmt Muslic zu den Klängen der „Asozialen Schalker“ einige Sekunden von der Uhr; jeder gewonnene Ball wird bejubelt. Malanga darf noch einmal über das Tor schießen und Grüger ersetzt Kurucay. Bei der finalen Ecke für die SVE ist auch Kristof mit vorne, aber es bleibt beim 1:0. JAAAA!






Spitzenreiter, Spitzenreiter…!
Durch den Dreier springt Schalke mit nunmehr 27 Punkten aus zwölf Spielen mindestens bis zum morgigen Spiel der Paderborner wieder auf den ersten Platz, die SVE bleibt Dritter, kann aber von Kaiserslautern überholt werden. Viel wichtiger als die Platzierung ist jedoch, dass Schalke das kleine Zwischentief mit der (verdienten) Niederlage in Darmstadt und der (unglücklichen) Last-Minute-Pleite in Karlsruhe abgeschüttelt hat.
Sichtlich erleichtert stürmt die Mannschaft mit Muslic, Mann und Maus und diversen Kiddies vor die Nordkurve, die sie begeistert mit „Stadion geh’n“ empfängt, bevor genüsslich „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ und der „Mythos vom Schalker Markt“ zelebriert werden Auch „Schalke ist der geilste Club der Welt“ darf nicht fehlen, bevor die Mannschaft mit dem Eurofightersong auf die Stadionrunde geschickt wird. Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon…
Dementsprechend stolz zeigt sich Miron Muslic in der anschließenden Pressekonferenz: „Es ist für mich der vielleicht stolzeste Moment in den vergangenen fünf Monaten. Wir sind sehr glücklich, was unsere Leistung und den Sieg heute betrifft. Wenn man bedenkt, wie viele Ausfälle wir in den vergangenen Tagen und Wochen verkraften mussten und wer uns gegen Elversberg alles nicht zur Verfügung stand, muss ich meiner Mannschaft ein riesengroßes Kompliment aussprechen. Die Jungs haben wieder bis zum Schluss alles reingehauen und wegverteidigt – gegen eine Mannschaft, die im Ballbesitz überragend ist und Woche für Woche offensiv andere Teams dominiert.
Wir mussten heute leiden, das war klar. Den Kampf haben wir aber von Beginn an angenommen. Elversberg hatte keinen Schuss aufs Tor. Das zeigt, dass wir gut verteidigt haben und die Qualität des Gegners ein Stück weit eliminieren konnten. Jeder Einzelne bringt sich bei uns zu 100 Prozent ein. Das ist unsere Struktur, das Fundament.“

