Schalke nur 3:3 gegen Fortuna – Fans sehr enttäuscht von drei vergeigten Führungen

Schalke nur 3:3 gegen Fortuna – Fans sehr enttäuscht von drei vergeigten Führungen

10. November 2019 5 Von Susanne Hein-Reipen

Dreimal jubelt Schalke über einen Führungstreffer gegen Fortuna, dreimal folgt die kalte Dusche auf dem Fuße. Nach dem 3:3 ist der Frust vieler Fans so groß, dass sie die Mannschaft beim Gang in die Kurve trotz unbestreitbaren Einsatzes anschweigen. Susanne Hein-Reipen über die Turbulenzen auf dem Berger Feld…

Die umstrittenen Parkplatz-Ausfahrt-Tickets kommen heute in zartem Orange daher, dazu ist auf den Parkplätzen ein für ein Nicht-Risikospiel enorm großes Polizeiaufgebot unterwegs. Die Schalker an den einschlägigen Treffpunkten stört das wenig, bei einem gepflegten Bierchen werden mögliche Abwehr-Varianten nach den Ausfällen von Stambouli, Sané und Nastasic durchgespielt und sehr kontrovers über das Tönnies-Interview auf S04TV diskutiert.

Der Hässlichste der Hässlichen

An den Aufgängen zur Arena können Fans gegen eine kleine Choreo-Spende noch die „Ob jung oder alt, ob groß oder klein“-Fahnen aus der Derbychoreographie und die beliebten Nordkurven-Kalender erwerben. Das Dach ist zunächst geschlossen, rollt aber während des Warmmachens der Mannschaften langsam zur Seite.

Schaurig-schön: Der Ugly-Christmas-Sweater (Foto: Hein-Reipen)

Für einen Lacher sorgen Stadionquatscher Dirk und Maskottchen Erwin, die den diesjährigen Ugly-Christmas-Pullover mit reichlich schrägem Weihnachtsmann nebst Rentier tragen. In einem kurzen Einspielfilm auf dem Würfel sind David Wagner und einige Spieler zu sehen, wie sie ebenfalls ein Exemplar des schaurig-schönen Pullis auspacken. Die meisten Spieler nehmen es mit Humor, Wagner kommentiert trocken, das sei „der Hässlichste der Hässlichen – wir müssen nicht jeden Scheixx mitmachen!“

Charly Neumann bleibt unvergessen

Genau in der Mitte des großen „Nordkurve Gelsenkirchen“-Blockbanners hängt die kleine schwarze Fahne „Charly unvergessen“ – der Todestag des überaus beliebten Schalker Faktotums jährt sich am kommenden Montag bereits zum elften Mal. Und er fehlt immer noch…! Leider geht die Gedenkminute für Robert Enke im Vorprogramm ziemlich unter.

Interessanter als das Fanspiel und die Movember-Werbung einer großen grünen Krankenkasse ist die Schalker Aufstellung: Wagner startet mit Kabak und McKennie in der Innenverteidigung… Keine Überraschungen gibt es im Tor mit Nübel, den Außenverteidigern Kenny und Oczipka und im defensiven Mittelfeld mit Mascarell und Serdar. Im offensiven Bereich verzichtet der Coach jedoch auf Burgstaller und Uth und Kutucu und Matondo, stattdessen sollen Harit und Raman vor Caligiuri und Schöpf für Tore sorgen. Der muffligen Miene von Guido Burgstaller ist deutlich anzusehen, wie ungern er auf der Bank Platz nimmt.

Erste Halbzeit: Defensive ist Trumpf

Das Steiger- und Vereinslied werden wie immer mit großem Stimm- und Fahneneinsatz geschmettert, dann kommen die Mannschaften aufs Feld. Die Gästekurve reckt derweil zwischen zwei großen Bannern „Gelebt für Fortuna – gestorben als Derbysieger“ und „Rest in Power, Socke“ die Schals nach oben, auch ein einzelner Bengalo leuchtet auf.

Die Nordkurve startet mit einem kleinen Gruß nach Enschede, dann folgen die Klassiker „FC Schalke“, „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“ und „Auf geht‘s Schalke schieß ein Tor“, auf dem Feld hingegen passiert in der ersten Viertelstunde herzlich wenig. Fortuna stellt sich einfach nur hinten rein und wartet – und die Schalker Fähigkeiten, gegen solche Fußballverhinderungsmannschaften das Spiel zu machen, sind zwar unter Wagner etwas besser geworden, haben aber immer noch ordentlich Luft nach oben.

Die Nordkurve intoniert „Hey, Schalke ist die Macht!“, der Gästeanhang hält mit „Wir sind Fortuna“ dagegen. Grund genug mit „Stadion geh‘n, im Pappbecher Bier“, „Hier regiert der S04!“ und den Ruhrpottkanaken zu zeigen, wer hier das Sagen hat.

Der Geist von Manuel Neuer

Schalke hat zwar deutlich mehr Ballbesitz, aber keine wirklich zwingenden Torchancen. Fortuna verirrt sich nach 23 Minuten erstmals nach vorne, doch Nübel stürzt aus seinem Kasten und klärt weit außerhalb des Strafraums mit einem rasanten Flugkopfball. „Der Geist von Manuel Neuer!“ gluckst ein älterer Herr in Erinnerung an einige ähnlich riskante Ausflüge des Nationaltorwarts, als er noch ein Jungspund im Schalker Tor war.

Im Gegenzug gibt’s die erste richtig gute Einschussmöglichkeit für Schalke, doch Zimmer kann den Schuss des Ex-Fortunen Raman noch vor der Linie wegschlagen. Schade! Eine Minute später verzieht der gegen seinen alten Verein sichtlich motivierte Belgier einen weiteren Schuss. Der Kurve gefällt das höhere Tempo trotzdem, sie fordert „Schalke! Kämpfen! Siegen!“ und „Auf geht’s Schalke schieß‘ ein Tor“ und singt „Jeden Tag und jede Nacht blauweiße Lieder, weil es uns glücklich macht“.

Der Fuß von Daniel Caligiuri

Das Glücklichmachen übernimmt dann aber einmal mehr Daniel Caligiuri. Nach schönem Zuspiel von Raman setzt er einen satten Rechtsschuss zum 1:0 in die Maschen des Düsseldorfer Tores (33.). Endlich! Die heißersehnte Führung hebt sofort die Laune; „Der FC Schalke wird deutscher Meister und wir holen den Pokal“ und „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ erklingen.

Auf dem Rasen tut sich außer einer Halbchance für Serdar weiter eher wenig. Kurz vor der Pause gibt’s die erste Ecke für die Gäste, die vom Ex-Schalker Kaan Ayhan genau in die Arme von Nübel gesetzt wird. Bei der zweiten Ecke verzögert Gießelmann den Anlauf und zieht so den Unmut der Schalkefans auf sich, wenig schmeichelhafte „Scheixx Fortuna“-Gesänge sind die Strafe. Als letzte Aktion gibt’s noch eine Chance von Schöpf, dessen Schuss jedoch von Zimmermann geklärt wird, leider „mit Schmackes“ genau an den Kopf von Raman, der danach ein wenig benommen aus der Wäsche guckt, sich aber in die Pause retten kann.

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