Kaiserslautern – Schalke 2:1: Frustrierte Fans schweigen die Mannschaft an

Kaiserslautern – Schalke 2:1: Frustrierte Fans schweigen die Mannschaft an

28. April 2025 0 Von Susanne Hein-Reipen

Der FC Schalke 04 verliert das Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern mit 1:2 (0:1) und verpasst es, den Klassenerhalt wasserdicht zu machen. Die rund 6.000 mitgereisten Schalker Fans schweigen die Mannschaft nach dem Schlusspfiff enttäuscht an. Susanne Hein-Reipen berichtet…

Bei allerbestem Wetter ist die A 61 schon früh in Schalker Hand, denn die Auswärtsinfo warnte vor hohem Verkehrsaufkommen und einem längeren Fußmarsch von dem für die Gästefans vorgesehenen Parkplatz bis zum Betzenberg. Die Anreise gestaltet sich erfreulich entspannt, nur die vielen leuchtend gelben Rapsfelder entlang der Strecke brennen etwas in den Augen.

Kriminelle Würstchen

In Kaiserslautern angekommen gilt es den Betzenberg zu erklimmen und so latschen Rote und Blaue leise schnaufend Seite an Seite die zahlreichen Stufen hoch. Die Kontrollen am Eingang zum Gästeblock sind gründlich, aber fair, dahinter warten die wohl bestvergitterten Imbissstände Deutschlands. „Die Würstchen hier sind offenbar kriminell“ grinst ein Schalker. Kaltgetränke gibt’s im Otto-Rehagel-Gedächtnisbecher.

Im Stadioninneren ist die Begrüßung durch den Stadionsprecher laut (sehr laut!), aber freundlich. Während sich die Torhüter bereits warmschießen lassen, feiert er zunächst die Verpflichtung von Neu-Trainer Torsten Lieberknecht, dann geht’s zum caritativen Teil mit den „Betze-Engeln“ und Spenden an die Stefan-Morsch-Stiftung.

Vom Band kommt eine etwas schräge musikalische Einspielung  „Wir sind von der Westkurv“, dann folgt auf der einzigen funktionierenden Anzeigentafel über der Südtribüne die Schalker Aufstellung: Der zum Saisonende scheidende Chefcoach Kees van Wonderen vertraut auf Heekeren, Murkin, Kaminski, Schallenberg, Bulut, Seguin, Grüger, Mohr, Bachmann, Aydin und Sylla.

Das Herz der Pfalz

Ein weiterer FCK- Song („Der FCK wird niemals untergeh’n“) vom Band, dann gibt’s die Aufstellung der Hausherren und das Vereinslied, natürlich mit abertausenden hochgereckten Schals. Der Stadionsprecher bittet um volle Unterstützung der Mannschaft, der Gästeblock erprobt derweil eine Attacke und skandiert „Hurra, hurra, die Schalker die sind da“ und sehr uncharmant „Lautern-Schweine“.

Als die Mannschaften angeführt von Schiedsrichter Daniel Schlager aufs Feld kommen, zeigen Süd- und Westtribüne eine Choreo mit dem Vereinswappen, dem Pfälzer Löwen und dem überdimensionalen Schriftzug „Herz der Pfalz“. Der Gästeblock startet derweil eine lautstarke Dauerschleife von „Schalke, ich bin für dich geboren“.

Schalke, ganz in Weiß, hat Anstoß, die erste Aktion geht jedoch an den FCK, aber Heekeren ist rechtzeitig vor Ache am Ball (2.). Zwei frühe Ecken für die roten Teufel bringen nichts ein, die beiden Kurven beharken sich derweil ein wenig mit „FCK!“ – „Schei** FCK!“. Auch gegen Redondo (10.) zeigt sich Heekeren auf dem Posten.

Der erste nennenswerte Schalker Abschluss datiert aus der 16. Spielminute: Elvedi legt Aydin, den fälligen Freistoß legt Schallenberg zu Bachmann zurück, dieser setzt den Ball aber knapp über den Kasten. Der Treffer hätte ohnehin nicht gezählt, weil Vorlagengeber Schallenberg knapp im Abseits stand.

Yokota bringt die roten Teufel in Führung

Beide Kurven supporten ihre Mannschaft sehr engagiert, „Auf geht‘s Lautern schieß‘ ein Tor“ duelliert sich mit „S! 0! 4!“, „Wir komm‘n vom Berger Feld“ und „Wir lieben alle nur den FC Schalke, unsern Kumpel- und Malocherclub“.

Zwei Kopfbälle von Grüger (18.) und Bachmann (20.) treffen nicht ins Schwarze, auf der anderen Seite scheitert Ache mit einem Lupfer (22.) und einem Distanzschuss (25.) an Heekeren. Der Gästeblock stimmt derweil „Schalke, nur Du alleine“, „Ob ich verroste und verkalke“ und „Schalke ist der geilste Club der Welt“ an und schnauft einmal erleichtert durch, als erneut Ache Heekeren überlupft, der Ball aber knapp am leeren Tor vorbeisegelt (32.).

Der nächste Schuss sitzt leider besser, Redondo schüttelt Aydin ab und hat Platz für eine maßgeschneiderte Flanke auf Ache, dessen Kopfball Heekeren trotz starkem Reflex nur nach vorne abwehren kann, wo Yokota nur noch zum 1:0 abstauben muss (35.).

Der Gästeanhang schaltet sofort wieder akustisch in den Vorwärtsgang, „Vorwärts Schalke, kämpfen und siegen!“ ist angesagt, aber auch die nächste Chance geht an die Gastgeber. Von Hanslik kommt der Ball wieder zu Ache, dessen Schuss von der Strafraumkante Heekeren per Flugparade entschärft (42.). Kurz vor Ende der regulären Spielzeit gibt Sylla nach einem langen Ball von Aydin noch ein Schalker Lebenszeichen und einen Schuss knapp über das Tor ab, dann geht es mit einer Minute Nachspielzeit in die Kabinen.

