So läuft die Mitgliederversammlung auf Schalke

So läuft die Mitgliederversammlung auf Schalke

10. Juni 2019 Aus Von Susanne Hein-Reipen

Am 30. Juni ist es wieder soweit: In der Veltins-Arena steigt die alljährliche Mitgliederversammlung des FC Schalke 04, im Vereinsmagazin Schalker Kreisel bereits als „wichtigster Tag des Jahres“ angekündigt. Susanne Hein-Reipen hat alles Wissenswerte dazu zusammengetragen.

Die Mitgliederversammlung beginnt ein wenig untypisch um 12.30 Uhr, früher wurden meistens „standesgemäße“ Uhrzeiten wie 11.04 Uhr oder 13.04 Uhr gewählt. Einlass in die eigens zu diesem Zweck in eine große Versammlungshalle mit königsblauem Teppich umgerüstete Arena ist bereits um 10 Uhr; ab 11 Uhr beginnt das Vorprogramm, in dem u. a. die Ehrungen für die „Silbernen“, sprich Vereinsmitglieder mit 25jähriger Mitgliedschaft und Talkrunden auf dem Programm stehen. Königsblauer Tipp: Eine frühzeitige Anreise ist insbesondere dann empfehlenswert, wenn man einen Platz im Innenraum ergattern möchte, weil man näher am Geschehen sein oder sich als Redner melden möchte. Außerdem dauern die Sicherheits- und Identitätskontrollen – rein dürfen nur Vereinsmitglieder, die ihren Mitgliedsausweis und einen „Lichtbildausweis“, also Perso, Pass oder Führerschein vorzeigen können – recht lange.

Eröffnung und Ehrungen für 50 Jahre Vereinstreue

Versammlungsleiter wird wie üblich Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies sein, der sich dabei von seinem Vertreter Dr. Jens Buchta juristisch unterstützen lässt. Auch ein Notar ist vor Ort, um sicherzustellen, dass alle Abstimmungen und Abläufe möglichst ordnungsgemäß vonstattengehen.

Nach der Begrüßung gibt’s ein paar Formalitäten – Tönnies muss festhalten lassen, dass ordnungsgemäß eingeladen wurde -, dann stehen „Ehrungen“ auf der Tagesordnung. Auf die Bühne kommen jetzt die „Goldenen“: Mitglieder, die dem FC Schalke 04 seit 50 Jahren ununterbrochen treu sind!

Satzungsänderungen: Ein Antrag zugelassen, drei nicht

Nächster Tagesordnungspunkt sind die Satzungsänderungen. Die Satzung als „Grundgesetz“ jedes Vereins kann nur von der Mitgliederversammlung geändert werden – und das auch nur mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen, damit nicht leichtfertig an den wichtigsten inneren Regeln herumgeschraubt wird.

In der Vergangenheit gab es an dieser Stelle oft erbitterte Wortgefechte, wenn „heiße“ Themen zur Abstimmung standen; 2015 beispielsweise scheiterte an dieser Stelle das große „Satzungsänderungspaket“, das in monatelanger Kleinarbeit ausgearbeitet worden war.  In diesem Jahr wurde nur ein einziger Satzungsänderungsantrag des bereits aus den Vorjahren bekannten Dr. Lengelsen zur Abstimmung zugelassen, in dem es um das Verfahren geht, wenn nicht genug Kandidaten für die Wahl zum Aufsichtsrat zur Verfügung stehen.

Drei weitere Anträge, die u. a. das für Aufsichtsratsmitglieder geltende Prinzip, dass diese nicht in einem Anstellungsverhältnis zum Verein stehen bzw. entgeltlich für ihn tätig sein dürfen, auch auf Ehrenrats- und Wahlausschussmitglieder ausdehnen wollen, wurden vom Aufsichtsrat gar nicht erst zur Abstimmung zugelassen – mit der Begründung, der Aufsichtsrat gehe „grundsätzlich davon aus, dass alle Gremienmitglieder selbstverständlich ihre Aufgaben für den FC Schalke 04 ordnungsgemäß und nach bestem Wissen und Gewissen ausüben, unabhängig davon, ob sie eine eventuelle Vergütung erhalten“. Auch ein Antrag auf Einrichtung eines vereinsinternen Schiedsgerichts wurde nicht zur Abstimmung zugelassen. Falls die Antragsteller versuchen, die Anträge mittels Zweidrittelmehrheit doch auf die Tagesordnung zu bringen, ist mit erheblichen Diskussionen zu rechnen.

Die Abstimmungen erfolgen elektronisch

Wahlen zum Aufsichtsrat: Lange, Müller, Rüter oder Tönnies?

