Schalke – Paderborn 0:2: Grottige Leistung lässt Fans vor Wut ausflippen

Schalke – Paderborn 0:2: Grottige Leistung lässt Fans vor Wut ausflippen

3. Mai 2025 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 verliert das Heimspiel gegen Paderborn verdient mit 0:2 (0:1) und versäumt es, den zum sicheren Klassenerhalt fehlenden Punkt zu holen. Die Leistung der Mannschaft ist so desolat und lustlos, dass selbst die treuen Fans in der Nordkurve, die vor Spielbeginn eine großartige Choreo zeigten, die Mannschaft nach Spielende gellend auspfeifen. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Bei sommerlichen Temperaturen sind am Brückentag alle einschlägigen Locations früh mit durstigen und gutgelaunten Schalkern belegt. Noch herrscht Optimismus, dass heute der noch fehlende Zähler für den sicheren Verbleib in Liga 2 ohne Relegation geholt wird. Top-Gesprächsthema ist die Frage, wer in der nächsten Saison als Cheftrainer an der Schalker Seitenlinie steht.

Oberrang blau – Unterrang weiß für das letzte Heimspiel

In der Arena weisen zahlreiche Plakate und Banner über Nord- und Südkurve darauf hin, dass beim kommenden letzten Heimspiel gegen Elversberg wieder wie bereits in den beiden Vorjahren um „Oberrang: Alle in Blau! Unterrang: Alle in Weiß!“ gebeten wird.

Im offiziellen Vorprogramm wird unter anderem für den „Fahrradspieltag“ geworben, den Schalke gemeinsam mit dem ADFC am letzten Spieltag ausrichtet. Für die meisten Fans deutlich interessanter ist jedoch, dass Seile und Tifomaterial in der Nordkurve darauf hindeuten, dass nach zweieinhalb Jahren endlich wieder eine Heimchoreo stattfindet. Weiteres Indiz: Das „Problemfenster-Banner“ hängt nicht…

Als die Trainer den Rasen betreten, lauert bereits eine große Reportermeute, doch Kwasniok und van Wonderen lassen sich äußerlich nichts anmerken und plaudern angeregt miteinander. Die Heimspielbilanz ist mit zwei Siegen und zwei Remis überschaubar, aber positiv.

Nach der Paderborner Aufstellung wird das Steigerlied statt im Dunkeln bei strahlendem Sonnenschein geschmettert, anschließend folgt zu „Whatever you want“ die Schalker Aufstellung: Heekeren, Kaminski, Kalas, Schallenberg, Donkor, Seguin, Bachmann, Bulut, Younes, Höjlund und Sylla sollen es richten.

Der Mythos geprägt durch seine Fans

Zum Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ ist es dann endlich wieder so weit: Choreozeit auf Schalke! Es beginnt mit blauen und weißen Papptafeln, die die Nordkurve in entsprechende Bahnen teilen. Kurz darauf wird im Unterrang ein riesiges Banner mit der Aufschrift „Der Mythos geprägt durch seine Fans“ aufgezogen. Zur dritten Strophe gibt’s dann im Oberrang eine „Bildershow“ aus

Bannern vergangener unvergessener Großchoreos, von Rudi Assauer über die Eurofighter- und Kumpel- und Malocherchoreo bis zum berühmten „Trikot-färbt-sich-durch-Rauch-blau“ Stein des Anstoßes sind alle dabei.

Und als wäre die Gänsehaut noch nicht dick genügt, weichen die Papptafeln im Unterrang blitzschnell einem wimmelnden königsblauen Fahnenmeer, aus dem zu den Klängen von „Schalke ich bin für Dich geboren“ ein gigantischer NORDKURVE-Schriftzug hochsteigt und minutenlang gefeiert wird. Das Spiel läuft bereits, als die Banner eingerollt werden – und es gibt tatsächlich lautstarken Applaus der anderen Tribünen für die Ultras, die sonst gerne fälschlich als Urheber so ziemlich jedes Übels auf Schalke geframed werden.