Für die Jungs die draußen steh‘n

Im Gästeblock ist man sich einig, dass von Schalke mehr kommen muss. „An Heekeren kannze heute nich‘ meckern“ stößt ebenfalls auf breite Zustimmung. Das offizielle Pausenprogramm besteht aus Werbung für einen örtlichen Lohnsteuerhilfeverein („Finanzier mit Deiner Steuerrückerstattung Deine Dauerkarte!“), dann gibt es Elfmeterschießen mit einem Riesenball um eine Dauerkarte und zahlreiche Fangrüße via Videowand.

Die Schalker kommen frühzeitig wieder auf den Rasen und schwören sich ein, angefeuert durch eine Attacke. Für Grüger ist nun Höjlund auf dem Feld.  In der Westkurve erscheint ein Banner mit der Aufschrift „Danke für Euren Einsatz, Markus und Flo“ als Gruß an den entlassenen Trainer Markus Anfang und seinen Co Florian Junge.

Die zweite Hälfte ist gerade mal eine halbe Minute alt, als sich Heekeren schon wieder mächtig strecken muss: Hanslik läuft nach Vorarbeit des allgegenwärtigen Ache frei auf ihn zu, aber der Schalker Torhüter kann klären (46.). Die Schalkefans stimmen derweil Sprechchöre „für die Jungs, die draußen steh’n“ an.

Sylla mit dem umjubelten Ausgleich

Höjlund ist sichtlich motiviert und legt den Ball zwar am herauslaufenden Krahl, doch leider auch knapp links am Tor vorbei (50.); auf der Gegenseite erobert Ache eine zu kurz geratene Kopfballablage zu Heekeren, zielt danach aber etwas überhastet über die Latte (53.). Ronstadt testet die Reißfähigkeit von Murkins Trikot und sieht die erste Gelbe des Spiels (55.), Yokota verfehlt nach einer Ecke das Tor (59.).

Der Gästeblock supportet in dieser Phase mit „Auf geht‘s Schalke schieß‘ ein Tor“ und „Für deine Farben“ – und darf in der 61. Minute jubeln, denn Elvedi verlängert unfreiwillig eine Hereingabe von Seguin zu Höjlund, der den Pfosten trifft und Sylla steht wieder einmal goldrichtig und staubt zum 1:1 ab. JAAAAA! Auch der VAR bestätigt den Treffer.

Der Stadionsprecher verkündet einen mit 49.327 Zuschauern ausverkauften Betzenberg; Lieberknecht reagiert auf den Ausgleich und wechselt mit Alidou und Haas für Hanslik und Ronstadt zwei frische Kräfte ein (64.). Schalke zieht einige Minuten später mit Gantenbein für Aydin nach (70.). Kurz darauf muss auch Yokota angeschlagen für Rasche weichen (71.).

Der doppelte Ache und der VAR

„Eine Stadt erstrahlt in Blau“ – doch das Stadion erstrahlt in Rot, denn Ache erzielt mit einem sehenswerten Schlenzer das (vermeintliche) 2:1, das er mit seinen Mitspielern euphorisch vor der Westkurve feiert (72.). Van Wonderen nutzt die Jubelpause, um Younes für Mohr einzuwechseln – und drei lange Minuten später befindet der VAR, das Ache bei seinem Treffer hauchzart im Abseits stand.

Die Schalker Fans winken den Lauterern höhnisch zu, als wieder das 1:1 auf der Tafel erscheint, doch die Schadenfreude währt nur kurz:  Einen Flatterball von Alidou kann Heekeren noch aus der Gefahrenzone boxen (76.), aber gegen den nächsten Angriff ist er machtlos: Ein langer Ball von Ritter überwindet die Schalker Defensive, Kaminski kriegt Ache wieder nicht in den Griff und es steht wieder 2:1 – und dieser Treffer zählt (77.).

Ba und Kalas kommen für Sylla und Seguin (79.), Murkin sieht für ein Foul an Ache die gelbe Karte (81.). Lieberknecht ersetzt Redondo und Ritter durch Zimmer und Breithaupt, Ache schießt noch einmal links am Tor vorbei (90.) und es gibt 6 Minuten Nachspielzeit. Die einzig erwähnenswerte Aktion neben viel Gestocher ist eine Hereingabe in der 90+2. Minute, die Höjlund verpasst und Ba links neben das Tor setzt, ansonsten schaukelt der FCK den knappen Sieg über die Zeit.

Ein Punkt fehlt noch…!

Durch den Dreier bekommt der FCK mit 49 Punkten den Anschluss an eine vierköpfige Verfolgergruppe für den Relegationsrang, der aktuell von Magdeburg mit 50 Punkten belegt wird. Schalke bleibt mit 38 Punkten auf Rang 13 und benötigt bei genau 9 Punkten Vorsprung auf Ulm und Münster auf den Rängen 16 und 17 noch einen Zähler, um rechnerisch gesichert zu sein.

Die Enttäuschung der mitgereisten Fans über den Auftritt und das andauernde Zittern ist groß und so schweigt die Kurve die Mannschaft einfach an, als diese vor sie tritt. Dass noch nicht einmal der sonstige „Minimalsupport“ in Form der Aufforderung „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“ erfolgt, sollte den Spielern zu denken geben. Spätestens am nächsten Freitag muss im Heimspiel gegen Paderborn der Klassenerhalt wasserdicht gemacht werden!