Der nächste Tagesordnungspunkt werden die Wahlen zum Aufsichtsrat sein, falls es keinen Antrag auf Änderung gibt – sinnvoll könnte insbesondere sein, die „Berichte der Gremien“ VOR die Personalentscheidungen zu ziehen, damit die Mitglieder sich aus den Geschehnissen der letzten Saison und den präsentierten Verbesserungsideen ein umfassendes Bild machen können, wem sie das Wohl des Vereins anvertrauen.

Für die zwei vakanten Plätze im Aufsichtsrat bewerben sich Peter Lange, Ingolf Müller, Matthias Rüter und Clemens Tönnies.  Der Verein wird in der kommenden Woche die Aufzeichnung der „MitGEredet“-Veranstaltung mit den vier Bewerbern online stellen. Auf der Mitgliederversammlung wird jeder noch eine gut 10minütige Vorstellungsrede halten, danach kann jedes Mitglied für bis zu zwei Kandidaten stimmen.

Tönnies und Lange sind amtierende Aufsichtsräte, auch Müller gehörte dem Gremium schon einmal an. Rüter ist bislang vereinspolitisch nicht in Erscheinung getreten. Jedes stimmberechtigte (d. h. volljährige) Mitglied hat zwei Stimmen, die es per elektronischem Abstimmungsgerät abgeben kann.

Wahlen zum Ehrenrat: Die großen Unbekannten

Über die Wahlen zum Ehrenrat, die per Blockwahl erfolgt, schweigen sich Kreisel und Homepage bislang aus. Nach mehreren äußerst umstrittenen Aktionen des Ehrenrats dürfte die Blockwahl wohl nicht so eindeutig durchgehen wie in den Vorjahren.

Wahlen zum Wahlausschuss: Altfeld, Bone, Neuwald-Tasbach oder Schipper?

Als Nächstes gilt es, zwei neue Mitglieder in den Wahlausschuss zu wählen. In diesem Jahr kämpfen vier Mitglieder um die beiden freien Plätze: Thorsten Altfeld, Wolfgang Bone, Judith Neuwald-Tasbach und Mathias Schipper. Kurze Steckbriefe finden sich auf der Homepage des Vereins. Auch hier hat jedes stimmberechtigte Mitglied hat zwei Stimmen.

Berichte der Gremien: Wie schlägt sich Jochen Schneider?

Hinter dem trockenen Punkt verbergen sich die jährlichen „Arbeitsberichte“ von Vorstand und Aufsichtsrat. Zunächst gehen die Vorstände Jochen Schneider, Peter Peters und Alexander Jobst „in die Bütt“, um zu erläutern, was sich in ihrem Geschäftsbereich im vergangenen Jahr getan hat. Mit Spannung erwartet wird insbesondere der erste Auftritt von Jochen Schneider in großer königsblauer Runde – wie präsentiert er sich und hat er vielleicht endlich einen Sportdirektor mitgebracht…? Peters und Jobst sind bereits „alte Hasen“ und können auf gute Ergebnisse ihrer Ressorts verweisen.

Anschließend spricht Clemens Tönnies für den Aufsichtsrat und muss insbeosndere die Talfahrt der vergangenen Saison mit der Demission Christian Heidels, im Vorjahr noch von Gremien und Mitgliedern gleichermaßen abgefeiert, erklären.

Aussprache

Danach darf jedes Mitglied, das sich aufs Podium traut, in maximal drei Minuten zu den Berichten Stellung nehmen, wenn es sich vorher mit Mitgliedsausweis beim „Sprechertisch“ rechts neben der Bühne anmeldet. Regelmäßige Besucher der Versammlung wissen: Hier ist von wirklich tollen qualifizierten Beiträgen bis hin zu Skurrilitäten und Fremdschämen pur („wo bleibt das Freibier?!“ *rülps*) alles dabei, wobei es dieses Jahr sicher deutlich mehr kritische Anmerkungen geben dürfte, sowohl zum sportlichen Bereich als auch zu den jüngst vorgestellten Neuerungen beim Kartenverkauf und der Ticketbörse. Jährlich grüßende Murmeltiere gibt’s auch…

Entlastungen

Wenn alles gesagt ist, werden die Mitglieder um Entlastung der Gremien gebeten: Dieser Punkt war selbst in sehr turbulenten Jahren mit „vianogo“ und ähnlichen Klöpsen bislang nie ein wirkliches Problem.

Verabschiedung, Vereinslied, FREIBIER! – und Vorkaufsrechte

Danach ist es geschafft, Tönnies kann die Versammlung schließen und alle schmettern gemeinsam das Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich!“ Dann gibt es traditionell Freibier („richtiges“ Bier, während der Versammlung selber wird nur nicht-Alkoholisches ausgeschenkt) – und alle, die bis zu diesem Punkt geblieben sind, erhalten automatisch über ihren Mitgliedsausweis das begehrte Sondervorkaufsrecht für den Mitglieder-Ticketverkauf für die neue Saison eingebucht, das u. a. Karten für die heißbegehrten Begegnungen gegen die Bayern und den BVB garantiert.

Glückauf!