Hinter der Choreo fast völlig untergegangen sind die ersten beiden Ecken für die Gäste (2., 5.), dann folgt eine Phase des Hin-und-Hers zwischen den beiden Strafräumen. Die tiefstehende Sonne verschwindet hinter der Haupttribüne und der Wechselgesang SCHALKE! – NULLVIER! dröhnt durch die Arena.

Abwehr im Tiefschlaf

In der 17. Minute muss Heekeren das erste Mal wirklich eingreifen: Nachdem Kalas einen Schuss von Michel geblockt hat, landet der Ball bei Mehlem, dessen Schuss sichere Beute des Schalker Schlussmanns wird. Auf der Gegenseite verpasst Sylla eine flache Flanke von Donkor knapp (20.). Zu „Wir komm‘n vom Berger Feld“ sieht Donkor kurz darauf die erste Gelbe der Partie, weil er Obermair etwas zu herzhaft bremst. Für ein ähnliches Foul von Brackelmann an Sylla nur eine Minute später wird dagegen keine Karte gezückt.

Mit zunehmender Spieldauer erarbeitet sich der SCP mehr und mehr Spielanteile, obwohl die Nordkurve lautstark mit Klassikern wie „Stadion geh’n“, „Hier regiert der S04“, „Uns‘re Fahnen weh’n im Wind“ und der Attacke supportet.

Heekeren pariert aus kurzer Distanz gegen Bilbija, Schallenberg blockt den Abpraller von Michel (35.). Auch in der 37. Minute hat Heekeren gegen Bilbija die Nase vorn – aber dann ist es passiert: Ausgerechnet zu „Schalke ist die Macht“ muss Heekeren hinter sich greifen, weil er zwar gegen Bilbija und Zehnter klären kann, der von der schlafenden Abwehr unbehelligte Obermair aber per Volley zum 0:1 einschießen kann (40.).

Im Gegenzug hat Donkor den sofortigen Ausgleich auf dem Fuß, aber Riemann zeigt einen Monsterreflex (42.). Der Rest des ersten Durchgangs plus eine Minute Nachspielzeit verlaufen ohne berichtenswerte Ereignisse, es geht daher mit dem knappen Rückstand und leisem Murren, aber noch ohne Pfiffe in die Kabine.

Kalte Dusche nach der Pause

In der Fanbox regieren wie immer gute Laune und schräge Töne, beim Halbzeittalk mit Thomas Kirschner für das Team Fanbelange geht es um den Knappenkidscup, die Mitgliederaktion „Schalker werben Schalker“, die Umstellung der Dauerkarten auf digitales Format und die Auswärtstour nach Düsseldorf. Quatscher Dirk beendet den Plausch mit „Da geht noch was!“.

Der Gästeblock titelt „10 Jahre Hooligans Paderborn“ und zündet einige blaue und schwarze Rauchtöpfe; Mohr ersetzt den nahezu unsichtbaren Younes, die Nordkurve grüßt Enschede und „(Für) die Jungs die draußen steh’n“ – und es steht 0:2, denn Heekeren wird erneut von seiner Abwehr im Stich gelassen, so dass Mehlem nach schöner Vorarbeit von Ansah ohne Mühe am Schalker Torwart vorbei in die Maschen setzen kann (47.).

Der Treffer ist natürlich eine kalte Dusche für alle Schalker Fans, die auf eine bessere zweite Halbzeit gehofft haben, doch noch steckt die Nordkurve nicht auf und stimmt „Schalke nur Du alleine“ an. Doch es wird schnell deutlich, dass die Mannschaft nicht willens oder nicht in der Lage ist, eine Trotzreaktion wie gegen den HSV zu zeigen. Stattdessen holt sich Seguin eine völlig unnötige gelbe Karte für ein Frustfoul an Mehlem ab (59.).

