Nordkurven-Rückblick April – Juni 2019: Choreos, Pleiten und ein geiler Derbysieg

Nordkurven-Rückblick April – Juni 2019: Choreos, Pleiten und ein geiler Derbysieg

30. Dezember 2019 0 Von Susanne Hein-Reipen

Mai: Klassenerhalt und eine tolle Choreo für den Malocher – Macho – Manager

Endgültig klargemacht wird der Klassenerhalt im folgenden Heimspiel gegen den FC Augsburg. Zur Abwechslung bittet die DFL mal Sonntags 13.30 Uhr zu Tisch und siehe da: Bratwurst und Bier schmecken auch zum Frühstück! Nach dem letzten Ton von „Blau und Weiß“ erscheint im Oberrang der Nordkurve ein überdimensionales Spruchband mit Malocher – Macho – Manager, im Unterrang wird mit schwarzen und weißen Papptafeln ein riesiger R U D I !-Schriftzug geformt. Die beiden Ecken sind von großen „Wimpeln“ mit Portraits von Rudi geschmückt – alles zusammen bereits ein schönes Bild, doch es kommt noch viiiiel besser: Auf ein Kommando der Vorsänger verwandelt sich der Rudi-Schriftzug in ein Wimmelbild aus blauen und weißen Fahnen, aus deren Mitte ganz langsam das berühmte Portrait des strahlenden Rudis mit Stumpen im Mund und UEFA-Cup über der Schulter hochgezogen wird. Rudi ersteht aus „seiner“ Kurve auf! Wer jetzt keine Gänsehaut bekommt, sollte überprüfen, ob er noch atmet, denn alle sind sich sicher: Genau so hätte es Rudi gefallen! Der dazugehörige Flyer schreibt „Wenn wir an ihn zurückdenken und uns die aktuelle Situation anschauen, so fehlt uns genau ein Typ wie er im Verein. Er hätte den Verein durch das unsichere Fahrwasser gelenkt!“ Als die Mannschaften einlaufen, gibt’s noch die passenden „Rudi Assauer, ohoho“-Sprechchöre dazu, danach versinkt Rudi wieder in „seiner“ Nordkurve, während sich das eine oder andere gestandene Schalker Mannsbild etwas aus dem Auge wischen muss.Spielerisch ist das 0:0 keine weitere Silbe wert, aber der eine Zähler bedeutet den rechnerisch perfekten Klassenerhalt! Heureka!

Das letzte Auswärtsspiel führt nach Leverkusen. Die Hausherren zeigen eine große Choreo zu „40 Jahre Bundesliga unterm Bayerkreuz“, die Schalker Kurve hält unter dem Motto „Berg und Tal mit S 04“ und einem wogenden blau-weiß-karierten Fahnenmeer dagegen. Der ca. 6.000 Köpfe starke Gästebereich singt mit „Olé olé, FC Schalke 04“ und anderem Schalker Liedgut den Rest der mit 30.210 Zuschauern ausverkauften BayArena locker an die Wand. Same procedure as every year, Miss Sophie. Auf dem Rasen dominiert in der ersten Halbzeit Leverkusen, in der zweiten Schalke, das 1:1 geht demnach durchaus in Ordnung und ist nach Meinung der Fans insbesondere ein Verdienst von „Huub Stevens, ohoho“. Neben den Sprechchören für den Jahrhundert- und Nichtabstiegstrainer wird aber auch die Mannschaft beim Gang in die Kurve von freundlichem Applaus und Schalke, Schalke-Rufen begrüßt, ein sehr versöhnliches Ende einer auch auswärts oft enttäuschenden Saison!

Versöhnlich ist auch das letzte Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Durch das 0:0 rückt Schalke sogar noch auf Platz 14 vor; die Gäste standen bereits vorher als Relegationsteilnehmer fest. Spannender als das Sportliche ist jedoch der Abschied von Sascha Riether, der mit lautstarken Sprechchören gefeiert wird, auch wenn er auf Schalke lange Zeit bestenfalls Ergänzungsspieler war. Tadelloser Sportsgeist, Einsatz und Bescheidenheit kommen halt an auf Schalke! Seine Abschiedsrede ist kurz, kommt aber von Herzen: Schalke ist etwas ganz Besonderes! Wenn das Spiel nix hergibt, feiern wir halt die „zeitlosen“ Gerald Asamoah, Mike Büsken und natürlich „Huub Stevens ohoho“, sind sie doch alle „Blau und Weiß ein Leben lang“. Danach skandiert die Nordkurve lauthals „Wir woll‘n den Riether sehen, wir woll‘n…“, und Huub hat Erbarmen, er winkt Riether zu sich, der sich überglücklich strahlend das Trikot überstreift und unter lauten Sascha Riether!-Sprechchören für Caligiuri auf die rechte Seite rückt – leider nur für 90 Sekunden, denn Schiedsrichter Schröder pfeift ohne jegliche Nachspielzeit überpünktlich ab.

Sämtliche Mannschaftskameraden herzen und knuddeln Riether, einige Stuttgarter schließen sich an – und auch die Nordkurve lässt sich nach dem obligatorischen „Königsblauen S 04“ nicht lumpen: Statt die Mannschaft für die oft ätzende Saison verbal „rundzumachen“, gibt es jede Menge Streicheleinheiten und ein Nordkurvenshirt für Riether, einen gerahmten Wimpel und tausend Schulterklopfer für Ersatzkapitän Stambouli, der bei der Wegnahme der Nordkurvenbinde nur im falschen Moment am falschen Platz war und jede Menge Applaus für das Trainerteam, das einzeln nach vorne tritt und frenetisch bejubelt wird. Danke für den Klassenerhalt!

Langweilig wird es aber auch in der schalkefreien Zeit nicht: David Wagner wird als künftiger Cheftrainer bestätigt, immerhin ein Eurofighter. Als technischer Direktor wird Michael Reschke verpflichtet, dessen Wirken beim VfB Stuttgart viele Schalker zunächst skeptisch sein lässt. Auch Alexander Nübel macht sich während der U 21-Europameisterschaft mit einigen sehr forschen Interviews und offenem Flirt mit einem Vereinswechsel nicht nur Freunde, dazu werden zahlreiche Wechselgerüchte durchs Dorf getrieben, bestätigt wird jedoch zunächst keiner der vielen Namen. Die Erstrundenauslosung im DFB-Pokal erbringt mit dem SV Drochtersen/Assel ein machbares Los.

Auf der Mitgliederversammlung im Juni wird dann bei tropischen Temperaturen in der Veltins-Arena der Wechsel von Ozan Kabak auf Schalke verkündet; riesigen Applaus gibt es auch für die Vertragsverlängerung mit Weston McKennie. Clemens Tönnies wird erneut in den Aufsichtsrat und später von diesem zum Vorsitzenden gewählt.

Am 2. Januar geht’s mit Juli – September, Tönnies, Wagner und dem Aufschwung weiter!

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