Bulut zeigt als einer der wenigen vollen Einsatz und Laufbereitschaft und gewinnt eine rasantes Sprintduell gegen Michel und bekommt prompt Szenenapplaus (61.). Anschließend versucht van Wonderen, mit Antwi-Adjej für Bachmann und Meissa Ba für Höjlund etwas frischen Wind reinzubringen (62.).

VAR reviert Rot für Schallenberg, aber es reicht nicht

Ba führt sich direkt mit einem Foul an Hansen ein, der fällige Freistoß landet in der Mauer und dann im Toraus. Einen aus der folgenden Ecke resultierenden Kopfball kann Donkor gerade noch von der Linie kratzen (66.). Im Gegenzug vergibt Ba nach Zuspiel von Seguin eine der wenigen Schalker Torchancen knapp links am Kasten vorbei (67.).  

Dann kochen die Gemüter erneut hoch: Schallenberg rettet gegen Michel und bekommt von Schiedsrichter Schröder glatt Rot für eine angebliche Notbremse verpasst, obwohl er sichtlich den Ball gespielt hat – das sieht zum Glück auch der VAR so und die Karte wird einige Beschimpfungen später annulliert (71.). Die Zwischenzeit haben beide Trainer für frisches Personal genutzt, bei Schalke kommen Grüger und Gantenbein für Seguin und Bulut, bei Paderborn wird Michel von Castaneda ersetzt.

Zum großen Verdruss der Schalker Fans lässt die Mannschaft nach wie vor den letzten Einsatz – Laufleistung siebeneinhalb Kilometer weniger als der SCP – und Biss vermissen und so wandelt sich das Bekenntnis „Wir sind die Fans, die auch zu Dir steh’n, wenn Du verlierst“ bald in ein trotzig-aggressives „Tausend Trainer schon verschlissen, Spieler kommen, Spieler geh’n…“. Keiner mag uns, scheixxegal!

Heekeren kann noch einmal gegen Zehnter retten (78.), zwei weitere Doppelwechsel der Gäste (Grimaldi und Hoffmeier für Mehlem und Brackelmann sowie Ex-Schalker Platte und Klaas für Ansah und Bilbija) nehmen Zeit von der Uhr. Außer einem Vorstoß von Gantenbein (85.) bringt Schalke aber auch nichts mehr zustande, sodass Tausende der ursprünglich 62.094 Zuschauer bereits vor der fünfminütigen Nachspielzeit abwandern. Mit dem Schlusspfiff beginnt ein gellendes Pfeifkonzert.

Frust und Wut – quo vadis, Schalke?

Auch als die Mannschaft Richtung Kurve trottet, schlagen ihr Pfiffe und Pfui-Rufe entgegen, Fäuste werden gereckt, Becher fliegen und der ohnmächtige Frust entlädt sich in Beschimpfungen. Auf Schalke wird vieles verzeihen, nicht jedoch mangelnder Einsatz insbesondere in prekären Situationen!

Die Paderborner feiern indes fröhlich den Auswärtssieg und schieben sich mit 52 Punkten zumindest vorübergehend auf Relegationsrang 3, Schalke bleibt mit 38 Punkten unverändert auf Rang 13, ist aber bei 6 Punkten vor dem Relegationsrang, der nach einem furiosen 5:0-Sieg in Magdeburg von den Preußen aus Münster belegt wird, rechnerisch immer noch nicht hundertprozentig gesichert. Nicht auszudenken, wenn diese „Mannschaft“ in die Relegation müsste!

Am Samstagmorgen passiert dann, was passieren musste: Kees van Wonderen wird freigestellt, Jakob Fimpel übernimmt die letzten beiden Spiele – neben der Rückkehr von Kapitän Karaman wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass der Worst Case mit einem Absturz auf Platz 15 oder 16 noch verhindert werden kann…